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Papst: Kirche muss sich bewegen

Foto: KNA
Papst Franziskus und Indigene während des Eröffnungsgottesdienstes der Amazonas-Synode im Vatikan.

Papst: Kirche muss sich bewegen

Von: Burkhard Jürgens | 13. Oktober 2019
Die Amazonas-Synode soll auf Umweltzerstörung, soziale Probleme und seelsorgliche Herausforderungen antworten. Nach dem Willen des Papstes muss die Kirche sich bewegen.

Mit einem Plädoyer an die Bischöfe hat Papst Franziskus am 6. Oktober die Sondersynode für das Amazonasgebiet eröffnet. Drei Wochen lang beraten die Hirten aus Südamerika gemeinsam mit Ordensleuten, Indigenen-Vertretern und Experten über Reformen des kirchlichen Lebens, aber auch über Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen in der ressourcenreichen Region. Brasiliens Staatspräsident Jair Bolsonaro und andere Verfechter industrieller Interessen betrachten das Treffen als Einmischung; kircheninterne Kritiker fürchten eine Preisgabe von Glaubensinhalten.

Bei der Eröffnungsmesse im Petersdom machte der Papst deutlich, dass er Veränderungen erwartet. Wenn alles so bleibe wie bisher, werde die eigentliche Berufung der Kirche „unter der Asche der Ängste und der Sorge erstickt, den Status quo zu verteidigen“. Die Kirche dürfe sich „keinesfalls auf eine Pastoral der Aufrechterhaltung beschränken“ – ein Zitat Benedikts XVI., das wohl Kritikern des amtierenden Papstes ein wenig Wind aus den Segeln nehmen sollte.

Die Dringlichkeit der Anliegen, denen sich die Synode widmen will, wird aus dem zweiten und zentralen Teil ihres Arbeitsdokuments deutlich. Unter dem Titel „Ganzheitliche Ökologie: Der Schrei der Erde und der Armen“ geht es um Themen wie Raubbau durch Großkonzerne, die Bedrohung indigener Völker, Neokolonialismus und Zwangsmigration.

Indigenen-Vertreter wie Adriano Karipuna erwarten Rückhalt von der katholischen Kirche. Im Vorfeld der Synode beklagte der junge Stammes-Chef eine systematische Missachtung der Mitbestimmungsrechte und den Entzug der Lebensgrundlage von Indigenen durch Brandrodung, vergiftete Flüsse und Landraub. Der Großteil der Exporte von Rohstoffen, aber auch von Soja und Rindfleisch im brasilianischen Amazonasgebiet geschehe „unter Ausbeutung der Völker, die dort leben“. Und: „Viele Häuptlinge wurden schon getötet“, sagte Karipuna.

Franziskus hatte am 6. Oktober   etliche Diplomaten der Amazonas-Staaten vor sich im Petersdom, als er erklärte, dass er den Platz der Kirche an der Seite der Armen sieht. Viele Menschen im Amazonasgebiet trügen schwere Kreuze und hofften auf den „befreienden Trost des Evangeliums“. Mit jenen, „die jetzt ihr Leben opfern“, wolle die Kirche gemeinsam gehen.

Angesichts solcher Akzente sehen manche die Befreiungstheologie wiedererstehen. Tatsächlich nimmt das Synodenprogramm entsprechende Fäden wieder auf, nicht zuletzt mit der „Option für die Armen“. Der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Michael Heinz, rechnet mit einer kontroversen Debatte. Unter den lateinamerikanischen Bischöfen seien die Ansichten ebenso verschieden wie in Europa, sagte er im Vorfeld; konservative Kräfte würden während der Synode „bremsen“.

Missionarischer Schwung und indigene Traditionen

Besonders heikel wird die Frage sein, wie die Kirche in Amazonien den vom Papst gewünschten „missionarischen Schwung“ entfalten kann. Zur Debatte stehen alternative Formen von Gemeindeleitung in den oft entlegenen Gebieten, eine Übertragung priesterlicher Aufgaben an Familienväter sowie neue Ämter für Frauen. Für konservative Katholiken ein rotes Tuch.

Auf ähnliche Skepsis stößt auch die Öffnung gegenüber indigenen Traditionen. In seiner Predigt bekannte der Papst Verfehlungen früherer Missionsmodelle: Oft sei die Frohe Botschaft „nicht angeboten, sondern aufgezwängt worden“. Am 4. Oktober nahm er an einem Schöpfungsgebet mit indigenen Riten und Gesängen in den vatikanischen Gärten teil. Europäische Glaubensbrüder wittern darin einen Einbruch des Heidnischen in die Kirche.



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