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Papst Franziskus spricht zum Ende des „Kongresses von Welt- und traditionellen Religionen“ mit Religionsführern im „Palast der Unabhängigkeit“ am 15. September 2022 in Nur-Sultan in Kasachstan.
Schrei nach Frieden
Von: Anna Mertens | 25. September 2022
Drei Tage Kasachstan, zwei Tage Weltkongress der Religionen. Kein Treffen mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill I. Aber Franziskus nutzt seine Reise nach Zentralasien für klare Botschaften: an erster Stelle ein „Schrei nach Frieden“.
Kasachstan. Ein Land zwischen Russland und China. Riesig, rohstoffreich, dünn besiedelt. Autoritär regiert. Im Winter eiskalt, im Sommer heiß. Mehrheitlich muslimisch und doch multikulturell und multireligiös. Eine große Minderheit ist russisch-orthodox, eine sehr viel kleinere katholisch, darunter einige Franziskus-Kritiker. Warum reist ein Papst in dieses ferne Land – zumal sein Wunsch-Gesprächspartner, Moskaus Patriarch Kyrill I., gar nicht da ist?
Der Krieg in der Ukraine ist allgegenwärtig
Für Gastgeber Kassym-Schomart Tokajew, seit 2019 Präsident der zentralasiatischen Republik, ist dieser Kongress eine Möglichkeit, die Errungenschaften seines Landes ins richtige Licht zu rücken. Dieses Mal sogar vor Papst Franziskus. Gerne lässt er sich loben für die Abkehr von Atomwaffen oder für ökologische Fortschritte. Das Land steht Russland und China nicht nur geografisch nahe. Doch es will nicht von den großen Nachbarn vereinnahmt werden – auch nicht im Ukraine-Krieg. Die innenpolitischen Proteste und Ausschreitungen zu Jahresbeginn werden vom Papst zwar erwähnt, aber in Zeiten eines großen Krieges scheinen sie fast in Vergessenheit zu geraten.
Der Krieg in der Ukraine ist allgegenwärtig, auch wenn er in der Abschlusserklärung nicht beim Namen genannt wird. In den Reden des Papstes, in den Ansprachen der anderen, in der Anwesenheit der russischen Delegation unter Führung von Metropolit Antonij, der rechten Hand von Moskaus Patriarch Kyrill I. Immer wieder ist der bange Blick auf den Krieg spürbar. Die Hoffnung auf ein persönliches Treffen von Papst und Patriarch hatte sich im August zerschlagen. Aber wie der Metropolit und Kurienkardinal Kurt Koch als päpstlicher Ökumene-Beauftragter betonen: Das Tischtuch scheint nicht zerschnitten. Ein Austausch kann – irgendwann – stattfinden.
Der Papst nutzt seine Ansprachen, um für Frieden zu werben. Ein alter, ja gebrechlicher Mann im Rollstuhl, der aufrütteln möchte. Religionen seien nicht das Problem, sondern Teil der Lösung, sagt Franziskus. „Gott ist Frieden und führt immer zu Frieden, niemals zum Krieg.“ Er warnt vor „Terrorismus mit pseudoreligiösem Charakter, Extremismus, Radikalismus und Nationalismus unter dem Deckmantel der Heiligkeit“. Und er verurteilt Hass: „Wir können nicht so weitermachen, gleichzeitig verbunden und getrennt, vernetzt und zerrissen durch zu viel Ungleichheit.“
Mit fast gleichen Worten fordert die Abschlusserklärung der Religionsführer mehr Einheit und Verständnis im gemeinsamen Einsatz gegen Hass, Terrorismus und Krieg. Für Religionsfreiheit und Menschenrechte. Auch die Gleichberechtigung aller Menschen findet sich in der Erklärung. Ein Punkt, den Franziskus in seiner letzten Rede aufgreift: Er fordert mehr Einbeziehung, Respekt und Verantwortung für Frauen.
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