Koblenz:
160 Freiwillige haben sich nach einem Aufruf der Koblenzer Caritas gemeldet, um in zwei von Corona-Infektionen betroffenen Wohnhäusern für Menschen mit Behinderung mitzuhelfen. Für die Bewohner wie die Beschäftigten ist die Situation nach wie vor belastend.
Die Ende März veröffentlichte Bitte um ehrenamtliche Mitarbeit im Haus Eulenhorst in Metternich und im Haus St. Franziskus in Weißenthurm hat eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst, für die der Caritasverband sehr dankbar ist. Im Haus Eulenhorst sind bis zum 22. April vier beeinträchtige Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben – zwei an den unmittelbaren Folgen der Infektion. Weitere Bewohner und Mitarbeiter hatten sich dort und im Haus St. Franziskus mit dem Virus infiziert, sodass für beide Einrichtungen eine Quarantäne verhängt wurde. Die Situation stellte – und stellt noch immer – für alle Betroffenen eine große Belastung dar, was die Verantwortlichen zu der Bitte nach Unterstützung veranlasste.
„Wir waren von der Resonanz überwältigt“, sagt Caritasdirektorin Martina Best-Liesenfeld. „Vorrangig haben wir zuerst Ehrenamtliche ausgewählt, die bereits Erfahrungen in der Arbeit mit behinderten Menschen haben oder pflegerische Berufe ausüben.“ Aktuell seien in beiden Häusern 17 Freiwillige im Einsatz. Vor ihrem Engagement absolvierten sie am Katholischen Klinikums Koblenz- Montabaur zunächst eine Intensivschulung, in der es vor allem um Schutz- und Hygienemaßnahmen für die eigene Person und die Betreuten sowie um wichtige Informationen und praktische Tipps im Bereich Pflege ging.
„Für mich war sofort klar, dass ich helfen möchte, nachdem ich den Aufruf gelesen hatte“, sagt Patrick Kopold über seine Motivation. Der 40-Jährige, normalerweise Gruppenleiter in der Rhein-Mosel- Werkstatt, half am Tag nach der Schulung erstmals im Eulenhorst mit. Seine Erfahrungen im Umgang mit Behinderten erleichtern den Einsatz enorm. „Ich kenne viele Bewohner persönlich, weil sie bei uns in der Werkstatt beschäftigt sind“, sagt der gelernte Schreiner mit sonderpädagogischer Zusatzausbildung. So habe es auch keine Berührungsängste oder Anfangsschwierigkeiten gegeben. „Patrick, was machst du hier?“, habe man ihn oft gefragt, wenn ihn die Bewohner trotz Schutzmaske erkannt hätten. „Das waren trotz der schwierigen Situation sehr schöne Momente mit Freude und Herzlichkeit“, berichtet Kopold. Er hilft, wo er gebraucht wird, bringt etwa die Mahlzeiten auf die Zimmer. „Besonders wichtig sind in dieser Zeit die persönliche Ansprache und der Kontakt mit den Bewohnern, die zum Schutz in ihren Einzelzimmern isoliert sind“, sagt der Unterstützer. „Ihnen fehlen natürlich Gemeinschaftsaktionen wie Kochen, Spielen und Gespräche.“
„Das Engagement der freiwilligen Helfer ist ein Lichtblick für die Bewohner und unsere Mitarbeitenden“, resümiert Best-Liesenfeld. Sie lobt auch die gute Kooperation mit dem Gesundheitsamt, dem Katastrophenschutz sowie dem Katholischen Klinikum.
Aufgrund der großen Resonanz konnten nicht alle, die ihre Unterstützung angeboten haben, in den beiden Wohnhäusern eingesetzt werden. Einige sind jetzt stattdessen bei der Wohnungslosenhilfe, bei „Essen auf Rädern“ und in der Sozialstation aktiv oder übernehmen Botengänge zwischen den verschiedenen Caritas-Einrichtungen im Stadt- und Kreisgebiet.