Am Wochenende des 2./3. Mai haben die Kirchen in Deutschland wieder öffentliche Gottesdienste gefeiert – unter strengen Schutzmaßnahmen.
So leitete nach sieben Wochen Pause Kardinal Rainer Maria Woelki die erste Messe mit Gemeinde im Kölner Dom. Derzeit sollen die maximal 122 Mess-Besucher in der Kölner Kathedrale nicht singen und müssen mindestens zwei Meter Abstand zueinander halten. Normalerweise bietet eine der bedeutendsten Kirchen Deutschlands Sitzplätze für rund 800 Menschen.
Am 30. April hatten sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Länder-Regierungschefs darauf geeinigt, bundesweit wieder Gottesdienste unter strengen Auflagen zuzulassen. Allerdings waren einige Länder im Osten der Republik schon vorgeprescht (vgl. „Paulinus“ vom 3. Mai, Seite 1).
In einem der ersten öffentlichen Gottesdienste nach der Wiederzulassung eröffnete am 1. Mai der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, die Pilgersaison im Marienwallfahrtsort Kevelaer am Niederrhein. Maria als „leidgeprüfte“ Muttergottes und „Trösterin der Betrübten“ sei gerade in dieser Zeit besonders wichtig, sagte er vor rund 150 Gläubigen in der Marienbasilika.
Auch im Trierer Dom fand am 3. Mai wieder ein öffentlicher Gottesdienst satt, zu dem nach Voranmeldung bei der Dom-Information 55 Menschen kamen. Das Bistum Trier hatte bereits am 27. April ein umfassendes Schutzkonzept vorgelegt. Damit solle gewährleistet sein, dass die Heilige Messe würdig gefeiert wird und zugleich so gestaltet ist, dass „die Gefahr der Ansteckung mit dem Coronavirus weitestgehend vermieden wird“, hieß es dazu. In Rheinland-Pfalz müsse der Mindestabstand von anderthalb Metern eingehalten werden, im Saarland gelte ein Mindestabstand von zwei Metern. Weitere Anforderungen sind etwa die Möglichkeit einer Einbahn-Regelung für das Betreten der Kirche, optische Markierungen und Absperrungen, eine gute Belüftung sowie die Desinfektion von Kontaktflächen, liturgischen Gegenständen und Mikrofonen.
Das Konzept sieht vor, dass der zuständige Pfarrer zusammen mit dem Pastoralteam und den pfarrlichen Gremien vor Ort entscheidet, ob unter diesen Bedingungen Gottesdienste gefeiert werden können. Gemeinsam soll auch entschieden werden, welche Kirchen dazu geeignet sind und wie viele Gottesdienste gefeiert werden. Da die zulässige Anzahl der Mitfeiernden von der Fläche des Kirchenraumes abhängt, können Gläubigen nur nach vorheriger Anmeldung am Gottesdienst teilnehmen. Dies soll unkompliziert per Anruf im örtlichen Pfarrbüro möglich sein. Verbindlich ist auch das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung, außerdem soll Handdesinfektionsmittel an den Ein- und Ausgängen bereitgestellt werden.
Der Gottesdienst soll auf die Dauer von maximal einer Stunde begrenzt sein. Die musikalische Begleitung durch Chor oder Orchester entfällt, die Weihwasserbecken bleiben leer und auch beim Friedensgruß gilt analog zum staatlichen Kontaktverbot: Kein Körperkontakt! Um die Teilnahme an der Eucharistie zu ermöglichen, gelten strenge Hygienevorgaben, denn der Empfang der Kommunion soll auch unter den derzeitigen Bedingungen möglich sein. Die Mundund Kelchkommunion bleibt jedoch weiterhin untersagt.
Die Feiern von Taufe, Erstkommunion, Firmung und Trauung sind mit Blick auf die staatlichen Vorgaben zur Versammlung größerer Gruppen bis auf weiteres nicht möglich. Für Gottesdienste in Verbindung mit Bestattungen gelten hingegen dieselben Regeln wie für Sonntagsgottesdienste.
Der „Paulinus“ hat sich am 4. Mai umgehört, wie die Praxis in verschiedenen Pfarreien im Bistum Trier am 2./3. Mai aussah. Tendenz: Vielerorts war es noch zu früh für öffentliche Gottesdienste, aber die Überlegungen dazu sind angelaufen.
In St. Laurentius Bad Neuenahr- Ahrweiler gab es keinen öffentlichen Gottesdienst. Wann es wieder möglich wäre, Gottesdienste mitzufeiern, sei noch unklar, hieß es. Den gleichen Befund gab es in der Pfarreiengemeinschaft Gebhardshain- Elkenroth im Dekanat Kirchen. Einen Sonntagsgottesdienst gab es auch in St. Josef in Stadtkyll nicht. In der Kürze der Zeit sei es nicht möglich gewesen, die Schutzbestimmungen einzuhalten. In St. Jakob Birkenfeld hatte die Gemeinde ebenfalls nicht die Möglichkeit, einen Sonntagsgottesdienst in der Kirche mitzufeiern. Es gab das Angebot eines Internet- Gottesdienstes via Youtube.
Auch Koblenz Liebfrauen will erst nach Gesprächen mit Seelsorgern und Verantwortlichen entscheiden, wann wo welche Gottesdienste wieder stattfinden dürfen. Das meldete auch die Pfarrei St. Josef im saarländischen Riegelsberg.
Da man die Auflagen in der kurzen Zeit nicht erfüllen konnte, konnten auch in Wintrich Gläubige am 3. Mai keinen Gottesdienst in der St.-Stephanus-Kirche feiern. Im Gegensatz dazu hatten Christen in Bad Kreuznach die Möglichkeit, einen Gottesdienst in Heilig Kreuz mitzufeiern – unter strengen Schutzbestimmungen.
Aus Saarbrücken St. Johann, hieß es, eine öffentliche Messe sei nicht zuletzt wegen der schwierigen Suche nach Desinfektionsstationen und der Frage nach den Helfern noch nicht möglich gewesen. Start solle am 10. Mai sein. In Boppard St. Severus erklärte Dechant Hermann-Josef Ludwig, dass er beste Erfahrungen mit dem Live- Stream von Gottesdiensten gemacht habe und diese Version beibehalten will. Bis zu 80 Teilnehmer habe ein Streaming-Gottesdienst gehabt. Dagegen könnten in der Pfarrkirche mit den Regelungen nur zehn Personen am Gottesdienst teilnehmen. Ludwig macht allerdings seit 3. Mai das Angebot, sonntagsnachmittags die Kommunion in der Kirche zu empfangen. Zur Premiere kamen 40 Gläubige.
In Dillingen Heilig Sakrament sagte Dechant Patrik Schmidt, es werde ausgesprochen schwierig, alles so zu organisieren und ablaufen zu lassen, wie es die Regelungen erfordern. Die Meinungen in seinem Dekanat seien sehr ambivalent. Abgesehen davon, dass manche Kirchen gar nicht geeignet seien, unter den Bistums-Vorgaben Gottesdienste mit Gläubigen abzuhalten, nähmen sehr viele Gläubige lieber bis auf weiteres Abstand vom Gottesdienstbesuch und warteten weitere Lockerungen ab. Mit den Räten will Schmidt an den kommenden Wochenenden ausprobieren, ob und wie Messen gefeiert werden können. „Die sich am meisten freuen, sollen ja aber eigentlich gar nicht kommen“, gibt der Dechant mit Blick auf die Hochrisikogruppe der älteren Menschen zu bedenken. Als eine Alternative zur Feier in der Kirche überlege er, bei schönem Wetter einen öffentlichen Gottesdienst im Pfarrgarten anzubieten.
Laut Diakon Andreas Webel startet Hermeskeil St. Franziskus frühestens zum Wochenende 16./17. Mai mit Gottesdiensten. Es sei „eine Heidenarbeit, alles umzusetzen“ und werde sicher nicht einfach. Voraussichtlich würden um die 40 Menschen statt normalerweise rund 140 Gläubigen in St. Franziskus an der Messe teilnehmen können.
Da es vorher nicht habe kommuniziert werden können, seien die Gläubigen in Konz St. Nikolaus am Sonntag durch festliches Glockengeläut auf den ersten öffentlichen Gottesdienst aufmerksam gemacht worden. „Etwa 20 Personen sind dann auch gekommen“, berichtete Pfarrer Georg Dehn. Der musikbegeisterte Priester, der mit seinen 67 Jahren selber zur Risikogruppe gehört, vermisst allerdings den Gesang der Menschen. Umso dankbarer sei er, dass Organist Karl Ludwig Kreutz mit seinem festlichen Orgelspiel diesen Mangel auffangen könne.
Auch in Kyllburg Maria Himmelfahrt ist frühestens zum 16./17. Mai mit öffentlichen Gottesdiensten zu rechnen. „Es war ja noch nicht möglich, die Menschen zu informieren“, erläutert Dechant Klaus Bender. Im Gespräch mit Vertretern aus allen zehn Pfarreien seines Dekanats wollte er erst einmal die Meinungen und Einstellungen hören. Rund 40 Personen inklusive Empfangsdienst, Lektor und Messdiener finden in der Stiftskirche Kyllburg bei Umsetzung der Vorgaben und Bestimmungen Platz.
Auch Trittenheim, Neumagen, Niederemmel und Minheim starten erst am 10. Mai. Ein Probelauf mit rund 16 Personen, „die zufällig vorbeikamen“ habe allerdings schon am 3. Mai in Niederemmel stattgefunden. Bis Pfingsten will Pfarrer Matthias Biegel die Probephase in den vier Kirchen seiner Seelsorgeeinheit laufen lassen. In Piesport sei die Kirche mit nur einem Eingang nicht geeignet. In Dhron seien gerade Bauarbeiten im Gange.
„Ich freue mich sehr auf den Start am 9./10. Mai“, sagte der Pfarrer von Saarlouis St. Ludwig, Dr. Frank Kleinjohann. Vorher habe er im Gegensatz zu den Kollegen rechts der Saar die Gläubigen nicht informieren können.