Mutter Teresa wird auch hierzulande von vielen Menschen als „Engel der Armen“ verehrt. Doch nur wenige Menschen im deutschsprachigen Raum kamen ihr so nahe wie die beiden Geistlichen Leo Maasburg (68) und Leo Schwarz (84).
Menschen ohne Hab und Gut, in Lumpen gehüllt, die im Dreck der Straße vor sich hin leben und sterben. Leid, Kummer, Armut, Hunger. Selbst für hartgesottene Menschen ist der Anblick all des Elends in Kalkutta nur schwer zu ertragen. Leo Schwarz ist solch ein hartgesottener Mensch, er kennt die Gesichter der Armut; der Priester aus dem Bistum Trier hat in den 1960ern acht Jahre als Seelsorger in Bolivien gelebt. Das tut er auch heute wieder, mit 84 Jahren, nur selten ist er noch zu Besuch an der Mosel.
Das Lächeln weicht aus dem Gesicht des emeritierten Trierer Weihbischofs, als er an diese Erlebnisse im indischen Kalkutta zurückdenkt. 1977 war das, Schwarz war damals Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks Misereor, eine Tätigkeit, die er von 1976 bis 1982 ausübte. Bei einer Reise zu Hilfsprojekten auf dem Subkontinent begegnete er erstmals Mutter Teresa, die sich dort mit ihren Missionarinnen der Nächstenliebe für die Armen einsetzte.
„Sie nahm sich alle Zeit der Welt für uns“, erinnert sich Schwarz. Die Ordensfrau habe die deutsche Delegation in ein Sterbehaus geführt. „Dann sehe ich, wie sie mit einem Blick erfasst, wer ihre Hilfe braucht, wie sie hingeht und ihnen Wasser gibt. Das war natürlich sehr primitiv für unsere Verhältnisse, aber das war sauber und es war ein Ort, wo man in Würde sterben konnte. Das hat mich tief bewegt.“ Schwarz erzählt auch vom Humor der Ordensfrau. So habe sie den Sprecher der Delegation, der eifrig Fotos machte, gewarnt: „Sei vorsichtig, für jedes Fotos musst du drei Ave Maria beten!“ Diese menschliche Seite Mutter Teresas ist es, an die der Weihbischof gern zurückdenkt. So erinnert er sich gern an ein Seminar, bei dem sie beide in der Mittagshitze zahlreichen Vorträgen lauschen mussten: „Da saß sie neben mir und ich merkte, wie sie eingeschlafen ist. Das war für mich späterhin beruhigend zu sehen, dass eine selige, bald heilige Frau auch einmal mittags müde werden und einschlafen kann!“
Den Menschen Mutter Teresa hat auch Leo Maasburg noch gut in Erinnerung. Der 68-jährige scheidende österreichische Missio-Nationaldirektor hat die Ordensfrau in den 80er Jahren auf vielen Reisen begleitet. Das war eigentlich nicht geplant – der 1982 geweihte Priester stand in Diensten des tschechoslowakischen Untergrundbischofs Paul Hnilica in Rom. Doch dieser stellte ihn regelmäßig für die Unterstützung der Nonne frei.
„Mutter Teresa hat diese Freistellung als hundertprozentig betrachtet“, erinnert sich Maasburg mit einem Schmunzeln. Er begleitete sie nach Indien, nach Kuba, in die Sowjetunion. „Ich staune immer wieder, wenn ich an diese Persönlichkeit denke. Sie hatte ein sehr hohes Durchsetzungsvermögen, das sie mit enormem Charme, Intelligenz und Klugheit gepaart hat.“