Foto: Ulrich Traub
Die hölzerne Statue des Heiligen Martin auf dem Weg durch den Weinort St. Martin.
St. Martin in St. Martin
Von: Ulrich Traub | 6. November 2022
Beim Martinsfest im Weinort St. Martin in der Pfalz steht nicht allein der Wein, sondern auch der Heilige im Mittelpunkt.
In unseren Breiten ist der Brauch des Martinilobens kaum bekannt. Seine Heimat ist das Burgenland. Von dort ist es nicht weit bis zum Geburtsort des heiligen Martin, der im heutigen West-Ungarn das Licht der Welt erblickt hat. Beim Martiniloben, am 11. November, wird der neue Weinjahrgang gesegnet („Weintaufe“). Erst danach darf er verkostet werden.
Beginn des Festes ist schon am Vorabend
Die Erwachsenen pilgern zu den Winzern. Zahlreiche Weingüter öffnen ihre zum Teil neuen und sehr einladenden Probierstuben am Martinstag und schenken einen kostenlosen Schluck des neuen Weines aus. Auch Straußwirtschaften wie der Aloisiushof im denkmalgeschützten Zentrum haben geöffnet. Am 11. November zum vorerst letzten Mal. Denn am Martinstag endet das bäuerliche Jahr – auch für Winzer. Im Zentrum der Feierlichkeiten steht aber nicht der Rebensaft, sondern sein Schutzpatron.
Eigentlich fängt das Martinsfest schon am Vorabend an, fast wie Weihnachten. Dass der Weinheilige vor Nikolaus als Gabenbringer galt, erfährt man – wie manch andere Episode – beim Martinsabend, der, wenn nicht gerade ein Virus alles durcheinanderbringt, vom Tourismusverband in einem der Restaurants veranstaltet wird. Dabei kommt Wissenswertes über das Leben und die Bedeutung des Heiligen im Rahmen eines Martinsmenüs anekdotenreich zur Sprache. Richtig, auch die Gans spielt eine Hauptrolle. Am Ende des gehaltvollen Abends wird der Martinssegen für den neuen Wein erbeten.
Hinauf zur Kirche und wieder hinab in den Ort
Am Martinstag ist der Heilige sozusagen allgegenwärtig. Zunächst wird die hölzerne Martinus-Plastik bei dem Weingut abgeholt, das ein Jahr die Ehre hatte, auf sie aufpassen zu dürfen. Dort wird sie, Martin hoch zu Ross mit dem Bettler zu seinen Füßen, von Vertretern des Weinbauvereins geschultert und dann singend durch das Dorf getragen. Dann muss der Anstieg zur Martinskirche, vor der ein fast lebensgroßes Standbild des Heiligen über den Ort wacht, geschafft werden. Martin schwankt beträchtlich, erreicht aber wohlbehalten das Gotteshaus.
…
-
Weiter lesen …
Den vollständigen Artikel lesen Sie in der gedruckten Ausgabe des „Paulinus“ oder im „Paulinus“-ePaper. Ein kostenloses und unverbindliches dreiwöchiges Probeabo gibt es per E-Mail an leserservice@paulinus-verlag.de.
- Einen Kommentar schreiben