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Denkanstöße in acht Schritten

Denkanstöße in acht Schritten

Von: Stefan Endres
Ein dezentrales Gedenkprojekt in der Wittlicher Innenstadt haben Schüler anlässlich „80 Jahre Pogromnacht“ geschaffen.

„Wir wollen mit dem Projekt an die Menschen erinnern, die hier zuhause waren – und die alles verloren haben, zuletzt ihr Leben“, sagt Marianne Bühler vom Arbeitskreis Jüdische Gemeinde. Auch Bürgermeister Joachim Rodenkirch erinnert daran, „wie schnell es gehen kann“ mit dem  Wandel von einer offenen zu einer geschlossenen Gesellschaft. Noch 1928 lebten in Wittlich 280  jüdische Bürgerinnen und Bürger, zum Teil mit einer 200-jährigen Familiengeschichte.

Das Projekt – das sind acht kleine Kunstinstallationen von Schülerinnen und Schülern der letztjährigen 10b des Peter-Wust-Gymnasiums Wittlich. Zusammen mit ihrer Kunstpädagogin Liane Deffert haben die 15- bis 16-Jährigen acht verschiedene Objekte oder kleine Objektgruppen ausgewählt und zu plastischen Installationen arrangiert – die alle etwas verbindet.

Es seien die Fragen der bedrängten jüdischen Familien in den oft hastigen Momenten der Flucht: „Was nehme ich mit, was lasse ich zurück? Was ist vielleicht in der Eile liegengeblieben?“, erläutert die Schülerin Katharina Lukas. Darüber hinaus signalisiere die einheitliche blaue Einfärbung eine Zusammengehörigkeit der Objekte, die in der Innenstadt verteilt aufgestellt wurden. Sie sollen die Passanten „sinnlich und emotional ansprechen“, wie Katharina und ihre Lehrerin zur künstlerischen Umsetzung erklären.

Welche Gegenstände würden Sie mitnehmen?

Die erste Station des als Rundgang konzipierten, dezentralen Mahnmals ist eine Stele mit einem blauen Rucksack auf dem Ottensteinplatz. „Welche Gegenstände würden Sie mitnehmen?“, formuliert der Schüler Stephen Siegler die Frage, die aus der Skulptur zu dem Betrachter spricht. Seine Mitschülerin Jasmin Hartmann trägt ihre selbst verfasste, beklemmende und zugleich berührende Geschichte über eine kleine Familie vor, die von zu Hause fliehen muss.

Ein paar Schritte weiter, in der Karrstraße, verweist ihre Mitschülerin Eva Eiserloh an der dortigen Skulptur, die drei dicke Bücher zeigt, auf etwas anderes, das vermutlich „zurückgelassen“ wurde. Bewusst gewählt sei der Ort dieses Objektes – in unmittelbarer Nähe von zwei ehemaligen Schulen, der St.-Markus-Volksschule und der jüdischen Schule in der Kirchstraße, erläutert Marianne Bühler.

„Hier haben sich die Kinder viel aufgehalten, und es gab ein Miteinander und einen Austausch zwischen den Schulen“, erklärt sie den Kontext, der auch durch Beschriftungen auf jeder Stele hergestellt wird.

An dem blauen Koffer auf dem Marktplatz wiederum, dessen Geschäfte in den 1930er Jahren vielfach von jüdischen Familien betrieben wurden, ist aus einer amtlichen Anweisung zur Deportation von 1941 zu lesen: „Mitgenommen werden kann: Pro Person ein Koffer mit Gepäck bis zu 50 kg; Bettzeug mit Decken; vollständige Bekleidung, soweit sie am Körper getragen werden kann.“

Rundgang endet vor ehemaliger Synagoge

Lina Möhnen erklärt am Platz an der Lieser, weshalb die dortige Plastik einen Fotoapparat zeigt. „Er steht für die Fotos, die zurückgelassen werden müssen und nur im Geiste mitgenommen werden, Fotos und Erinnerungen von guten Zeiten.“

Der Rundgang zu den acht „Denkanstößen“ endet vor der ehemaligen Synagoge in der Himmeroder Straße. Hier sind einige Schlüssel zu einer kleinen Installation arrangiert – deren Texttafel den Symbolgehalt erläutert: „Vor 80 Jahren AUSGESPERRT aus Schulen, aus Vereinen, aus gesellschaftlichem Leben. Dann EINGESPERRT in Eisenbahnwaggons, in Todeslagern, in Gaskammern“.

Die Befürchtung, dass auch die Mahnmale der Schüler Ziel von Vandalismus werden könnten, habe sich leider sehr schnell bewahrheitet, wie Werner Bühler vom Arbeitskreis Jüdische Gemeinde einige Tage später berichtet. „Ich bin traurig, wütend, ratlos. Schon nach wenigen Tagen wurden diese Objekte mehrfach beschädigt.“



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