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Wir werden auferstehen

Foto: KNA
Der auferstandene Christus. Kirchenfenster in Great Neck (USA).

Wir werden auferstehen

Von: Bischof Dr. Georg Bätzing | 1. April 2018
Wir werden auferstehen: Osterbotschaft von Dr. Georg Bätzing, früher Generalvikar des Bistums Trier und heute Bischof von Limburg.

Die in Frankfurt geborene Schriftstellerin Katharina Hacker hat lange in Israel gelebt und sich mit jüdischer Gegenwartskultur beschäftigt. Davon ist auch ihr Roman „Skip“ geprägt (Frankfurt 2015).

Er erzählt vom israelischen Architekten Skip Landau und seiner Familie. Die Krebserkrankung von Shira, seiner Frau, belastet alle. Nach einer Zeit des Hoffens und Bangens muss sie sterben. Katharina Hacker erzählt mit einem ausgeprägt feinen Gespür für Beziehungen.

Und sie bedenkt wichtige existentielle Fragen, in die sie die Leser einbezieht, denn es sind Themen, denen sich niemand entziehen kann. Ein Beispiel: „Shira kam herein, in diesem hellen, dünnen Nachthemd, anscheinend hatte sie ihre Haare schon gebürstet, ihre Augen groß, wie aufgerissen von der Anstrengung, sie überhaupt zu öffnen, wie nach der Auferstehung der Toten, fuhr es mir durch den Kopf. Und die Auferstehung gelingt nicht, wusste ich plötzlich, sie findet statt, aber sie missrät, weil die Güte Gottes nicht ausreicht dafür, dieses letzte Projekt übersteigt seine Kräfte, und was aufersteht, ist nur ein trauriges Spiegelbild, als hätten die Würmer den inneren Zusammenhang, das lebendige Miteinander der Gliedmaßen aufgefressen“ (S. 137).

Ein irritierender Gedanke, und doch meine ich, er führt mitten in die Suchbewegung, in die uns auch das Osterevangelium des Johannes mitnimmt (Joh 20, 1–18).

Gehen und laufen, suchen und entdecken, vermissen und vermuten, angesprochen werden und erkennen, unsicher bleiben und doch bezeugen – das alles gehört zur Ostergeschichte.

So formt sich allmählich die Gewissheit, die für unseren Glauben alles entscheidend ist: Der Herr ist auferstanden – mit seinem Leib, mit seinen Wunden, berührbar, sichtbar, verständlich.

Und das lässt uns hoffen: Auch wir werden auferstehen mit Leib und Seele – auferstehen nicht nur in irgendwie geistiger Weise, sondern leibhaft mit unserem Fleisch und allem, was uns als körperliche Wesen ausmacht.

Erlösung geschieht nicht einfach körperlos

Am Tag der Auferstehung werden wir einander wiedererkennen, nicht bloß an unserem inneren Charakter, sondern auch an unserem Lachen, unserer Stimme, unsern Gesten, Narben und all den sichtbaren Zügen, die eine einzigartige Lebensgeschichte in uns ausgeprägt hat – und mit unserem feinfühligen, bitteren, wachen, wunden, kindlichen, starken Herzen, das der Glaube an Jesus zu unseren Lebzeiten formen durfte.

Denn Erlösung geschieht christlich verstanden nicht einfach körperlos, sie schleicht sich nicht sozusagen an unserer menschlichen Eigenart vorbei, sondern spielt sich mitten in ihr ab. Übrigens ist unsere Glaubensgewissheit der leiblichen Auferstehung auch der Grund, warum sich Christen von Anfang an der Wunden und Gebrechen von Menschen angenommen haben. Das Christentum ist, so hat es jemand gesagt, die „Religion umfassender Wundversorgung“ (Volker Demuth).

Allerdings musste das Christentum in seiner Geschichte die hohe Wertschätzung für den Leib erst mühsam lernen gegen die Versuchung, alles Körperliche einerseits abzuwerten, andererseits achtlos auszubeuten. Doch Gott sei Dank haben wir gelernt und sind weiter dabei zu entdecken, welche Auswirkungen unser Glaube für unseren Umgang mit der eigenen Leiblichkeit hat.

An Ostern darf gerungen werden

Wir wollen aber auch ehrlich bleiben: Nirgends mischt sich in unserem Glauben so schnell der Zweifel ein wie an Ostern.

Ich erinnere mich gut, wie erschrocken ich einmal über meine Mutter war. Wir saßen nach dem Hochamt an Ostermontag am Mittagstisch. Da meinte sie mit ihren damals 75 Jahren ganz unvermittelt: „Ob das auch wirklich alles wahr ist?“

Erst war ich sprachlos, aber dann musste ich zugeben, dass ich selbst doch auch meine Anfragen an die Auferstehung habe. Und das ist gut. Wer fragt und zweifelt, der zeigt Interesse. Den lässt die Botschaft nicht in Ruhe. Der will sich und sein Leben daran hängen. Der sucht den Auferstandenen und gibt sich nicht mit einfachen Antworten zufrieden.

Für mich sind die Ostererzählungen der Evangelien deshalb so glaubwürdig, weil sie aufrichtig vom Ringen und Zweifeln der Osterzeuginnen und Osterzeugen berichten – und es nicht unter den Teppich euphorischer Freude über die Begegnung mit dem Auferstandenen kehren. An Ostern darf gerungen werden.




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