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Dramatische Entwicklung

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Als „surreal“ und „gespenstisch“ empfand Angela Merkel die Situation bei ihrem Besuch in der Ahrgemeinde Schuld am 18. Juli.

Dramatische Entwicklung

Von: red/KNA/bs | 25. Juli 2021
Die Lage in den von den Fluten heimgesuchten Gebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz war auch Tage nach der Katastrophe dramatisch.

Bis 20. Juli stieg die Zahl der Todesopfer auf über 160. Zahlreiche Menschen wurden bis dahin weiter vermisst, Rettungs- und Aufräumarbeiten dauerten an. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzlerin Angela Merkel machten sich in Regionen mit verheerenden Schäden ein Bild der Lage und bekundeten ihre Solidarität mit den Opfern. Trost und Hilfe spendeten außerdem Kirchenvertreter. Betroffen vom Hochwasser ist auch Bayern: Im Berchtesgadener Land wurde der Katastrophenfall ausgerufen.

Nach einem Besuch im Ort Schuld in Rheinland-Pfalz gemeinsam mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer sprach Merkel am 18. Juli von einer „surrealen, gespenstischen Situation“ und ergänzte: „Die deutsche Sprache kennt kaum Worte für die Verwüstung, die angerichtet ist.“ Es müsse nun kurzfristig gehandelt werden, zugleich brauche es einen langen Atem. Merkel verwies auf die für den 21. Juli im Bund geplanten Entscheidungen über Hilfen zur Bewältigung der Katastrophe. Sie dankte den Hilfskräften für ihren Einsatz.

Schneller werden im Kampf gegen den Klimawandel

Deutschland sei ein starkes Land, das sich der Naturgewalt entgegenstemmen werde. „Wir müssen schneller werden im Kampf gegen den Klimawandel“, betonte Merkel nicht nur mit Blick auf Deutschland. Bundesfinanzminister Olaf Scholz erklärte am 18. Juli, er werde am 21. Juli „zwei Dinge auf den Tisch legen: Erstens eine Soforthilfe, bei der letzten Flut waren dafür deutlich mehr als 300 Millionen Euro nötig (inzwischen auf 400 Millionen erhöht, Stand 20. Juli). Zweitens müssen wir die Grundlage für ein Aufbauprogramm schaffen, damit die zerstörten Häuser, Straßen und Brücken zügig repariert werden. Wie wir von der vorherigen Katastrophe wissen, geht es um Milliarden Euro“.

  • Info
    Eine Soforthilfe für Opfer der Hochwasserkatastrophe von insgesamt 50 000 Euro haben der Diözesan-Caritasverband, das Bistum Trier und die Stiftung Menschen in Not zur Verfügung gestellt. Das Bistum Mainz sagte weitere 35 000 Euro zu. Außerdem hat das Bistum Trier einen Arbeitsstab unter Leitung von Weihbischof Jörg Michael Peters, zuständig für den Visitationsbezirk Koblenz, in dem die im Bistum neben Trier-Saarburg am stärksten betroffenen Hochwassergebiete liegen, eingerichtet, der Hilfen für die Menschen vor Ort organisiert und koordiniert. Unter www.t1p.de/hochwasser-hilfe stellt das Bistum neben Angaben zum Spendenkonto (IBAN DE43 3706 0193 3000 6661 21, Stichwort „Hochwasser 21“ bei der Pax-Bank) eine Übersicht über Kontaktadressen, Anlaufstellen und Unterstützungsmöglichkeiten bereit.

Am 17. Juli hatte Steinmeier gemeinsam mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet das ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogene Erftstadt bei Köln besucht. Steinmeier betonte, das Land stehe in der Not zusammen. Das Schicksal der Opfer zerreiße das Herz.

Auch Bischöfe und andere Kirchenvertreter sicherten den von der Flut Betroffenen ihre Unterstützung zu. In Trier wurde am 16. Juli ein ökumenischer Klage-Gottesdienst gehalten. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann, der zuvor in Rheinland-Pfalz die besonders vom Hochwasser getroffene Ahr-Region besucht hatte, sagte: „Die Bilder und Gespräche der vergangenen Tage gehen mir einfach nicht aus dem Kopf.“ Das gelte auch für die in den Fluten gestorbenen Menschen. „Wir sind und bleiben verletzlich, auch im 21. Jahrhundert.“

Der evangelische rheinische Präses Thorsten Latzel berichtete in dem Gottesdienst von Besuchen in Stadtteilen und Gemeinden, in denen die Spuren der Flut aufgeräumt wurden: „Das Leben vieler Menschen liegt dort als Schutt und Müll draußen auf der Straße.“

Pfarrer Meyrer: Das ganze Ahrtal ist zerstört

„Die Stadt ist wie das ganze Ahrtal zerstört“, sagte der Pfarrer von Bad Neuenahr-Ahrweiler, Jörg Meyrer, im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur am Abend des 15. Juli. „Ich weiß von rund 1000 Familien, die keine Bleibe mehr haben. Die Brücken in Bad Neuenahr-Ahrweiler sind kaputt. Wir kommen gerade nicht auf die andere Ahrseite. Stellen Sie sich vor: Die Ahr ist eigentlich ein kleiner Bach. Heute Nacht war sie ein riesiger, breiter Strom und ist sieben Meter über die Ufer getreten. Unsere drei Kirchen sind nicht mehr brauchbar – wobei das gerade wirklich nicht das Wichtigste ist. Die Situation in der Stadt ist katastrophal. Wir haben uns heute Morgen mit dem Auto durchgeschlagen und sind seitdem in der Einsatzzentrale des Roten Kreuzes.

Wir vermitteln Kontakte, Zimmer, Kleidung, haben ein Mittagessen organisiert. Die Menschen kommen hier mit dem an, was sie am Körper tragen. Und das ist alles nass. Viele Wohnungen sind auch im ersten Stock völlig überflutet und zerstört. Wir versuchen bei allem zu helfen, was gerade anfällt, beispielsweise wenn Menschen verwirrt waren, eine Auskunft brauchten oder einfach Strom, um das Handy zu laden. Wir haben heute lange mit Menschen gesprochen, die nur eine Tüte in der Hand hielten – und sonst nichts. Und die sagen, wir haben kein Zuhause mehr, wir können in unsere Wohnungen nicht zurück. Einige sind jetzt vorübergehend in benachbarten Orten und umliegenden Stadtteilen untergebracht, teilweise in Sporthallen, die zu Bettenlagern umfunktioniert wurden.

Die Ehrenamtlichen sind teilweise seit 24 Stunden im Einsatz. Die Stimmung ist unglaublich professionell. Ich erlebe eine große Zugewandtheit der Helfer und insgesamt eine große Hilfsbereitschaft. Die Menschen sind sehr solidarisch miteinander verbunden. Aber es wird lange dauern und tiefe Spuren hinterlassen.“

Die Erzbistümer Köln und Paderborn stellten je 100 000 Euro Soforthilfe für in Not geratene Menschen zur Verfügung. Die Kölner Erzdiözese bot zudem 15 Zimmer im Bonner Theologenkonvikt Collegium Albertinum für Flutopfer an. Das Bistum Aachen richtete einen Solidaritätsfonds für betroffene Kinder und Familien ein. Auf einem gemeinsamen Konto sammeln das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe, die Evangelische Kirche im Rheinland und die Evangelische Kirche von Westfalen Spenden. Auch die Caritas in NRW rief zu Spenden auf. In mehreren betroffenen Gebieten waren Notfallseelsorger vor Ort.

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker forderte seine Pfarrgemeinden auf, übergangsweise kirchliche Immobilien für in Not geratene Menschen zu öffnen. Auf dem Gebiet der westfälischen Erzdiözese liegt unter anderem die stark betroffene Stadt Hagen.

Das Erzbistum Köln sucht eigenen Angaben zufolge nach weiteren Möglichkeiten, Menschen ein Obdach zu geben – etwa in kirchlichen Tagungs- und Bildungshäusern. Die Telefonseelsorge biete Gespräche an und einzelne Pfarreien sammelten Spenden, sagte eine Sprecherin. „Die zerstörerischen Ausmaße der Hochwasser-Katastrophe sprengen jegliche Vorstellungskraft“, erklärte der Aachener Bischof Helmut Dieser. „Es ist unendliches Leid entstanden, das wir heute noch gar nicht richtig fassen können.“

Neuausrichtung des Wahlkampfs gefordert

„Eine Überflutung mit so fürchterlichen Folgen, mit so vielen Toten und Vermissten habe ich in meiner gesamten politischen Laufbahn in Deutschland noch nicht erlebt“, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer.

Er forderte eine Neuausrichtung für den Wahlkampf. Er hoffe, „dass diese furchtbaren Überschwemmungen dazu führen, dass sich der Wahlkampf mit unseren echten Zukunftsaufgaben beschäftigt“. Mit Blick auf die Debatten um Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock sagte der Minister: „Ich wünsche mir ja schon seit Wochen, dass wir nicht nur über Details in Lebensläufen oder abgeschriebene Sätze in Büchern diskutieren, sondern über die riesigen Zukunftsherausforderungen, vor denen unser Land steht.“ Für Seehofer ist die Ursache der Flut klar: „Niemand kann ernsthaft bezweifeln, dass diese Katastrophe mit dem Klimawandel zusammenhängt. In der Gesamtbetrachtung müsste doch jeder vernünftige Mensch kapieren, dass Wetterkapriolen in dieser Dichte und Heftigkeit kein normales Phänomen in unseren Gefilden sind, sondern Folgen der menschengemachten Erderwärmung.“



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