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Marx aus dem Drucker

Foto: Stefan Endres
Professor Christopher Ledwig dokumentiert sein Projekt, bei dem eine handmodellierte Marx-Figur eingescannt wird. Mit Hilfe einer App kann diese die reale Marx-Statue aus China virtuell überlagern.

Marx aus dem Drucker

Von: Stefan Endres | 15. Juli 2018
Mit einem „3D-Drucklabor“ im Museum am Dom zeigt die Hochschule Trier Möglichkeiten digitaler Produktion auf. Das Labor regt zum Nachdenken über eine digitalisierte Arbeitswelt an, die nur scheinbar nichts mit Karl Marx zu tun hat.

Digitale Produktionsverfahren hat Karl Marx zwar nicht kennengelernt, dafür aber industriell-technisierte, bei denen die Produktionsmittel nicht im Besitz der Arbeiter waren. Mit dem „offenen 3D-Drucklabor“, das der Campus Gestaltung der Hochschule Trier im „Labor“-Raum der „LebensWert Arbeit“-Ausstellung des Trierer Museums am Dom eingerichtet hat, ermöglicht sie jedem beispielhaft diesen persönlichen Zugang zu den „Produktionsmitteln“, dessen Fehlen Marx so sehr beklagt hat.

Die Idee basiert auf dem sogenannten „Fabrication Laboratory“ („FabLab“)-Konzept: In einer für jeden offenen, „demokratischen“ Werkstatt erhalten Privatpersonen einen Zugang zu Produktionsmitteln und modernen Produktionsverfahren für Einzelstücke.

„Wer also eine gute Idee hat, der kann damit zu uns kommen“, sagt Anne Wiedau vom Campus Gestaltung, die das Projekt-Labor leitet. Wenn die Idee realisierbar sei, werde sie direkt vor Ort entwickelt und produziert, erklärt die Diplom-Designerin und Innovationsassistentin. „Da kommen ganz verrückte Sachen zustande“, sagt Wiedau – die sich schon „ganz inspiriert“ von den ersten Besucherideen zeigt. Zum Beispiel sei im Gespräch die Idee entstanden, eine individuell gestaltete Urne zu entwerfen und im 3D-Drucker – aus abbaubarem Material – zu fertigen.

Im Museum darf experimentiert werden

Für die Ausstellungskuratorin Gabriele Lohberg ist die digitale „Weiterentwicklung der Produktionsmittel“ eine Anfrage an die Gestaltung der Arbeitswelt und deren Probleme im Bezug auf den Menschen und seine Entfremdung, wie sie bei der Vernissage zum neuen „Labor“ am 5. Juli erläuterte.

Die Studierenden und Lehrkräfte verschiedener Hochschulen reagierten mit ihren Ideen und Arbeiten auf diese Themen einer schnellen Entwicklung – „was bisher schon sehr gut angekommen ist“. Mit dem Labor des Campus’ Gestaltung werde nun „vor Ort live produziert“ – was für ein überwiegend historisch ausgerichtetes Museum etwas ganz Besonderes sei, sagte Lohberg.

Zwar werden auch Arbeiten aus den sechs Gestaltungs-Fachrichtungen Architektur, Innenarchitektur sowie Edelstein- und Schmuck-, Intermedia-, Kommunikations- und Mode-Design ausgestellt. Der Schwerpunkt aber liegt im typischen experimentellen Charakter eines Labors, in dem entwickelt, ausprobiert und getestet wird.

Dabei können aus Besucherideen „ganz tolle, nützliche Sachen“ entstehen, wie die Designerin Wiedau rückmeldet, aber auch Ergebnisse, die sich aus dem eher spielerischen Umgang mit den digitalen Entwicklungs- und Produktionstechniken ergeben.

Mit einem Bodyscanner kann jeder seinen Körper „abtasten“ und das digitale Modell anschließend in einem 3D-Drucker als plastische Figur zum Mitnehmen ausdrucken lassen.

Wenn Karl Marx durchgeknetet wird

Der Kommunikationsdesigner Christopher Ledwig, Professor für Digitale Medien, hat eine App (eine Anwendungssoftware) entwickelt, die ebenfalls Spaß machen soll. Besucherinnen und Besucher können sich im Museumslabor „ihren Marx“, wie er sagt, aus Plastilin kneten und einscannen lassen. Das digitale Ergebnis wird hochgeladen und kann vor der neuen chinesischen Marx-Statue diese mit dem eigenen Marx-Modell digital überblenden. Sogar eine Umrundung der Statue ist möglich.

Der Intermedia-Designer Adrian Wegner bietet mit einem sogenannten Eyetracking-Verfahren die Möglichkeit, über die erfassten Augenbewegungen ein 3D-Modell am Bildschirm zu erstellen. Bereits vielfach ausgedruckt ist eine Marx-Büste, die als Reverenz nicht fehlen darf. Leiterin Anne Wiedau selbst möchte gerne einige Ausstellungsstücke aus dem Bestand des Museums im Dreidimensionen-Druck fertigen, die dann als Tast-Modelle sehbehinderten Menschen das Kennenlernen des jeweiligen Exponates erleichtern sollen.

Diesen Anwendungsbereich und viele weitere nützliche stellte Michael Hoffmann, Leiter des Labors für Digitale Produktionsentwicklung an der Trierer Hochschule, in einem Vortrag am Eröffnungsabend vor. Unter der Überschrift „Arbeitswelt 4.0 – Wie die Digitale (R)Evolution die Entwicklung und Fertigung von Produkten verändert“ zeigte er anhand vieler Modelle, wie vielfältig die Einsatzmöglichkeiten mit neuen digitalen Produktionstechniken sind – insbesondere der 3D-Druck, der als „additive Fertigung“ die Herstellung von Einzelstücken und Serien revolutioniert.

Als „Zukunftstechnologie“ ermögliche sie zum Beispiel individualisierte Produkte in der Medizintechnik oder bei Konsumgütern. „Als Ingenieure sind wir uns aber immer auch unserer ethischen Verantwortung bewusst“, sagte Hoffmann und verwies auf das Hochschul-Projekt „ProTRon“, bei dem extrem effiziente Fahrzeuge für die Mobilität der Zukunft entwickelt werden. Welche nicht zuletzt künstlerischen Möglichkeiten in den digitalen Produktionsmitteln stecken, zeigen einige Ausstellungsstücke von Studierenden – darunter auch Schmuck, der Steine aus der Natur mit Materialien aus dem Drucker künstlerisch verbindet.

  • Info
    Das „Labor“ des Campus Gestaltung der Hochschule Trier kann im Rahmen der Ausstellung „LebensWert Arbeit“ im Museum am Dom, Bischof-Stein-Platz, bis 29. Juli besucht werden. Geöffnet täglich (außer montags), 10 bis 16 Uhr. Vor Ort produzierte Objekte werden – außer im Museum – auch an den Design- u. Kulturtagen vom 12. bis 14. Oktober auf dem Campus Gestaltung gezeigt.



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