Es ist ein wahrer Berg aus Broten, der sich an diesem sonnigen Augustsonntag auf dem Herxheimer Kirchberg auftürmt. Am Fuß der großen Treppe, die in dem Großdorf zwischen Landau und Karlsruhe zum Südeingang der imposanten Pfarrkirche Maria Himmelfahrt führt, steht ein großer grün-rot bemalter Erntewagen, der bis zum Rand mit frischgebackenen Laibern unterschiedlichster Formen und Varianten gefüllt ist: Unzählige Mehrpfünder aus Roggenmehl sind darunter, aber auch runde Mischbrote, große Laugenstangen, knusprige Körnerbrote, lange Baguettes und vieles mehr – sogar ein paar Brezeln liegen dabei.
Foto: Tobias Wilhelm
Ein Höhepunkt im Herxheimer Kirchenjahr: Im Beisein hunderter Pfarrangehöriger spendet Pfarrer Vogt dem gestifteten Brot den Segen Gottes.
Das Brot, das der Himmel geschickt hat
Von: Tobias Wilhelm | 25. August 2013
Auch nach fast 350 Jahren hält man im südpfälzischen Herxheim an einem Gelübde aus der Pestzeit fest – zum Dank für die Errettung vor dem Tod durch Hunger und Krankheit wird zum Fest des heiligen Laurentius ein Wagen voll mit gespendetem Brot geweiht, das an die Nachfahren der einstigen Wohltäter verteilt wird.
Es ist ein wahrer Berg aus Broten, der sich an diesem sonnigen Augustsonntag auf dem Herxheimer Kirchberg auftürmt. Am Fuß der großen Treppe, die in dem Großdorf zwischen Landau und Karlsruhe zum Südeingang der imposanten Pfarrkirche Maria Himmelfahrt führt, steht ein großer grün-rot bemalter Erntewagen, der bis zum Rand mit frischgebackenen Laibern unterschiedlichster Formen und Varianten gefüllt ist: Unzählige Mehrpfünder aus Roggenmehl sind darunter, aber auch runde Mischbrote, große Laugenstangen, knusprige Körnerbrote, lange Baguettes und vieles mehr – sogar ein paar Brezeln liegen dabei.
Es ist ein wahrer Berg aus Broten, der sich an diesem sonnigen Augustsonntag auf dem Herxheimer Kirchberg auftürmt. Am Fuß der großen Treppe, die in dem Großdorf zwischen Landau und Karlsruhe zum Südeingang der imposanten Pfarrkirche Maria Himmelfahrt führt, steht ein großer grün-rot bemalter Erntewagen, der bis zum Rand mit frischgebackenen Laibern unterschiedlichster Formen und Varianten gefüllt ist: Unzählige Mehrpfünder aus Roggenmehl sind darunter, aber auch runde Mischbrote, große Laugenstangen, knusprige Körnerbrote, lange Baguettes und vieles mehr – sogar ein paar Brezeln liegen dabei.
Über zwanzig Zentner sind es wohl schon – und dauernd kommt neues Backwerk dazu. Während oben im Gotteshaus das Hochamt so langsam dem Ende zugeht, treten im Minutentakt noch weitere Menschen an das Fuhrwerk heran, um rasch ihrerseits noch ein Brot dazulegen zu können.
Gottes Liebe lässt die Menschen gütig handeln
Als der Gottesdienst gegen elf Uhr zu Ende ist, wird es eng auf den Treppenstufen, die den besten Blick aufs kommende Geschehen bieten. Unter den Klängen der Kolpingskapelle und unterstützt von Diakon Christian Mailänder, den Messdienern und Fahnenträgern nähert sich Ortspfarrer Arno Vogt dem landwirtschaftlichen Gefährt. Mit Weihwasser und Weihrauch segnet er das Brot und erbittet für alle, die davon essen, körperliche und seelische Gesundheit: "Gott ist das wahre Brot des Lebens – mit seiner Liebe rührt er die Herzen der Menschen an und lässt ihre Hände gütig handeln. Unsere Vorfahren haben in schwerer Zeit dieses Mitgefühl und diese Barmherzigkeit erfahren dürfen – jetzt wollen wir nach dem Vorbild des heiligen Laurentius, der in Rom selber Brot an die Armen verteilt hat, einen Teil davon zurückgeben."
Die schwere Zeit, die der Priester anspricht, liegt 347 Jahre zurück. Damals wütete die Pest im Dorf, das aus Sicherheitsgründen unter Quarantäne gestellt wurde. Den Einwohnern, die der Schwarze Tod noch nicht dahingerafft hatte, ging das Essen aus. In ihrer Not flehten die Bürger den Himmel um Hilfe an – und wurden erhört. Mitfühlende Seelen aus den Nachbarorten Ottersheim, Offenbach, Knittelsheim und Bellheim legten an der Gemarkungsgrenze Körbe mit Brot und anderen Lebensmitteln nieder, die später von den Einwohnern abgeholt wurden. Die großherzige Geste rettete vielen Menschen das Leben, womöglich das ganze Dorf vor dem Untergang.
Das Gelübde: jedes Jahr ein Wagen mit geweihtem Brot
Die Herxheimer legten ein Gelübde ab – wenn sie die Seuche überleben, würden sie jedes Jahr zu Laurentius einen zweispännigen Wagen voll mit Erstlingsbrot – dem ersten aus dem Korn der neuen Ernte – weihen lassen und an die Nachfahren der Wohltäter verteilen. Bald darauf war die Pest vorbei, der Ort gerettet.
Bis auf den heutigen Tag hält die Pfarrei an der Tradition fest. Einer mündlichen Überlieferung zufolge, die weit verbreitet ist, sollen die Herxheimer das Gelübde nach vielen Jahrzehnten ein einziges Mal missachtet haben – woraufhin ein schweres Unwetter die ganze Ernte vernichtet habe. Historisch verbürgt ist das aber nicht – vermutlich sollte die Geschichte nur als Drohung dienen, um die Zeitgenossen zur Erfüllung des Schwurs der Vorfahren zu ermahnen. Mit Erfolg. Tatsächlich fuhr selbst in den schlimmsten Jahren der Kriegs- und Nachkriegszeit, als man selber nicht viel hatte, in jedem August ein Wagen voll Brot in die Gewanne Finsterfeld. Dort waren es dann die Nachbarn, die an der Ortsgrenze mit leerem Magen und voller Sehnsucht das "Essen auf Rädern" erwarteten.
Den vollständigen Artikel lesen Sie in der gedruckten "Paulinus"-Ausgabe 34.
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Brotweihe
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