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Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, und seine Ehefrau Olena Selenska beim Besuch bei Papst Franziskus am 8. Februar im Vatikan.
Papst in Ukraine eingeladen
16. Februar 2020
KNA:
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Papst Franziskus zu einem Besuch in sein Land eingeladen.
Das gab Selenskyj nach einer Papstaudienz am 8. Februar im Vatikan bekannt. „Ich bin mir sicher, er wird in die Ukraine kommen –nicht nur in die Hauptstadt“, sagte Selenskyj nach Angaben des ukrainischen Präsidialamtes. Er habe dem Papst gesagt, um zu verstehen, was im Osten der Ukraine vor sich gehe, sei es nötig, dorthin zu gehen.
Bei der Begegnung von Franziskus und Selenskyj standen nach Vatikanangaben die humanitäre Lage in der Ukraine und die Suche nach einer Friedenslösung für den seit 2014 andauernden militärischen Konflikt im Osten des Landes im Mittelpunkt. Einigkeit bestehe in dem Wunsch, alle Parteien sollten maximale Rücksicht auf die Zivilbevölkerung nehmen sowie Engagement und Konsequenz im Dialog zeigen, hieß es.
„Ich habe den Papst gebeten, bei der Freilassung der im Donbass, auf der Krim und in Russland gefangen gehaltenen Ukrainer zu helfen“, sagte Selenskyj. Er sei Franziskus sehr für dessen Initiative zur humanitären Hilfe für 900 000 Ukrainer dankbar, die im ostukrainischen Donbass gelitten hätten. Der Papst ist in der Ukraine laut dem Präsidenten „sehr willkommen“. Franziskus genieße in dem osteuropäischen Land große Unterstützung und Vertrauen.
Selenskyj bezeichnete sich als „inspiriert“ von dem Gespräch mit Franziskus über den Frieden in der Ukraine. Er betonte, dass die ukrainischen Kirchen eine äußerst wichtige Rolle bei der Verbreitung der Wahrheit und der Entwicklung der Gesellschaft spielten.
Es war die erste Visite des seit Mai 2019 amtierenden Präsidenten im Vatikan. Nach Franziskus traf er auch mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem Außenbeauftragten Erzbischof Paul Richard Gallagher zu einer Unterredung zusammen.
Der Papst hatte im Dezember ausdrücklich die Dialoginitiative im sogenannten Normandie-Format begrüßt, mit der die Ukraine, Russland, Frankreich und die Bundesrepublik über eine Beendigung des Ostukraine-Konflikts verhandelten. Er begleite die „Suche nach Lösungen des nun seit Jahren andauernden Konflikts“ mit seinem Gebet, sagte Franziskus damals bei einem Mittagsgebet in Rom.
Ein diplomatisch schwieriges Terrain
Die griechisch-katholischen und römisch-katholischen Bischöfe in der Ukraine wünschen sich seit Jahren eine Reise des Papstes in ihr Land. Franziskus und dessen Vorgänger Benedikt XVI. sahen davon offensichtlich auch aus Rücksicht auf die Einwände des orthodoxen Moskauer Patriarchats bisher ab. Als einziger Papst reiste Johannes Paul II. (1978–2005) im Jahr 2001 in die Ukraine. Die Visite stürzte die Beziehungen zwischen der katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche in eine Krise.
Im Osten der Ukraine kämpfen seit Herbst 2014 von Russland unterstützte Separatisten und Regierungstruppen gegeneinander. Bei den Gefechten wurden laut Angaben der Vereinten Nationen mehr als 13 000 Menschen getötet.
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