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Ford-Mitarbeiter demonstrieren mit Ministerpräsidentin Anke Rehlinger am 22. Juni in Saarlouis für die Sicherung des Werks.
Zukunft für Standort entwickeln
Von: KNA/zj/pm | 3. Juli 2022
Als bitter für das Saarland bezeichnet der General-vikar
des Bistums Trier die Entscheidung von Ford gegen den Standort
Saarlouis. Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung Saar will mit Betriebsrat, Belegschaft und Gewerkschaft für die Betriebsstätte kämpfen.
„Bestürzt, enttäuscht und auch
wütend" zeigt sich die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) an der
Saar über die am 23. Juni bekannt gegebene Entscheidung des
Ford-Konzerns, seine E-Autos künftig in Valencia und nicht in
Saarlouis produzieren zu wollen. Der KAB-Saar-Vorsitzende Alfred Staudt
kündigte in Saarbrücken an, gemeinsam mit Betriebsrat, Belegschaft und
Gewerkschaft für den Standort Saarlouis kämpfen zu wollen.
Notwendig
sei jetzt eine ökologische und ökonomische Umstrukturierung zum Erhalt
und Ausbau von Arbeitsplätzen und Industriestruktur. Ziel sei es, „einen
Zukunftspakt für den Standort über 2025 hinaus zu schmieden“. Zehn
Jahre „nach dem schmerzhaften Ende des Kohle-Bergbaus darf und wird es
kein Ende des Industriestandortes Saarlouis geben“. Von der
angekündigten Werksschließung sind rund 6000 Arbeitsplätze betroffen.
Bei Sorgen an Bistum, KAB und Caritas wenden
Alle, die sich um ihren
Arbeitsplatz und Lebensunterhalt sorgten, könnten sich an
Seelsorgerinnen und Seelsorger der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung
wenden. Auch Beratungsstellen des Bistums und Dienste der Caritas
stünden allen offen. Wichtig seien sozialer Zusammenhalt und
Solidarität.
„Als
Dechant des Dekanates Saarlouis bekunde ich den Menschen, die bei Ford
Saarlouis arbeiten und um ihre Zukunft bangen, meine volle Solidarität
in ihrem Bemühen, den Standort zu erhalten“, sagte Hans-Georg Müller auf
Anfrage des „Paulinus“. Er halte die gefällte Entscheidung für
gravierend sowohl für die Menschen als auch für die ganze Region. Es sei
wichtig, dass die Konsequenzen, die sich aus dieser Entscheidung
ergeben, in den Blick genommen würden. Nicht nur die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter von Ford Saarlouis, sondern auch viele Menschen in den
Zulieferbetrieben seien betroffen.
„Als
katholische Kirche stehen wir den Menschen zur Seite und bieten unsere
Möglichkeiten der Hilfe an“, sagte der Dechant. Bereits seit einiger
Zeit gebe es im Dekanat einen Arbeitskreis, der sich mit der Thematik
befasse und seinerseits Unterstützung und Gespräche angeboten habe. „Ich
bete um einen guten Ausgang der Situation, und dass eine Lösung
gefunden wird, die den Menschen dient und schlimmen Schaden vermeidet“,
betonte Müller.
Die
Entscheidung des Automobilbauers Ford, das elektrische
Focus-Nachfolgemodell statt in Deutschland in Spanien bauen zu lassen,
führe dazu, dass der Ford-Standort Saarlouis mittelfristig keine Zukunft
mehr habe, sagte Thorsten Latzelt, der Präses der Evangelischen Kirche
im Rheinland, zu der der größte Teil des Saarlands gehört. „Das ist eine
desaströse Nachricht für die Beschäftigten des Ford-Werks und für viele
Menschen im Saarland. Unsere Solidarität gilt den Beschäftigten des
Werks und den Menschen der Region“, erklärte der Präses.
Präses: Entscheidung nicht einfach hinnehmen
Nun gehe es darum, die Entscheidung
nicht einfach hinzunehmen, sondern Alternativen zu entwickeln, wie der
Standort für die Automobilproduktion erhalten werden kann, sagte Latzelt.
Wichtig sei, dass alle zivilgesellschaftlichen Kräfte den kommenden
Prozess begleiten und eng zusammenarbeiten – für eine Perspektive des
betroffenen Werks sowie für den gesamten Wirtschaftsstandort Saarlouis.
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