Foto: Martin Recktenwald
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den 20 Lebensberatungsstellen im Bistum trafen sich im Robert-Schuman-Haus in Trier.
Offen darüber reden bringt viel
Von: Martin Recktenwald | 16. September 2012
Wie kann besser verhindert werden, dass es zu sexuellen Übergriffen an Kindern kommt? Diese Frage war Thema beim „Beratertag“ der Lebensberatungsstellen im Robert-Schuman-Haus in Trier.
Es passiert häufiger, als es sich die Gesellschaft lange Zeit eingestehen wollte. Laut aktueller Forschung wurden etwa zehn Prozent der Bevölkerung als Kinder Opfer sexuellen Missbrauchs, berichtete Prof. Jörg Fegert, Ärztlicher Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie Ulm. Der Gastreferent beim Beratertag am 5. September forscht seit vielen Jahren auf diesem Gebiet. „Fragen Sie sich einmal, wie viele Menschen Sie kennen, die an Diabetes oder einer koronaren Herzerkrankung leiden. Dies sind Krankheitsbilder im Häufigkeitsbereich von rund zehn Prozent“, verdeutlichte er.
Der weitaus größte Teil der Übergriffe gegen Kinder geschehe im Familienumfeld. Doch auch in Institutionen wie Krankenhäusern oder der Kirche gibt es Missbrauch. „Wie kann es sein, dass gerade in Einrichtungen, in denen hoch ethisch gearbeitet wird, so etwas vorkommt? Und wie gehen wir damit um?“, brachte Fegert, Fragen auf den Punkt, aufgrund derer das Thema beim Beratertag behandelt wurde.
Um einen wirksamen Schutz zu erreichen, sei es unverzichtbar, sich intensiv mit Risikofaktoren für Opfer, dem Verhalten von Tätern und allgemein den Gegebenheiten in der eigenen Einrichtung auseinanderzusetzen. „Kinder, die vernachlässigt wurden, haben ein höheres Risiko, Opfer zu werden. Ihr Wunsch nach Nähe wird ausgenutzt“, führte der Professor aus. Folglich sei Arbeit gegen soziale Vernachlässigung Präventionsarbeit. Fegert riet, bei bestimmten Indikatoren aufmerksam zu werden: Ein Selbstmordversuch etwa könnte in vorangegangenen Missbrauch begründet sein.
Auch gibt es Bedingungen, die es Menschen mit sexueller Neigung zu Kindern erleichtern, ihre Vorstellungen in die Tat umzusetzen. Einen zu lockeren Umgang mit Alkohol im Jugendbereich nannte der Forscher als Beispiel.
Der weitaus größte Teil der Übergriffe gegen Kinder geschehe im Familienumfeld. Doch auch in Institutionen wie Krankenhäusern oder der Kirche gibt es Missbrauch. „Wie kann es sein, dass gerade in Einrichtungen, in denen hoch ethisch gearbeitet wird, so etwas vorkommt? Und wie gehen wir damit um?“, brachte Fegert, Fragen auf den Punkt, aufgrund derer das Thema beim Beratertag behandelt wurde.
Um einen wirksamen Schutz zu erreichen, sei es unverzichtbar, sich intensiv mit Risikofaktoren für Opfer, dem Verhalten von Tätern und allgemein den Gegebenheiten in der eigenen Einrichtung auseinanderzusetzen. „Kinder, die vernachlässigt wurden, haben ein höheres Risiko, Opfer zu werden. Ihr Wunsch nach Nähe wird ausgenutzt“, führte der Professor aus. Folglich sei Arbeit gegen soziale Vernachlässigung Präventionsarbeit. Fegert riet, bei bestimmten Indikatoren aufmerksam zu werden: Ein Selbstmordversuch etwa könnte in vorangegangenen Missbrauch begründet sein.
Auch gibt es Bedingungen, die es Menschen mit sexueller Neigung zu Kindern erleichtern, ihre Vorstellungen in die Tat umzusetzen. Einen zu lockeren Umgang mit Alkohol im Jugendbereich nannte der Forscher als Beispiel.
Transparente Beschwerdewege
Fegert mahnte außerdem, auf ungeschriebene Regeln zu achten: „Kinder haben ein ganz feines Gespür für Doppelmoral.“ Wenn andere Regeln ausgehebelt würden, sähen einerseits viele Täter sich ermutigt, selbst Regeln zu verletzen. Und sie begründeten es gegenüber den Opfern auch noch mit den Grenzübertretungen in anderen Bereichen, die ja offenbar von allen akzeptiert werden.
„In der Öffentlichkeit geht es immer um klare Fälle. In der Realität sind die Situationen aber oft unklar, es geht um Verdacht und Vermutungen“, benannte Fegert ein Problem der Präventionsarbeit. Deswegen sei es so wichtig, sich vorher über Beschwerdesysteme und Abläufe Gedanken zu machen. „Es muss interne und externe Ansprechpartner für Betroffene geben“, meinte Fegert. Ganz zentral sei, über die Problematik regelmäßig und nach außen hin transparent zu reden: „Das hilft auch Betroffenen, die sehen, das Thema ist hier präsent.“
Am Nachmittag wurde die Diskussion in Workshops weiter vertieft. Der Beratertag war Auftakt einer Schulungsphase im Herbst für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lebensberatungsstellen. Sie gehören zu den ersten, die diesen wesentlichen Teil des Präventionskonzeptes im Bistum Trier umsetzen. Die Organisation übernimmt die Koordinationsstelle zur Prävention von sexuellem Missbrauch in Trier.
Mehr zum Präventionskonzept des Bistums Trier gegen sexuellen Missbrauch lesen Sie in der nächsten „Paulinus“-Printausgabe.
„In der Öffentlichkeit geht es immer um klare Fälle. In der Realität sind die Situationen aber oft unklar, es geht um Verdacht und Vermutungen“, benannte Fegert ein Problem der Präventionsarbeit. Deswegen sei es so wichtig, sich vorher über Beschwerdesysteme und Abläufe Gedanken zu machen. „Es muss interne und externe Ansprechpartner für Betroffene geben“, meinte Fegert. Ganz zentral sei, über die Problematik regelmäßig und nach außen hin transparent zu reden: „Das hilft auch Betroffenen, die sehen, das Thema ist hier präsent.“
Am Nachmittag wurde die Diskussion in Workshops weiter vertieft. Der Beratertag war Auftakt einer Schulungsphase im Herbst für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lebensberatungsstellen. Sie gehören zu den ersten, die diesen wesentlichen Teil des Präventionskonzeptes im Bistum Trier umsetzen. Die Organisation übernimmt die Koordinationsstelle zur Prävention von sexuellem Missbrauch in Trier.
Mehr zum Präventionskonzept des Bistums Trier gegen sexuellen Missbrauch lesen Sie in der nächsten „Paulinus“-Printausgabe.
Partner