Foto: Kirche in Not
Kirche als Lagerhalle: In der römisch-katholischen Kirche von Charkiw stapeln sich Hilfsgüter.
Er bleibt bei seinen Gläubigen
Von: red | 22. Mai 2022
„Schock und Schmerz“: Mit diesen beiden Worten fasst Bischof Pavlo Honcharuk aus Charkiw die Situation am 5. Mai in der ostukrainischen Metropole zusammen.
Im Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ erzählt er von schrecklichen Erlebnissen, die auch ihn traumatisieren: „Ich denke an ein kleines Mädchen von etwa fünf Jahren, das wie versteinert vor der Leiche eines geliebten Menschen auf der Straße stand und sich nicht bewegen konnte.“
Bischof und Mitarbeiter rund um die Uhr im Einsatz
In einer weiteren Videobotschaft beschreibt Bischof Honcharuk in den zerstörten Häusern: „Das ist eine Wohnung, oder besser gesagt, es war eine. Es ist nichts übriggeblieben, alles ist verbrannt.“ Mit Traurigkeit und Sarkasmus schließt er: „Und sie (die russischen Militärs; Anm. d. Red.) sagen, dass sie nur auf die militärische Infrastruktur abzielen.“
Von der Kathedrale in die Kapelle
In seinem Bischofshaus hatte Bischof Honcharuk zu Beginn des Krieges Flüchtlinge aufgenommen, darunter auch einen Bischof der orthodoxen Kirche der Ukraine. Nachdem Anfang März ein Geschoss das Dach seines Bischofshauses getroffen hatte, ist mittlerweile auch die Kathedrale in Mitleidenschaft gezogen: „Viele Fenster wurden während eines Luftangriffs durch den Druck herausgesprengt. Jetzt beten wir in einer kleinen Kapelle und nutzen Teile des Kirchenraums als Lager für Hilfsgüter.“ Die tägliche heilige Messe, Gebetsstunden und Seelsorge seien in der aktuellen Situation wichtiger denn je: „Wir können immer noch alle Toten begraben, Gott sei Dank.“
Die Kirchen seien längst kein sicherer Zufluchtsort mehr. Sakralbauten würden genauso wenig verschont wie andere zivile Ziele, erklärte der Bischof: „Nichts ist mehr heilig“, sagt er. Teilweise hätten sich Menschen in Kellern unterhalb der Sakralbauten verkrochen.
Schon drei Millionen Euro für Hilfspakete
„Kirche in Not“ hat seit Beginn des Ukraine-Krieges nach eigenen Angaben zwei Hilfspakete in Höhe von rund drei Millionen aufgelegt, um die Arbeit von Priestern, Ordensfrauen und freiwilligen Helfern in Pfarreien, Flüchtlingslagern, Waisenhäusern und Altenheimen zu unterstützen.
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Spendenkonto
Kirche in Not, LIGA Bank München, IBAN DE63 7509 0300 0002 1520 02, BIC GENODEF1M05, Verwendungszweck: Nothilfe Ukraine.
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