Foto: GLS Bank
Der biologisch-dynamisch wirtschaftende Schepershof bei Velbert gehört zu den Projekten, die die GLS Bank gefördert hat.
GLS Bank: Erfolgreicher Vorreiter
Von: Bruno Sonnen | 5. August 2012
„Geld regiert die Welt“, heißt es. Doch wer regiert das Geld? Wer bestimmt, was mit meinem Geld geschieht? Banken, Heuschrecken und andere Finanzjongleure? Gibt es Alternativen zu Deutscher Bank, Commerzbank und Co.? Der „Paulinus“ stellt Alternativbanken vor. Heute: die GLS Bank. Teil 4 einer lockeren Serie.
„Die Verantwortung fürs Geld kann man am Bankschalter abgeben, muss man aber nicht.“ Mit diesem pfiffigen Spruch begrüßt die GLS Bank den Besucher auf ihrer übersichtlich gestalteten Internetseite.
GLS, das steht für Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken. Die „erste sozial-ökologische Universalbank der Welt“, die GLS Bank, ist 1974 von Menschen gegründet worden, die der Anthroposophie eng verbunden waren. Zu Beginn wurden hauptsächlich Projekte aus diesem Umfeld finanziert, etwa Demeter-Höfe und Waldorfschulen. Dies hat sich in den folgenden Jahren verändert. Das Spektrum ist breiter geworden. Es kamen beispielsweise regenerative Energie-Projekte, Bioland-Höfe sowie Montessori-Schulen hinzu. Im Jahr 2003 hat die GLS Bank die Bankgeschäfte der Ökobank übernommen. In der GLS Bank kommen Menschen zusammen, die sich für Ökologie, Frieden und Gleichberechtigung einsetzen.
Die Kunden bestimmen, was sie fördern wollen
„Die ursprüngliche Gründungsidee ist noch heute unser Konzept“, sagt Andreas Neukirch, Vorstand der GLS Bank, „nämlich eine Brücke zu bauen zwischen der Geldanlage auf der einen und einer gesellschaftsgestaltenden Geldverwendung auf der anderen Seite.“
Die GLS Bank betrachte Geld als Instrument zur Gestaltung unserer Gesellschaft und verstehe Nachhaltigkeit als eine Verbindung sozialer, ökologischer und ökonomischer Ziele, betont der Vorstand. „Wir investieren daher gezielt in die Erhaltung und Entwicklung unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Ökonomischen Gewinn sehen wir dabei als eine Folge unseres Handelns, nicht als primäres Ziel. Unsere Kundinnen und Kunden bestimmen selbst, welche Bereiche sie gezielt finanzieren möchten: regenerative Energien, ökologische Landwirtschaft, ökologische Baufinanzierung, freie Schulen, Kindergärten, Naturkost oder Kultur.“
Die GLS Bank arbeitet seit der Gründung mit strengen Nachhaltigkeitsstandards, will heißen, es gibt wie bei den später gegründeten Alternativbanken auch eine Liste von Positiv- und Ausschlusskriterien. „Eine Zusammenarbeit mit Unternehmen, die Menschenrechte verletzen, Kinderarbeit dulden oder ein kontroverses Umweltverhalten an den Tag legen, schließen wir aus“, sagt Neukirch.
Zudem sei Transparenz ein wichtiger Bestandteil der Arbeit: „Wir veröffentlichen jeden neu vergebenen Kredit in unserer Kundenzeitschrift, dem Bankspiegel. Auch unsere Eigenanlagen legen wir offen. So können unsere Kunden die Verwendung ihres Geldes detailliert überprüfen.“ Und auf noch eine Besonderheit im Vergleich zu vielen anderen Finanzdienstleistern weist der verheiratete dreifache Familienvater hin: „Unsere Mitarbeiter erhalten ein festes Gehalt, zusätzliche erfolgsabhängige Komponenten gibt es nicht.“
Breites nachhaltiges Angebotsspektrum
Ende 2011 zählte die genossenschaftlich organisierte Bank 116 500 Kunden und 21 600 Mitglieder. Die Bilanzsumme lag bei 2,26 Milliarden Euro. Die Bank ist bundesweit tätig. Der Hauptsitz ist Bochum, außerdem gibt es Filialen in Frankfurt, Freiburg, Hamburg, Stuttgart, Berlin und München. Mit der GLS BankCard kann jeder Kunde in Deutschland kostenfrei an den Geldautomaten der GLS Bank sowie an den rund 19 000 Geldautomaten der Volks- und Raiffeisenbanken und der Sparda-Banken Bargeld abheben.
Die GLS Bank bietet ihren Kunden ein breites nachhaltiges Angebotsspektrum, von werteorientierten Geldanlagen wie Tagesgeldkonto, Girokonto oder Sparbrief über Finanzierungen und Beteiligungskapital bis hin zu Stiftungen und Schenkungen.
„Zusätzlich haben wir gemeinsam mit Oikocredit das erste Mikrofinanzsparkonto entwickelt“, erläutert das Vorstandsmitglied. „Das bedeutet, die GLS Bank vergibt ein Darlehen in Höhe der dort angelegten Gelder an die Genossenschaft Oikocredit, die damit wiederum Partnerorganisationen wie Mikrofinanzinstitutionen, Genossenschaften oder Fairhandelsorganisationen in Entwicklungsländern finanziert.“
Frage nach der Rendite, den Zinsen
Was den Sparer natürlich auch interessiert, ist die Frage nach der Rendite, den Zinsen. „Wir bieten unseren Kunden einen dreifachen Gewinn: menschlich, ökologisch und ökonomisch“, erklärt Andreas Neukirch. „Durch den Erwerb von Mitgliedschaftsanteilen oder einer Geldanlage bei der GLS Bank gestalten unsere Kunden die nachhaltige Entwicklung ihrer Gesellschaft mit, tragen dazu bei, unsere natürlichen Lebensgrundlagen auch für künftige Generationen zu bewahren, und erhalten marktübliche Zinsen.“
Der Blick ins Internet und die Stichprobe bei den Anlagekonditionen bestätigen, dass die GLS Bank mit anderen Instituten mithalten kann. Ein auf zehn Jahre fest angelegter Sparbrief bringt aktuell 2,25 Zinsen pro Jahr, die Mindestanlage beträgt 1000 Euro. Beim Wachstumssparen kommt man im sechsten Jahr auf 2,75 Prozent Zinsen, der Mindestsparbetrag beträgt hier 2000 Euro.
Gemeinsam gemeinnützige Projekte fördern
Natürlich kann der Kunde sein Geld bei der GLS Bank nicht nur anlegen, sondern bekommt auch welches. „Wir finanzieren zum Beispiel ökologische Bauvorhaben, sowie private Photovoltaik-anlagen oder kulturelle Projekte“, nennt Neukirch Beispiele.
Zusätzlich hat die GLS Bank im Kreditbereich spezielle Angebote zur Finanzierung gemeinnütziger Projekte entwickelt, zum Beispiel die Kostendeckungsumlage-Kredite (KDU). Neukirch erklärt, wie das funktioniert: „Die Förderer eines gemeinnützigen Projektes schließen sich zu einer Leihgemeinschaft im Sinne einer Solidargemeinschaft zusammen und beantragen bei der GLS Bank je einen Kleinkredit. Die Kleinkredite werden gebündelt dem gemeinnützigen Projekt zweckgebunden zur Verfügung gestellt.
Dieses System ermöglicht die Finanzierung sogar größerer Summen, wenn etwa ein Bauvorhaben ansteht. Die GLS Bank berechnet lediglich die anfallenden Personal- und Sachkosten. Dadurch kann der Kredit zu einem äußerst geringen Zinssatz vergeben werden. Möglich wird diese besondere Art der Finanzierung, da Kundinnen und Kunden der GLS Bank einen Teil oder den gesamten Zins ihrer Geldanlage spenden. 2010 legten etwa 7000 Kunden insgesamt 47 Millionen Euro zinsvermindert oder zinslos an.“
Mikrokredite
Ein anderes Bankangebot sind die sogenannten „Mikrokredite“ der GLS Bank. Sie ebnen Existenzgründern oder Kleinunternehmen den Weg zur Umsetzung einer neuen Idee. Im Auftrag der Bundesregierung baut die GLS Bank seit 2010 hier ihr Angebot flächendeckend aus und arbeitet nun mit 50 Mikrofinanzinstituten, die regional die Kreditberatung übernehmen, zusammen. Insgesamt hat die GLS Bank in den letzten zwei Jahren über 9000 engagierte Klein- und Kleinstunternehmen gefördert.
Dass der Kurs der GLS Bank ein guter ist, belegt auch die Tatsache, dass sie in der jüngsten Vergangenheit gleich mehrere Preise und Auszeichnungen erhielt. Sie wurde dreimal in Folge „Bank des Jahres“, erhielt den Deutschen Fairness Preis und zuletzt den „European Sense Investing Award“ für ein Bankenmodell, das Geldanlagen auf den Menschen zuschneidet und sie ökonomisch sinnvoll einsetzt.
Auch gesellschaftlich positioniert sich die GLS Bank in Bezug auf aktuelle Fragen eindeutig. „Wir waren eine der ersten, die die Finanztransaktionssteuer befürwortet hat“, sagt Andreas Neukirch, der „nebenbei“ auch Aufsichtsratsvorsitzender des Caritasverbandes im Kreis Soest ist. „Ich habe ihre Einführung bereits im Mai 2010, damals als Vertreter einer kleinen Minderheit, bei einer öffentlichen Anhörung im Finanzausschuss des Deutschen Bundestages gefordert“, erinnert er sich. Heute wird die Steuer auf höchster politischer Ebene diskutiert.
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