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Weihbischof Peters (links) besuchte Initiativen für Arme, Verfolgte und Vergessene in Honduras.
Hoffnung für „gekreuzigtes Volk“
Von: ih/KNA/hw | 26. Februar 2023
Von Adveniat unterstützte Projekte für Frauen, Inhaftierte und medizinische Versorgung sind Lichtblicke in Honduras. Davon hat sich in dem mittelamerikanischen Land der Trierer Weihbischof Jörg Michael Peters überzeugt.
Peters besuchte in der ersten Februarwoche mit einer Delegation der Unterkommission der Deutschen Bischofskonferenz Hilfsprojekte in Honduras, die das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat fördert. Infolge der Corona-Pandemie und der weltweiten Preissteigerungen ist die Zahl der Menschen, die dort in Armut leben, auf 70 Prozent gestiegen; die Hälfte der Bevölkerung lebt sogar in extremer Armut.
Stationen der Reise waren etwa der Besuch von Schulprojekten in den Armenvierteln der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa, ein Projekt zur Frauenförderung, eine Haftanstalt in San Pedro Sula und ein Abstecher in das Bergland, in dem es kaum Zugang zu medizinischer Versorgung gibt. „Diese Projekte sind echte Hoffnungsschimmer“, ist Peters überzeugt.
Die Sicherheitslage in dem mittelamerikanischen Land ist derzeit sehr angespannt, jüngst verlängerte Präsidentin Xiomara Castro den Ausnahmezustand, der im Dezember verhängt worden war. Trotz der Bemühungen, die Gewalt einzudämmen, sind tödliche Bandenkriminalität, Entführungen und Korruption noch immer an der Tagesordnung.
Hunderttausende verlassen jährlich das Land
Insbesondere die verarmte Landbevölkerung und die Indigenen litten unter einer korrupten Politik- und Wirtschaftselite, die mit globalen Konzernen die nationalen Gesetze und internationalen Regelungen aushebele, um den eigenen Profit zu maximieren, beschreibt der Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerks Adveniat, Pater Martin Maier, die aktuelle Situation. „Wer Umwelt- und Menschenrechte in Honduras verteidigt und einfordert, wird kriminalisiert und nicht selten sogar ermordet.“
Die verbreitete Bandenkriminalität in den Städten und die Zerstörung durch Wetterextreme infolge des menschengemachten Klimawandels seien weitere Ursachen dafür, dass Hunderttausende jährlich ihr Land verlassen.
In den direkten Begegnungen spüre man eine Bitterkeit, aber auch eine gewisse Klarheit, berichtet Weihbischof Peters: „Die Menschen sind bereit, im Rahmen des Gesetzes und im Rahmen ihrer Möglichkeiten für ihr Recht zu streiten und die Lebenssituation für sich und ihre Kinder zu verbessern.“
Im Bergland, nur schwer erreichbar und vorwiegend von Indigenen bewohnt, hätten sich mithilfe von Adveniat zum Beispiel kleine Apothekenstützpunkte gebildet, um zumindest eine rudimentäre medizinische Versorgung zu leisten.
In einem Projekt zur Frauenförderung traf der Weihbischof auf junge Mütter, oft noch Teenager, die von Adveniat unterstützt werden. „Das sind starke Frauen, die sich engagieren. Es geht darum, sie sprachfähig zu machen, damit sie ihre Rechte einfordern können“, sagt Peters.
Eines der größten Probleme sei häusliche Gewalt und der vorherrschende Machismo, den viele Männer an den Tag legten. Bei dem Projekt würden deshalb bewusst auch Männer mit einbezogen, um einen gesellschaftlichen Sinneswandel zu bewirken. Denn in dem mittelamerikanischen Land sind Geschlechterstereotypen noch immer tief verwurzelt – ein Klima, das Gewalt gegen Frauen begünstigt.
Haftentlassene in Haus aufnehmen
In einer Haftanstalt am Containerhafen von San Pedro Sula, der zweitgrößten Stadt des Landes, engagieren sich zahlreiche Ehrenamtliche in der Gefängnisseelsorge. „Darunter sind viele ehemalige Inhaftierte – aber auch drei junge Richterinnen. Deren Engagement hat mich wirklich beeindruckt“, berichtet Peters. Adveniat hat dort den Bau eines Hauses mitfinanziert, in dem Haftentlassene Aufnahme finden können.
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