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Die Familie im „Hamsterrad“

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24 Stunden Taxi Mama: Die Fahrerin dieses Autos nimmt den täglichen Terminstress ihrer Kinder mit Humor.

Die Familie im „Hamsterrad“

Von: Christof Ewertz | 6. August 2017
Termindruck, Stress, Eile: In vielen Familien bleibt kaum Zeit für ein gemeinsames Essen, geschweige denn ein Gespräch oder ein Spiel. Was Familien tun können, um aus dem „Hamsterrad“ herauszukommen, darum geht es in der „Paulinus“-Lebensberatung.

Die Kinder gehen zum Fußball- oder Schwimmtraining, müssen ins Ballett oder zur Musikschule und natürlich wollen sie sich zwischendurch noch mit Freunden treffen.

Um all das zu gewährleisten, müssen die Eltern oft „Überstunden leisten“ – der Alltag lässt in vielen Familien dann kaum noch Raum für Gemeinsames.

Viele Eltern, die sich hilfesuchend an die Lebensberatungsstelle wenden, fühlen sich hohen gesellschaftlichen Anforderungen ausgesetzt und nicht selten überfordert. Häufig befinden sie sich in einem Erschöpfungszustand und berichten immer mehr davon, „im Hamsterrad“ zu sein und sich „Zuhause nur noch die Türklinke in die Hand zu geben“. Dazu kommen oft noch die Sorgen mit dem Kind oder den Kindern, wo vom alltäglichen Streit um das Handy bis hin zur Verhaltensauffälligkeit alles dabei sein kann.

Mit anderen Worten, die Familie von heute ist oft sehr belastet und gestresst. Dem Wunsch, mehr gemeinsame Zeit miteinander zu verbringen, stehen eine Vielzahl von Bedingungen gegenüber, die dazu führen, dass das Gemeinsame verlorengeht.

Zeitdruck belastet Familien

Familie? – Wie denn bitte schön bei all dem Stress?! Insbesondere nachmittags herrscht in vielen Familien der pure Stress: Der Sohn muss bis zu einem bestimmten Zeitpunkt mit den Hausaufgaben fertig sein, weil die Mutter ihn zum Fußballtraining bringen will. Anschließend noch die jüngere Tochter in der Musikschule abliefern, um dann später wieder alle abzuholen. Zwischenzeitlich müssen noch der Einkauf und der Haushalt erledigt werden.

Für den zunehmenden Zeitdruck in Familien gibt es viele Gründe: Die leistungsorientierte Gesellschaft, in der wir leben, beeinflusst den Alltag vieler Familien. Hierbei ist bedeutend, dass Kinder bereits vor Schuleintritt durch gute und schlechte Leistungen bewertet werden. Nicht nur die Schulnoten können bereits Kinder und deren Eltern unter Druck setzen, denn auch im Bereich der Musik oder des Sports legt unsere Gesellschaft viel Wert auf Talent und Übung. Wer nicht mindestens ein bis zwei „sinnvollen“ Freizeitbeschäftigungen nachkommt, wird möglicherweise im sozialen Umfeld ausgegrenzt. Die Drucksituation spitzt sich zu, wenn mehrere Kinder in der Familie zu unterschiedlichen Zeiten an verschiedenen Standorten ihre Hobbys ausüben und gefahren werden müssen.

Hinzu kommt, dass häufig das Einkommen einer Person und damit die finanziellen Mittel nicht ausreichen, den heutigen Lebensstandard der Familie zu sichern und die Teilnahme an gesellschaftlichen Aktivitäten zu ermöglichen. Überstunden beziehungsweise die Notwendigkeit, dass beide Eltern verdienen müssen, erscheinen hier als die logische Konsequenz. Andere Rahmenbedingungen wie die Flexibilisierung der Arbeitszeiten durch längere Öffnungszeiten, vermehrte Schichtarbeit oder Arbeit an den Wochenenden führen dazu, dass geregelte gemeinsame Familienzeiten kaum noch möglich sind.

Die Frage, wie bekomme ich Familie und Beruf möglichst in Einklang, lässt sich dann nur sehr schwer beantworten.

Ein „Arbeitsschutz“ für die Familie

Ein weiterer Stressfaktor kann der Einfluss von sozialen Medien darstellen. Je älter die Kinder werden, desto größer wird deren Bedeutung für sie. Durch die voranschreitende Informations- und Kommunikationstechnik entsteht ein großer individueller Gestaltungsspielraum, der neben vielen Möglichkeiten auch eine erhebliche Herausforderung darstellt. Vor allem Kinder und Jugendliche können durch die Vielzahl an Angeboten überfordert werden.

Die sozialen Netzwerke können weiterhin dazu führen, stets über die Dinge, die Gleichaltrige tun oder besitzen, Bescheid zu wissen. Dadurch werden Wünsche überhaupt oft erst erzeugt. Wenn diese dann wiederum an die Eltern herangetragen und unerfüllbare Forderungen gestellt werden, kann das zu einer zusätzlichen Belastung führen.

In solchen Fällen geht es bei der Arbeit in der Lebensberatung zunächst darum, die Situation der Familie zu verstehen und gemeinsam herauszufinden, welche Veränderungen die Eltern und die Kinder sich wünschen und was jedes Familienmitglied dazu tun kann, die Familiensituation so zu verändern, dass sich alle wieder wohler fühlen. Es gilt, gemeinsam einen „Arbeitsschutz“ für die Familie zu erstellen.

Welche Schritte und Wege passend sind, kann von Familie zu Familie ganz unterschiedlich ausfallen. Familien im „Hamsterrad“ brauchen insbesondere Unterstützung darin:
  • Stärken und Kraftquellen in der Familie aufzuspüren und mehr in den Blick zu nehmen.
  • Die Wahrnehmung auf die Dinge in der Familie zu richten, ,,die gut laufen“.
  • Herauszufinden, was sich jedes Familienmitglied für sich und in der Familie wünscht.
  • Regeln, Wünsche und Aufgaben in der Familie auszuhandeln.
  • Familienrituale und Familienzeiten zu finden.
  • Den Berg an zu bewältigenden Aufgaben zu sortieren und überschaubarer zu machen.
  • Entspannungsmöglichkeiten und Strategien des Stressabbaus zu finden.
  • Unterstützungsmöglichkeiten im Umfeld der Familie zu erkennen und zu nutzen.
Oft ist die Erkenntnis, wo man sich überall im Alltag zu viel vorgenommen hat und wo der größte Druck in welcher Situation entstehen kann, schon hilfreich. Sie kann bei der Suche nach mehr Ruhe und Zufriedenheit in der Familie ein erster Schritt sein. Eine Suche, die gewiss zu einem guten Ende gelangt ist, wenn wir Familie auch wieder als das sehen können, wie die meisten von uns es sich wünschen: Als einen Ort der Geborgenheit und des Ausgleichs, als einen Ort, wo wir immer wieder ,,Akkus“ aufladen können.

  • Lebensberatung
    Insgesamt gibt es – von Ahrweiler bis Wittlich – 20 Lebensberatungsstellen des Bistums Trier, an die sich jede und jeder Ratsuchende wenden kann. Der zuständige Arbeitsbereich im Generalvikariat wird geleitet von Dr. Andreas Zimmer. Kontaktadresse: Lebensberatung im Bistum Trier, Bischöfliches Generalvikariat, Mustorstraße 2, 54290 Trier, Telefon (06 51) 71 05-2 79,
    E-Mail beratung@bgv-trier.de, Internet www.lebensberatung.info.

    Über 70 weitere Artikel sind im Internet unter www.paulinus.de in der Rubrik „Lebensberatung im Paulinus“ zu finden.



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