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Nicht nur Anlagen, sondern auch Anliegen

Von: Bruno Sonnen | 24. Juni 2012
„Geld regiert die Welt“, heißt es. Doch wer regiert das Geld? Wer bestimmt, was mit meinem Geld geschieht? Banken, Heuschrecken und andere Finanzjongleure? Gibt es Alternativen zu Deutscher Bank, Commerzbank und Co.? Der „Paulinus“ stellt „Alternativbanken“ vor. Heute: die „EthikBank“. Teil 2 einer lockeren Serie.

„Faire Bank statt Bankaffaire“, so lautet die erste Botschaft an den Besucher der „EthikBank“ im Internet. Was das konkret bedeutet, erläutert die Pressereferentin der Bank, Claudia Bioly: „Was die EthikBank von konventionellen Banken unterscheidet, ist der Umgang mit dem Geld ihrer Kunden. Der Kunde kann sicher sein, dass sein Geld nach ethisch-ökologischen Kriterien investiert wird.“ Was hinzukommt: Die EthikBank veröffentlicht als „gläserne“ Bank alle ihre Geschäfte, „das heißt, jeden Einzelkredit, jedes Wertpapier und alle Beteiligungen“, sagt Brioly. „Unabhängige Wirtschaftsprüfer untersuchen regelmäßig, ob sich die Bank im Tagesgeschäft an ihre eigenen Kriterien hält. Die Prüfungsberichte sind im Internet veröffentlicht.“

Weder Atomkraft noch grüne Gentechnik

Die Anlagekriterien sind klar und eindeutig: Die EthikBank garantiert ihren Kunden, dass ihr Geld nicht in Atomkraft, Rüstung, grüne Gentechnik oder Ozon zerstörende Chemikalien investiert wird oder Firmen finanziert, die Kinderarbeit oder Tierversuche für Kosmetika zulassen.

Dahinter steckt auch eine ganz klare politische Positionierung – auch nicht gerade selbstverständlich für eine Bank. „Die EthikBank engagiert sich für einen Umbau der Gesellschaft, die in allen Lebensbereichen die drei Säulen der Nachhaltigkeit, also Ökonomie, Ökologie und Soziales, gleichberechtigt nebeneinander stellt und den übermächtigen Einfluss des Kapitals zurückdrängt“, sagt Bioly. Das bedeutet konkret, dass die Bank unterschiedliche Nichtregierungsorganisationen unterstützt und sogar – man lese und staune – Mitträger der von dem Jesuiten Jörg Alt initiierten Kampagne „Steuer gegen Armut“ ist, die die Einführung einer Finanztransaktionssteuer und deren Verwendung zur Bekämpfung der Armut fordert.

Doch damit nicht genug: Die EthikBank fördert aus ihrem Jahresgewinn auch selbst konkrete Projekte, und zwar zurzeit eine Mädchenschule in Afghanistan, bulgarische Kinderheime und ein Projekt zum Schutz der bedrohten Baikalrobbe. Auch die Kunden der Bank können diese Projekte durch Zinsspenden fördern. „Unsere Kunden können bei nahezu jeder Geldanlage zwischen einer Förder- und eine Renditevariante wählen“, erklärt Claudia Bioly. „Wer sich für eine Fördervariante entscheidet, verzichtet bewusst auf 0,25 Prozentpunkte und spendet diese dem Projekt seiner Wahl.  Dahinter steht die Idee eines gemeinsamen Engagements von Bank und Kunden. In den letzten zehn Jahren sind rund eine Viertelmillion Euro zugunsten der drei Förderprojekte zusammengekommen.“ 

EthikBank kompakt zusammengefasst

Die EthikBank kompakt zusammengefasst: Sie wurde 2002 als Tochter der Volksbank Eisenberg eG von Klaus Euler und Sylke Schröder gegründet, die beide bis heute  in leitender Position der Bank tätig sind. Die Bank ist nach eigenen Angaben 2011 zweistellig gewachsen, hatte dabei ein Kundenvolumen von 129 Millionen Euro und betreute 15 345 Konten.

An Krediten und Finanzierungsangeboten bietet sie Ökokredite, Ökobaukredite und Geschäftskredite an. Ökokredite sind Kleinkredite für soziale und ökologische Projekte bis zu 40 000 Euro (also etwa zur Nutzung erneuerbarer Energien oder zur ökologischen Außengestaltung), Ökobaukredite werden zur ökologischen Baufinanzierung von Neubauten und Altbausanierungen vergeben (zum Beispiel Plusenergiehaus, Nullenergiehaus, Passivhaus), und Geschäftskredite werden an kleine und mittlere Unternehmen entweder als Betriebsmittelkredit oder als Investitionskredit vergeben.

Die EthikBank ist zwar eine Direktbank, das heißt, die Kommunikation mit der Bank erfolgt online, per Telefon, Fax oder Post. Sie bietet aber ein Girokonto an, und der Kunde kann sich sein Geld an fast allen der über 18 000 Geldautomaten der Volks- und Raiffeisenbanken auszahlen lassen. 

Faire Preise und faire Konditionen

Bleibt die Frage: Wie attraktiv sind die Konditionen für Anleger? Kann die EthikBank bei den Anlagekonditionen, sprich Zinsen, mit konventionellen Banken mithalten? „Ethisches Investment ist in der Regel mit fairen Preisen und Konditionen verbunden, die eine reale Grundlage haben, also marktgerecht sind“, erklärt Öffentlichkeitsarbeiterin Bioly. Die Stichprobe im Internet ergibt: Bei einem Sparbrief mit zehnjähriger Laufzeit (Mindestanlage 2500 Euro) gibt es bei der Renditevariante zwei Prozent Zinsen und bei der Fördervariante 1,75 Prozent. Ein Wachstumszertifikat (Mindesteinlage ebenfalls 2500 Euro) bringt im ersten Jahr 0,75 Prozent und im siebten und letzten Jahr zwei Prozent Zinsen (Renditevariante). Das erscheint auf den ersten Blick nicht gerade viel zu sein, aber „angesichts der wild gewordenen Kapitalmärkte“ empfiehlt Claudia Bioly einen etwas genaueren Blick: „Wenn Banken einen Anlagezins festlegen, orientieren sie sich an den jeweiligen Marktsätzen. Das ist in der Praxis nicht – wie oft angenommen – der Leitzins der Europäischen Zentralbank, sondern der des Interbankenhandels. Innerhalb des Interbankenhandels sind für die EthikBank die Zinssätze im Geldhandel und die Renditen für mittel- bis langfristige Bundesanleihen maßgeblich.“

Was das heißt, macht sie an einem konkreten Beispiel deutlich: „Am 7. Juli 2012 zahlte der Markt für Tagesgeld im Interbankenhandel 0,25 Prozent. Zum Vergleich: Das Tagesgeld der EthikBank verzinsen wir aktuell zwischen 0,25 und 0,50 Prozent. Nun könnten Sie sagen: Schwamm drüber, wir nehmen das kurzfristige Geld unserer Kunden und investieren es in mittel- bis langfristige Bundesanleihen. Aber: Am 7. Juli rentierten einjährige Bundesanleihen mit 0,03 Prozent. Zum Vergleich: Das einjährige Mäusekonto der EthikBank verzinsen wir aktuell mit 0,50 Prozent.“

Sehr hohe Zinsversprechen lassen aufhorchen

Wenn Banken sehr hohe Zinsen versprechen, also „völlig marktferne Konditionen anbieten“, kann das drei Gründe haben, erklärt Bioly: „Sie brauchen Liquidität, sie haben einen begrenzten Einlagenschutz oder eine schlechte Bonität und müssen am Kapitalmarkt entsprechende Risikoaufschläge zahlen. Dann versuchen sie, das mangelnde Vertrauen mit teuren Zinsen zu kompensieren. Für eine Bank, die am Kapitalmarkt Risikoaufschläge zahlen muss, ist es sogar günstiger, sich nicht am Kapitalmarkt, sondern beim vergleichsweise unkritischen Privatanleger zu refinanzieren.“

Wenn es sich dann noch um Banken handle, die staatlich gestützt werden, werde es besonders krass, hält die EthikBank-Vertreterin mit ihrer Kritik nicht hinter dem Berg, denn das bedeute, „dass der Steuerzahler die subventionierte Geschäftspolitik dieser Banken zahlen muss und andererseits integere Banken, die keine staatlichen Finanzspritzen brauchen, das Nachsehen haben“. Genau diesen Nachteil hätten die Genossenschaftsbanken, „die einzige Bankengruppe in Deutschland, die sich während der Finanzkrise aus eigener Kraft geholfen hat“.

Natürlich begrüßt die EthikBank, die selbst zur „genossenschaftlichen Familie“ gehört, dass die Vereinten Nationen das Jahr 2012 zum „Jahr der Genossenschaften“ ausgerufen hat (vgl. auch „Paulinus“ Nr. 24 vom 10. Juni).

Und investiert das Geld ihrer Kunden eben zum einen in Wertpapiere oder Beteiligungen, die dem ethisch-ökologischen Ansatz entsprechen, aktuell zum Beispiel Staatsanleihen der Republik Österreich, die unter Nachhaltigkeitsaspekten zu den führenden
Nationen gehöre. Und unterstützt zum anderen seit kurzem die lokale Energiegenossenschaft „BürgerEnergie Jena eG“.




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