Die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) im Bistum Trier und die Bereiche Klassische Philologie und Philosophie der Universität Trier wollten bei ihrer Gemeinschaftsveranstaltung „eine uralte Frage neu stellen“. Nämlich: „Was macht gelingendes Leben aus?“
Foto: Ingrid Fusenig
„Was macht ein gelingendes Leben aus?“ Podiumsdiskussion mit Moderator August Herbst, Prof. Dr. Johannes Brantl, Dr. Sebastian Gäb und Prof. Dr. Jörn Müller (von links) in der Dom-Information Trier.
Ist jeder seines Glückes Schmied?
Von: Ingrid Fusenig | 14. Dezember 2014
Ist Glück "Sache" von Individualisten? Oder "braucht" Glück das große Gemeinschaftserlebnis? Ist es gar Staatsaufgabe, des Volkes Glück zu garantieren? Um diese (und andere) Fragen ging es Ende November bei einer Podiumsdiskussion in der Dom-Information Trier.
Die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) im Bistum Trier und die Bereiche Klassische Philologie und Philosophie der Universität Trier wollten bei ihrer Gemeinschaftsveranstaltung „eine uralte Frage neu stellen“. Nämlich: „Was macht gelingendes Leben aus?“
Die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) im Bistum Trier und die Bereiche Klassische Philologie und Philosophie der Universität Trier wollten bei ihrer Gemeinschaftsveranstaltung „eine uralte Frage neu stellen“. Nämlich: „Was macht gelingendes Leben aus?“
Von Glückssuchern und Glücksexperten
Dass es darauf nicht nur eine Antwort und einen Denkansatz gibt, wurde schon beim Blick aufs hochkarätig besetzte Podium deutlich: Prof. Dr. Johannes Brantl ist Studiendekan der Theologischen Fakultät Trier und bekannt als langjähriger Professor für Moraltheologie; Prof. Dr. Jörn Müller arbeitet am Institut für Philosophie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg; Dr. Sebastian Gäb (Fachbereich Philosophie der Uni Trier) deckt Forschungsgebiete von der analytischen Sprach- über die Religions- bis hin zur chinesischen Philosophie ab. Nicht zu vergessen Moderator August Herbst von der Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte.
Er brachte die Diskussion auf eine für ihn naheliegende Art und Weise ins „Rollen“: Er hatte eine Kugel mit Delle im Gepäck, „jene eigenwillige Kugel aus dem berühmten Cusanus-Spiel“. Sie vom äußeren Kreis, vom Chaos also, in die Mitte, hin zur geistigen Erkenntnis, zu „bewegen“, ist nicht so leicht. Manchmal eine Lebensaufgabe.
Was hat nun Philosophie mit Glück zu tun? „Glück ist immer ein Grundthema der Philosophie“, erläuterte Jörn Müller. Philosophie verstehe sich als Weg zum Glück; Philosophen aus der Antike „waren Glückssucher, Glücksforscher, Glücksexperten“. Manchmal liege es nicht bei uns, ob wir Glück haben (Zufallsglück); manchmal habe Glück Episoden-Charakter mit Glücksmomenten und Verzückungsspitzen (Wohlfühlglück); manchmal gehe es um gelingendes Leben im Ganzen (Lebensglück oder Glück der Fülle). Müller: „Letzteres setzt eine aktive Sicht auf das Leben voraus. Glück ist erreichbar durch einen Lebensplan.“ Nach dem Motto: „Jeder ist seines Glückes Schmied.“
Asien mit seinen verschiedenen Kulturen – was macht dort gutes Leben aus? „Darauf gibt es sehr viele Antworten“, sagte Sebastian Gäb. In China beispielsweise gebe es „kein Pendant zum guten Leben wie etwa bei uns“. Man finde nur ethische Schriften. Konfuzius beispielsweise habe den Begriff der Tugend geknüpft an menschliche Beziehungen. Der Mensch sei kein isoliertes Wesen, für Konfuzius sei „ein gelingendes Leben eines, das aus gelingenden Beziehungen besteht“. Folgerung: „Wir brauchen ein harmonisches Sozialwesen.“
Der Daoismus dagegen sehe ein gutes Leben immer im Einklang mit der Natur, das Individuum stehe im Zentrum. Das Kind ist das Ideal; es gehe um Schlichtheit, Einfachheit, Reflexionslosigkeit. Der Mensch müsse raus aus der Gesellschaft. Nur wer frei von politischen und sozialen Zwängen ist, könne glücklich sein. Im Buddhismus sei das jetzige Leben nur eines von vielen, „das relativiert die Frage nach dem guten Leben“. Es gebe eher die Idee vom leidvollen Leben; Quelle des Lebens sei der Durst. Die Haltung: Das Glück sollte man nicht allzu ernst nehmen.
Er brachte die Diskussion auf eine für ihn naheliegende Art und Weise ins „Rollen“: Er hatte eine Kugel mit Delle im Gepäck, „jene eigenwillige Kugel aus dem berühmten Cusanus-Spiel“. Sie vom äußeren Kreis, vom Chaos also, in die Mitte, hin zur geistigen Erkenntnis, zu „bewegen“, ist nicht so leicht. Manchmal eine Lebensaufgabe.
Was hat nun Philosophie mit Glück zu tun? „Glück ist immer ein Grundthema der Philosophie“, erläuterte Jörn Müller. Philosophie verstehe sich als Weg zum Glück; Philosophen aus der Antike „waren Glückssucher, Glücksforscher, Glücksexperten“. Manchmal liege es nicht bei uns, ob wir Glück haben (Zufallsglück); manchmal habe Glück Episoden-Charakter mit Glücksmomenten und Verzückungsspitzen (Wohlfühlglück); manchmal gehe es um gelingendes Leben im Ganzen (Lebensglück oder Glück der Fülle). Müller: „Letzteres setzt eine aktive Sicht auf das Leben voraus. Glück ist erreichbar durch einen Lebensplan.“ Nach dem Motto: „Jeder ist seines Glückes Schmied.“
Asien mit seinen verschiedenen Kulturen – was macht dort gutes Leben aus? „Darauf gibt es sehr viele Antworten“, sagte Sebastian Gäb. In China beispielsweise gebe es „kein Pendant zum guten Leben wie etwa bei uns“. Man finde nur ethische Schriften. Konfuzius beispielsweise habe den Begriff der Tugend geknüpft an menschliche Beziehungen. Der Mensch sei kein isoliertes Wesen, für Konfuzius sei „ein gelingendes Leben eines, das aus gelingenden Beziehungen besteht“. Folgerung: „Wir brauchen ein harmonisches Sozialwesen.“
Der Daoismus dagegen sehe ein gutes Leben immer im Einklang mit der Natur, das Individuum stehe im Zentrum. Das Kind ist das Ideal; es gehe um Schlichtheit, Einfachheit, Reflexionslosigkeit. Der Mensch müsse raus aus der Gesellschaft. Nur wer frei von politischen und sozialen Zwängen ist, könne glücklich sein. Im Buddhismus sei das jetzige Leben nur eines von vielen, „das relativiert die Frage nach dem guten Leben“. Es gebe eher die Idee vom leidvollen Leben; Quelle des Lebens sei der Durst. Die Haltung: Das Glück sollte man nicht allzu ernst nehmen.
Wer will ich als Mensch überhaupt sein?
„Ich will mit der Tür ins Haus fallen“, sagte Johannes Brantl. „Der zu sein, der ich bin. Einverstanden damit zu sein“, das sei Wurzel eines gelingenden Lebens. Der Glaube als wichtiger Grundpfeiler, die „Endlichkeit aus dem Willen Gottes heraus zu verstehen“. Brantl erinnerte an die vier Kardinaltugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Maßhalten, Tapferkeit. Es gehe um Einstellungen und Haltungen im Leben: Was soll ich tun? Wer will ich als Mensch überhaupt sein? Brantl: „Jeder Mensch ist mit einer Begabungssituation ausgestattet. Gemeinsam können wir sehr vieles.“
Der Mensch könne Planer und Entwickler seines Lebens sein, der glaubende Mensch wisse sich in der Führung eines Größeren. Glück, eine individuelle Angelegenheit? Für Brantl auf gar keinen Fall: „Ein Kind ist natürlich erst einmal ein Individuum. Aber es muss von anderen angenommen, gehegt und gepflegt werden.“
Laut Jörn Müller ist in Bhutan Glück als Staatsaufgabe in der Verfassung verankert. Natürlich funktioniere eine Zwangsbeglückung nicht, aber es sei eine gute Frage: Wie kann man Glück staatlich fördern? Müller: „Was nützt es Ihnen denn, wenn sie Klavier spielen können, aber kein Klavier haben.“ August Herbst zum Abschluss: „Können wir ein Fazit ziehen? Nein. Wir haben die Möglichkeit, die Kugel ins Spiel zu bringen. Und merken: Es gibt keine zwei Würfe, die gleich sind. Was wir haben: Die Möglichkeit, uns weiterzubilden.“
Diese Aussage wird Dr. Hans Günther Ullrich, Leiter der Abteilung Ehrenamt, Bildung und Gesellschaft im Bistum Trier, gerne gehört haben. Schließlich sei, so erläuterte Ullrich, die KEB in einem Neuaufstellungsprozess. Die Erwartungen von Menschen an Bildung veränderten sich, man suche individuellere Formen, sich Bildung anzueignen. Die Diskussion sei ein weiterer Baustein, das KEB-Motto „Bildung für ein gelingendes Leben“ mit Inhalten zu füllen.
Der Mensch könne Planer und Entwickler seines Lebens sein, der glaubende Mensch wisse sich in der Führung eines Größeren. Glück, eine individuelle Angelegenheit? Für Brantl auf gar keinen Fall: „Ein Kind ist natürlich erst einmal ein Individuum. Aber es muss von anderen angenommen, gehegt und gepflegt werden.“
Laut Jörn Müller ist in Bhutan Glück als Staatsaufgabe in der Verfassung verankert. Natürlich funktioniere eine Zwangsbeglückung nicht, aber es sei eine gute Frage: Wie kann man Glück staatlich fördern? Müller: „Was nützt es Ihnen denn, wenn sie Klavier spielen können, aber kein Klavier haben.“ August Herbst zum Abschluss: „Können wir ein Fazit ziehen? Nein. Wir haben die Möglichkeit, die Kugel ins Spiel zu bringen. Und merken: Es gibt keine zwei Würfe, die gleich sind. Was wir haben: Die Möglichkeit, uns weiterzubilden.“
Diese Aussage wird Dr. Hans Günther Ullrich, Leiter der Abteilung Ehrenamt, Bildung und Gesellschaft im Bistum Trier, gerne gehört haben. Schließlich sei, so erläuterte Ullrich, die KEB in einem Neuaufstellungsprozess. Die Erwartungen von Menschen an Bildung veränderten sich, man suche individuellere Formen, sich Bildung anzueignen. Die Diskussion sei ein weiterer Baustein, das KEB-Motto „Bildung für ein gelingendes Leben“ mit Inhalten zu füllen.
-
Serie
Ein eigenes Haus, ein Auto, regelmäßiger Urlaub, Fernreisen, ein möglichst gut gefülltes Bankkonto. So sah lange Zeit der Traum vom Wohlstand aus. Doch immer mehr setzt sich heute die Erkenntnis durch: „Viel haben“ heißt noch nicht „gut leben“, und „weniger ist vielleicht mehr“.
In Zusammenarbeit mit Barbara Schartz vom Themenschwerpunkt Schöpfung bei der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum stellen wir deshalb in einer lockeren Serie Menschen vor (vgl. zuletzt „Herrad Schenk“, „Paulinus“ Nr. 42, 19. Oktober, Seite 17), die für Veränderung eintreten oder anders leben, oder wie in diesem Beitrag viel über das Thema wissen.
Partner