Paulinus - Wochenzeitung im Bistum Trier

Paulinus - Kopfbereich:

Paulinus - Inhalt:
Paulinus - Hauptinhalt:
Ein Kunstdieb, eine Madonna und der heilige Kastor

Foto: Stefan Endres
Pfarrer Hermann-Josef Floeck sowie Diplom-Restauratorin Katrin Etringer, die kleinere Beschädigungen an der Figur beseitigt hat.

Ein Kunstdieb, eine Madonna und der heilige Kastor

Von: Stefan Endres | 28. März 2021
Nach vier Jahren ist sie wieder an ihrem Platz – die kleine, sitzende Madonna mit dem Jesuskind. 2017 hatte ein Kunstdieb die gotische Skulptur aus der Pfarrkirche St. Kastor in Karden an der Mosel geraubt. Nach einem unerwartet guten Ende eines echten Kriminalfalls ist sie jetzt wieder fester Bestandteil des Kastor-Schreins – zu dem sie schon immer gehört hat.

Fast vier Jahre klaffte eine Lücke an dem Schrein, in dem einige Reliquien des heiligen Kastor (verbreitet ist auch die Schreibweise mit „C“: Castor) aufbewahrt werden – eine „echte Wunde“, wie Pfarrer Hermann-Josef Floeck sagt. Dass diese Wunde irgendwann mit der Original-Madonnenskulptur aus dem späten 15. Jahrhundert wieder geschlossen werden würde, daran hatte nach Floecks Worten niemand mehr geglaubt.

Anfang 2017 hatte ein Unbekannter die Madonnenfigur gewaltsam von dem Reliquienschrein in der nördlichen Seitenkapelle der St.-Kastor-Kirche getrennt und gestohlen. „Ein halbes Jahr habe ich gedacht, vielleicht kommt sie noch einmal zurück“, erinnert sich der Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Treis-Karden an die ersten Monate danach. Doch dann habe man den „schmerzlichen Verlust“ nicht mehr mit der Hoffnung verbunden, dass die geschnitzte Figur wieder auftauche.

Umso überraschter sei er dann gewesen – und „beinahe umgefallen“ –, als „ausgerechnet am Patronatstag des Heiligen“, am 13. Februar 2019, die Polizei bei ihm anrief und mitteilte, man habe die Figur gefunden. „Das war ein berührendes Erlebnis“, beschreibt Floeck den Moment der Nachricht. Denn der Schrein, an dem die Madonna mit Kind normalerweise fest montiert ist, spiele in der Pfarrei und dem Gotteshaus mit seiner langen Geschichte eine zentrale Rolle, erzählt der Priester. „Denn der Schrein und der Heilige sind wie eine Identität des gesamten Ortes. Alles ist irgendwie mit dem heiligen Kastor verbunden“, beschreibt Floeck die lokale Bedeutung des ehemaligen Missionars und seines Reliquiars.

Nun aber, seit Anfang Februar dieses Jahres, ist der Schrein wieder in dem Zustand, der seiner Bedeutung gerecht wird. „Jetzt können wir am Kastor-Tag wieder unseren ‚Kastor-Transport‘ vollziehen“, sagt Floeck wortspielerisch über die lange Tradition, das Behältnis am Patronatstag in einer kleinen Prozession durch die Kirche zu tragen und den Heiligen zu verehren.

Dass es sich bei dem Skulpturenraub um einen internationalen Kriminalfall handelt, wurde dem Seelsorger nach dem Anruf der Polizei bewusst. Denn gefunden wurde das Diebesgut bei niemand „Geringerem“ als dem – in der Presse mitunter auch als „Meisterdieb“ bezeichneten – elsässischen Kunsträuber Stéphane Breitwieser. Als „Kunstliebhaber mit Sammelzwang“, wie er sich selbst charakterisiert, ist der 1971 geborene Breitwieser seit Jahrzehnten ein berühmt-berüchtigter Kunstdieb mit Beutezügen, die ihn durch viele Länder Europas geführt haben.

Wiederentdeckung in Marmoutier

Mehrfach wurde er überführt, verurteilt und inhaftiert, und mehrfach hat man in seiner Wohnung in Marmoutier nordwestlich von Straßburg eine große Anzahl erbeuteter Kunstschätze gefunden – wie auch 2019, als die Polizei bei Pastor Floeck anrief. Über das sogenannte Lost-Art-Register, einer Datenbank zu Raub- und Beutekunst, konnte die Kardener Madonna der Kirchengemeinde als rechtmäßiger Eigentümerin zugeordnet werden. In Galerien, Kunstkammern, Museen, Auktionshäusern und Kirchen stahl Breitwieser über die Jahre Kunstwerke in einem geradezu astronomischen Gesamtwert von mehr als einer Milliarde Euro, wie verschiedene Quellen berichten.




Paulinus - Marginalinhalt:

Im Blickpunkt

„Paulinus“-Leserreise 2024

Die nächste „Paulinus“-Leserreise führt vom 28. September bis 5. Oktober nach Kroatien. Die dalmatinische Küste Kroatiens zählt zu einer der malerischsten Europas. Unzählige vorgelagerte Inseln, herrlich verträumte Buchten, ein kristallklares Meer sowie die einzigartigen Städte Dubrovnik, Split und Trogir (deren Altstädte stehen unter dem Schutz der Unesco) werden Sie verzaubern.


Lebensberatung im Paulinus

An dieser Stelle beantworten regelmäßig Lebensberaterinnen und -berater aus den Einrichtungen des Bistums Trier Fragen zu verschiedenen „Problemfeldern“ des Lebens, zum Beispiel aus den Bereichen Erziehung, Ehe oder Familie. Wenn Sie zu einem Problem Beratung oder Antworten suchen, können Sie sich entweder an die „Paulinus“-Redaktion, Postfach 3130, 54221 Trier, oder direkt an die Lebensberatungsstellen im Bistum Trier wenden. Viele Paulinus-Beiträge aus der Praxis der Lebensberater finden Sie im Paulinus-Archiv/Lebensberatung.


Einfach Leben

Ein eigenes Haus, ein Auto, regelmäßiger Urlaub, Fernreisen, ein möglichst gut gefülltes Bankkonto. So sah lange Zeit der Traum vom Wohlstand aus. Doch immer mehr setzt sich heute die Erkenntnis durch: „Viel haben“ heißt noch nicht „gut leben“, und „weniger ist vielleicht mehr“. In Zusammenarbeit mit Barbara Schartz vom Themenschwerpunkt Schöpfung bei der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum beleuchten wir das Thema in einer lockeren Serie und stellen Menschen vor, die für Veränderung eintreten oder anders leben.


Synode im Bistum Trier

Die Synode wurde am 29. Juni 2012 von Bischof Ackermann ausgerufen. Die Trierer Bistumssynode hat ihr Abschlussdokument „heraus gerufen – Schritte in die Zukunft wagen“ am 30. April 2016 verabschiedet.



Video

  • "Der kleine Otto und die Törtchenfabrik"
    Spaß beim Lesen, das wünscht Julia Hansjosten den kleinen und großen Leserinnen und Lesern ihres ersten Kinderbuches. Im Video verrät die Autorin, worum es in "Der kleine Otto und die Törtchenfabrik" geht (Video: Christine Cüppers).
  • "Begrüßungsvideo" Heilig-Rock-Tage 2024
    Isabell Krohn und Dario Tumminelli haben das Programm der 24. Ausgabe des Bistumsfestes vorgestellt und laden herzlich dazu ein. Sie stehen unter dem Leitwort "Mit Dir!" und halten ein umfangreiches geistliches und kulturelles Programm bereit (Video: Sarah Schött).
  • Madonnenausstelung Koblenz
    Der belgische Sammler Alex Poignard hat seinen Madonnen-Schatz dem Landesmuseum Koblenz vermacht. Ein auserlesener Teil seiner riesigen Sammlung wird noch bis 7. April auf der Festung Ehrenbreitstein gezeigt (Video: Constanze Haubrich).
  • Nikolausaktion
    Bereits zum 50. Mal machen sich Studierende der katholischen Theologie in Trier auf den Weg, um als Nikoläuse und Engel Familien und soziale Einrichtungen zu besuchen. Warum ihnen das Nikolausfest wichtig ist und was sie antreibt, bei der Aktion mitzumachen, erzählen Dustin und Francesca im Video (Video: Constanze Haubrich).
  • Engelausstellung Museum am Dom
    Sie gehören – nicht nur – in die Advents- und Weihnachtszeit. Engel sind beliebt bei glaubenden Menschen, aber auch bei denen, die nicht glauben. Das Museum am Dom in Trier widmet den „himmlischen Heerscharen“ seine diesjährige Sonderausstellung bis 28. Januar 2024. Dabei zeigt es, dass die Ursprünge geflügelter Wesen in der Antike zu finden sind (Video: Christine Cüppers).
  • Weitere Videos
    Weitere Videos des Paulinus finden sich auf www.youtube.com/PaulinusTrier




Paulinus - Fuss: