Foto: Christine Cüppers
Stadtführung in Rom.
Unterwegs mit zwei starken Frauen
Von: Christine Cüppers | 24. Oktober 2021
Auf die Spuren der heiligen Klara und der heiligen Katharina haben sich 32 Leserinnen und Leser des „Paulinus“ begeben. In Siena, Assisi und Rom begegneten sie Frauen, die sich für die Kirche und deren Erneuerung im Geist des Evangeliums einsetzten.
Coronabedingt hatte die „Paulinus“-Leserreise nach Italien um eineinhalb Jahre verschoben werden müssen. Umso größer war die Freude der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sich geimpft und daher mit relativ gutem Gefühl auf den Weg nach und durch Italien machen zu können, um den beiden bedeutenden heiligen Frauen an Orten ihres Wirkens, Lebens und Sterbens zu begegnen.
„Katharina und Klara zeigen uns, dass Frauen im Mittelalter nicht nur beten und schweigen, sondern sich aus Liebe zu Jesus Christus für die Kirche einsetzen, um sie im Geist des Evangeliums zu erneuern.“ Mit diesen Worten stellt Volker Malburg, Regens des Studienhauses St. Lambert in Lantershofen und geistlicher Leiter der Leserreise, die Frauen vor, die im Mittelpunkt der Wege, Führungen und Gottesdienste stehen.
Patronin Italiens, Europas und der Pfarrsekretärinnen
Am 29. April 1380 im Alter von nur 33 Jahren in Rom gestorben und beigesetzt, wurde Katharina sehr bald verehrt. So kam es, dass ihr Körper damals wie heute in der römischen Kirche Santa Maria sopra Minerva ruht, während das Haupt in feierlicher Prozession nach Siena in die Dominikanerkirche überführt wurde. Längst ist Katharina die Schutzheilige Italiens und Europas, 1970 wurde sie von Papst Paul VI. zur Kirchenlehrerin ernannt. „Und zur Schutzpatronin der Pfarrsekretärinnen wurde sie erwählt, weil sie so streitbar war und sich nichts gefallen ließ“, erklärt Reiseteilnehmerin Maria Borens aus Konz-Hamm schmunzelnd. Sie muss es ja wissen, war sie doch viele Jahre in dem Beruf tätig.
Assisi: Eine Stadt wie aus der Zeit gefallen
Mit einem letzten Blick auf die eindrucksvolle Kulisse der Stadt führt die Reise durch typische Toskana-Landschaft mit Weinhängen und Pinienhainen nach Umbrien. Nicht ganz so streitbar wie Katharina, wohl aber konsequent und in ihrer Zeit ausgesprochen selbstbestimmt war Klara, 1193 oder 1194 geborene Tochter einer Adelsfamilie in Assisi. Noch keine 20 Jahre alt, verließ sie das wohlhabende Elternhaus, um ihrem Vorbild Franziskus zu folgen, dessen Predigt sie gehört hatte.
Schon bei der Anfahrt fasziniert die Silhouette der Stadt am Monte Subasio: Aus der Unterstadt schaut man ehrfürchtig hinauf zu den vielen Kirchtürmen, der mächtigen Burg, zu der riesigen Klosteranlage und der Basilika San Francesco. Hier in der Oberstadt wirkt die Zeit wie stehengeblieben irgendwo im Mittelalter. Wären da nicht Touristen, Autos und die zahlreichen Andenkenläden – es scheint, als müssten Franziskus und Klara gleich um eine Hausecke biegen.
Ohne die beiden Heiligen und die weltweite Verbreitung ihrer Gemeinschaften wäre Assisi heute wohl völlig unbedeutend, erklärt Volker Malburg mit Blick auf die Kirchenbauten, die seither das Stadtbild prägen. Der mächtigste wurde zwei Jahre nach dem Tod des heiligen Franziskus über dessen Grab begonnen.
Die Kirche als Baustelle erlebt
Jährlich rund fünf Millionen Besucher aus allen Teilen der Welt betreuen und führen die Brüder. Sie bringen ihnen ihren Ordensgründer und seine Mission nahe, deuten die Botschaft in den Bildern und Darstellungen und machen deutlich, dass „auch Franziskus die Kirche schon als eine Baustelle erlebte“.
Klara teilte mit ihm die Liebe zum Evangelium, wollte ebenfalls dafür leben. Allerdings ließ die Kirche es nicht zu, dass sie Franz nachfolgte, sondern forderte sie auf, eine Gemeinschaft zu gründen. In der kleinen Portiuncula-Kapelle am Fuß des Berges – damals weit vor der Stadt, heute in der Kirche Santa Maria degli Angeli – übergab Franz ihr die ärmliche Kleidung und schnitt ihr die Haare ab als Zeichen ihres Gelübdes. In San Damiano lebte Klara mit ihrer Schwester, der heiligen Agnes. Bald schlossen sich Frauen an, folgten den Ordensregeln, die erst kurz vor Klaras Tod am 11. August 1253 vom Papst anerkannt wurden.
Auf ihrem Weg von San Damiano zur Portiuncula, an die beiden Herzorte der Heiligen, bekommen die Reisenden ein überdeutliches Gefühl für „die Beschwerlichkeit, die Franz und Klara tagtäglich auf sich nahmen, um die Botschaft Jesu in die Welt zu tragen“. Zwei Stunden lang ist die Gruppe unterwegs, kommt mancher an körperliche Grenzen. Im Nachhinein sei es dennoch eindrucksvoll gewesen, diese Strecke nachzugehen und die Einfachheit des Lebens der beiden zu erfahren, sind sich die Teilnehmer einig.
Von der beschaulichen Einfachheit wechseln sie zur letzten Station der Leserreise: ins üppige, mächtige und imposante Rom, das Stadtführerin Sabine Ruhe „der ersten Gruppe seit März 2020“ vorstellt. Dorthin, wo Franziskus zum Papst in dessen einstigen Palast, die Lateranbasilika, ging, um seine Ordensregeln anerkennen zu lassen. Dorthin, wo Katharinas Körper liegt, seit Jahren wegen Restaurierungen nicht besucht werden kann. Dorthin, wo Papst Franziskus sich um die Erneuerung der Kirche bemüht und nicht müde wird, über „die große Liebe Gottes und das Wirken seiner Gnade bei unserer Erlösung von aller Sünde“ zu sprechen, wie er es vor rund 3000 Gläubigen in der Audienzhalle formuliert.
Leserreise
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