CD-Tipps 7/2020
Von: Christoph Vratz/Johannes Weedermann | 16. Februar 2020
Grenze zur Mythologie
Moniuszko, Milda, Nijola; Chodowicz, Jaskulska-Chrenowicz, Wolak, Kobylinski, Gierlach, Poznan Philharmonic Orchestra, Borowicz (2019); Dux 2 CDs 59002547016405
Die Kantate „Milda“ des polnischen Komponisten Stanislaw Moniuszko bewegt sich mehr auf der mythologischen als auf der theologischen Ebene. Dennoch taucht Gottvater persönlich auf. Milda ist die litauische Liebesgöttin und pflegt eine Beziehung mit einem Mann, also mit einem menschlichen Wesen. Das ruft Gott auf den Plan, der Milda mit einem Fluch bannt. Nun schreitet das litauische Volk ein und bittet Milda kurzerhand, auf die Erde hinabzusteigen, wo sie letztlich Erlösung findet. 1848 wurde diese stellenweise recht opernhafte Kantate in Vilnius erstmals aufgeführt und galt damals wegen der ungewöhnlichen Harmonien und Melodien als echter Überraschungscoup. Jetzt ist dieses Werk auf CD zu erleben, gepaart mit „Nijola“, einer anderen Moniuszko-Kantate, eingespielt vom Poznan Philharmonic Orchestra und Lukasz Borowicz.
Wunderbares Klangerlebnis
Canta Nova Saar, John Sheppard Ensemble, Musique á Saint-Sulpice Spektral Records, CD 4260130381738
Zwei Chöre, drei Solisten und zwei Orgeln lassen den Kirchenraum der Pariser Kirche St. Sulpice in seiner großen Pracht erklingen. Unter der Leitung von Bernhard Schmidt musizieren die beiden Chöre Canta Nova Saar aus Saarbrücken und das Freiburger John-Sheppard-Ensemble gemeinsam zu Orgelmusik und Sologesang. Aufgenommen in der zweitgrößten Kirche von Paris ergibt das ein famoses Zusammenspiel zwischen Orgel-Solo oder Tutti, bestehend aus gemischtem Chor mit Solisten und zwei Orgeln. Obwohl man von der Akustik des Raumes erwarten dürfte, dass sie Probleme beim Musizieren bereitet, so scheint es, als ob der Raum vielmehr mithelfe, den Klang zu verbessern. Das Programm besteht aus Werken von Kirchenmusikern, die seit Bestehen an der berühmten Cavaillé-Coll-Orgel von Saint-Sulpice als Organisten gewirkt haben. Dazu gehört Georges Schmitt, zuvor Organist am Trierer Dom. Gewidmet ist die CD Daniel Roth, dem Titularorganisten an St. Sulpice.
- Einen Kommentar schreiben