Die Flut hat nicht nur materielle Schäden angerichtet, sondern Menschen auch seelisch verwundet. In Sinzig gab der Trierer Weihbischof Jörg Michael Peters Auskunft über Seelsorge vor Ort.
Foto: privat
Helfer im Hochwassereinsatz: der ehemalige Sinziger Kaplan Thomas Hufschmidt (links) und die Messdienergruppe.
Seelsorge an Orten des Grauens
Von: Norbert Demuth | 1. August 2021
Schon die Bilder der Flutkatastrophe im Fernsehen sind verstörend. Aber, so empfindet es der für das Gebiet zuständige Weihbischof des Bistums Trier, Jörg Michael Peters: „TV-Bilder haben einen Rahmen, der den Blickwinkel begrenzt. Doch erst, wenn man vor Ort mittendrin steht, wird das furchtbare Ausmaß greifbar. Es ist unbeschreiblich.“ Peters leitet einen vom Bistum eingerichteten Arbeitsstab zur Koordinierung von Seelsorge und Hilfe vor Ort.
Peters ist im rheinland-pfälzischen Sinzig im Landkreis Ahrweiler unterwegs, wo die Flut allein zwölf Menschen in einer Behinderteneinrichtung das Leben kostete. Bei ihm ist Wolfgang Meyer, der normalerweise für die Organisation von Bistumsveranstaltungen zuständig ist und nun im Arbeitsstab mitwirkt. „Viele Menschenseelen vor Ort sind verwundet“, sagt Meyer, als er mit Peters der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) seine Eindrücke schildert.
Rund 150 Notfallseelsorger aller Konfessionen und Religionen stünden im Hochwasser-Katastrophengebiet im Norden von Rheinland-Pfalz zur Verfügung, wo biszum 23. Juli laut Polizei 132 Menschen tot geborgen wurden und noch 149 Personen vermisst wurden. Etwa 70 der 150 ausgebildeten Notfallseelsorger seien jeweils auf Abruf des Lagezentrums des Landes rund um die Uhr im Einsatz, davon mehrere dutzend katholische Seelsorger aus dem Bistum Trier, aber auch aus den Nachbarbistümern Speyer, Mainz, Limburg und Köln.
Im Bistum Trier bereite man sich darauf vor, die Seelsorge langfristig sicherzustellen, gerade auch wenn die Personen, die jetzt vor Ort sind, entlastet werden müssen. Notfallseelsorger waren da, als in den ersten Tagen Tote geborgen wurden, etwa beim Auspumpen von überschwemmten Kellern, in denen Leichen vermutet wurden. Auch eine Woche nach der Flut haben die Bestattungen noch nicht begonnen, auch weil ein Teil der geborgenen Leichen nicht identifiziert ist – und auch Friedhöfe von den Wassermassen in Mitleidenschaft gezogen wurden.
In all dem Entsetzlichen sei allerdings eine Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit zu sehen, „wie ich sie noch nie erlebt habe“, sagt Meyer. Bei vielen Geschäftsleuten beispielsweise, deren Einrichtungen komplett zerstört seien, stehe die Sorge um Nachbarn im Vordergrund. Es gebe „vielerorts keinen Strom, kein Telefon, kein fließendes Wasser“, sagt Meyer. Zusammen mit der Caritas verteilen die Seelsorger „Handzettel“ mit wichtigen Kontakten, an die sich Hilfsbedürftige wenden könnten.
Die Seelsorger versuchten, „nicht mit oberflächlichen Antworten“, sondern konkret zu helfen, berichtet Peters. Einer Familie aus Sinzig, „deren Haus völlig unter Wasser steht“, habe etwa durch den Kontakt mit Seelsorgern eine Wohnung vermittelt werden können. Oft werde gefragt, wo die Kirche in der Katastrophe sei, sagte Peters. Sie helfe derzeit „viel, aber das geschieht leise“. Man müsse sich auf eine lange seelsorgliche Begleitung einstellen. Es gebe einen großen Gesprächsbedarf bei Betroffenen. Erst kämen die Menschen, dann die materiellen Schäden. Auch Caritaseinrichtungen, kirchliche Dienststellen und Kitas im Kreis Ahrweiler seien stark betroffen, ebenso die Baustatik vieler Kirchen.
Auf einem Internet-Portal des Bistums zur Hochwasserhilfe sind neben einem Spendenkonto auch Hilfsangebote für Notunterkünfte zu finden. Pfarrer Alexander Kurp etwa schreibt dort: „Die Kirchengemeinde Plaidt und die Kirchengemeinde Miesenheim bieten ihre Pfarrheime als Notunterkunft an. Funktionierende Küche und sanitäre Einrichtungen sind in beiden Pfarrheimen vorhanden. Der Rest wird organisiert.“ Auch das Robert-Schuman-Haus und das Bischöfliche Priesterseminar – beide in Trier – sowie die Jugendbildungsstätte Marienburg/Zell stellen Notunterkünfte für Hochwasseropfer bereit.
Peters ist im rheinland-pfälzischen Sinzig im Landkreis Ahrweiler unterwegs, wo die Flut allein zwölf Menschen in einer Behinderteneinrichtung das Leben kostete. Bei ihm ist Wolfgang Meyer, der normalerweise für die Organisation von Bistumsveranstaltungen zuständig ist und nun im Arbeitsstab mitwirkt. „Viele Menschenseelen vor Ort sind verwundet“, sagt Meyer, als er mit Peters der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) seine Eindrücke schildert.
Rund 150 Notfallseelsorger aller Konfessionen und Religionen stünden im Hochwasser-Katastrophengebiet im Norden von Rheinland-Pfalz zur Verfügung, wo biszum 23. Juli laut Polizei 132 Menschen tot geborgen wurden und noch 149 Personen vermisst wurden. Etwa 70 der 150 ausgebildeten Notfallseelsorger seien jeweils auf Abruf des Lagezentrums des Landes rund um die Uhr im Einsatz, davon mehrere dutzend katholische Seelsorger aus dem Bistum Trier, aber auch aus den Nachbarbistümern Speyer, Mainz, Limburg und Köln.
Im Bistum Trier bereite man sich darauf vor, die Seelsorge langfristig sicherzustellen, gerade auch wenn die Personen, die jetzt vor Ort sind, entlastet werden müssen. Notfallseelsorger waren da, als in den ersten Tagen Tote geborgen wurden, etwa beim Auspumpen von überschwemmten Kellern, in denen Leichen vermutet wurden. Auch eine Woche nach der Flut haben die Bestattungen noch nicht begonnen, auch weil ein Teil der geborgenen Leichen nicht identifiziert ist – und auch Friedhöfe von den Wassermassen in Mitleidenschaft gezogen wurden.
In all dem Entsetzlichen sei allerdings eine Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit zu sehen, „wie ich sie noch nie erlebt habe“, sagt Meyer. Bei vielen Geschäftsleuten beispielsweise, deren Einrichtungen komplett zerstört seien, stehe die Sorge um Nachbarn im Vordergrund. Es gebe „vielerorts keinen Strom, kein Telefon, kein fließendes Wasser“, sagt Meyer. Zusammen mit der Caritas verteilen die Seelsorger „Handzettel“ mit wichtigen Kontakten, an die sich Hilfsbedürftige wenden könnten.
Die Seelsorger versuchten, „nicht mit oberflächlichen Antworten“, sondern konkret zu helfen, berichtet Peters. Einer Familie aus Sinzig, „deren Haus völlig unter Wasser steht“, habe etwa durch den Kontakt mit Seelsorgern eine Wohnung vermittelt werden können. Oft werde gefragt, wo die Kirche in der Katastrophe sei, sagte Peters. Sie helfe derzeit „viel, aber das geschieht leise“. Man müsse sich auf eine lange seelsorgliche Begleitung einstellen. Es gebe einen großen Gesprächsbedarf bei Betroffenen. Erst kämen die Menschen, dann die materiellen Schäden. Auch Caritaseinrichtungen, kirchliche Dienststellen und Kitas im Kreis Ahrweiler seien stark betroffen, ebenso die Baustatik vieler Kirchen.
Auf einem Internet-Portal des Bistums zur Hochwasserhilfe sind neben einem Spendenkonto auch Hilfsangebote für Notunterkünfte zu finden. Pfarrer Alexander Kurp etwa schreibt dort: „Die Kirchengemeinde Plaidt und die Kirchengemeinde Miesenheim bieten ihre Pfarrheime als Notunterkunft an. Funktionierende Küche und sanitäre Einrichtungen sind in beiden Pfarrheimen vorhanden. Der Rest wird organisiert.“ Auch das Robert-Schuman-Haus und das Bischöfliche Priesterseminar – beide in Trier – sowie die Jugendbildungsstätte Marienburg/Zell stellen Notunterkünfte für Hochwasseropfer bereit.
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