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Weniger tun, mehr lassen

Foto: KNA
Auf der Suche nach der inneren Ruhe und den damit einhergehenden Glücksmomenten kann auch die Meditation an spirituellen Orten eine große Rolle spielen.

Weniger tun, mehr lassen

Von: Paula Konersmann | 5. November 2023
„Immer das Positive sehen“: So versuchen viele, sich und andere zu motivieren, ob es um das Wetter geht, den Verkehr oder die Arbeit. Doch Fachleute werben für ein Umdenken – denn allzu viel Positivität kann schaden.

Das Glück wohnt im Norden Europas: Auf der Weltrangliste des Glücks stand im Frühjahr erneut Finnland an der Spitze, zum sechsten Mal in Folge. Im deutschen „Glücksatlas“ landeten schon mehrmals Schleswig-Holstein und Hamburg ganz vorn. Kriterien für diese vielbeachteten Berichte sind einerseits wirtschaftliche Daten, aber auch Gesundheit, soziale Beziehungen oder Möglichkeiten einer freien Lebensgestaltung.

Perfektes Leben und Erfolg

Auf nach Finnland also – oder zumindest nach Hamburg? Fachleute sehen das allgegenwärtige Streben nach Glück skeptisch. „Was ist das für ein Glück, dem jeder nachjagen soll?“, fragte die amerikanische Psychoanalytikerin Nuar Alsadir kürzlich im Magazin der „Süddeutschen Zeitung“. Viele Menschen wollten „das perfekte Leben und den perfekten Erfolg“. In den USA ähnele das Glück inzwischen einer Ware, die man zu erhalten hoffe, wenn man bestimmte Dinge tue. Sie halte es indes für viel wichtiger, „tief zu fühlen, als glücklich so sein“, so Alsadir.

Glücksgefühle erlebt man oft dann, wenn man sie am wenigsten erwartet, und umgekehrt wird mitunter enttäuscht, wer Momente der Freude erzwingen will. Weder die Weltreligionen noch die Philosophie legten einen besonderen Fokus auf das Streben nach Glück, schreibt der Feuilletonist Oliver Burkeman in seinem soeben auf Deutsch veröffentlichten Buch „Das Glück ist mit den Realisten“. Und er geht noch einen Schritt weiter: Das ständige Bemühen, negativ besetzte Gefühle wie Sorge, Traurigkeit oder Scham zu vermeiden, führe erst Recht zu Unsicherheit.

Die Neurowissenschaftlerin Rebecca Böhme betont, dass auch traurige und düstere Momente zum Leben gehören. Hilfreich sei, das Leben in einer Balance zu betrachten. „Zudem wird das, was man als schön und glücksbringend erlebt, durch diesen Kontrast sogar oft verstärkt. Wenn alles gut läuft, gewöhnen wir uns daran.“ 

Aber nach der Corona-Pandemie, in Zeiten eines neuen Krieges auf europäischem Boden und einer sich zuspitzenden Klimakrise  ­­– ist es da nicht verständlich, dass man sich selbst Gutes tun will? Burkeman weist darauf hin, dass Menschen immer schon glaubten, in Zeiten einzigartiger Unsicherheit zu leben. Und genau darin liege eine Chance: Wer sich der eigenen Sterblichkeit bewusst sei, gewinne einen klareren Blick darauf, was wirklich wichtig sei. 

Intuitive Entscheidungen

Allerdings, schreibt der Autor: „Das Problem ist, dass wir uns angewöhnt haben, beim Nachdenken über Glück Positivität und die Möglichkeit des ‚Tuns‘ chronisch überzubewerten, während wir Negativität und die Möglichkeiten des ,Lassens‘ chronisch unterbewerten.“ Wer Inspiration für ein Gegensteuern sucht, dem bietet Burkeman zahlreiche Anhaltspunkte von den antiken Stoikern über Achtsamkeitstraining bis hin zu einer schlichten, konkreten Frage gegen Grübeleien: „Hast du jetzt, in diesem Moment, ein Problem?“

Analytikerin Alsadir rät dazu, auf den eigenen Körper zu hören und wieder intuitiver zu entscheiden – auch bei alltäglichen Dingen. Glück und Verletzlichkeit seien oft ein und dasselbe, lautet das Fazit von Burkeman. Böhme sieht darüber hinaus eine moralische Verantwortung, sich betreffen zu lassen von den „Grausamkeiten in der großen Welt“. Es sei durchaus möglich, in der eigenen kleinen Welt zugleich offen zu bleiben für schöne Momente und Erfahrungen: „Das schafft eine Spannung –und die muss man lernen auszuhalten.“



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Im Blickpunkt

„Paulinus“-Leserreise 2023

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Lebensberatung im Paulinus

An dieser Stelle beantworten regelmäßig Lebensberaterinnen und -berater aus den Einrichtungen des Bistums Trier Fragen zu verschiedenen „Problemfeldern“ des Lebens, zum Beispiel aus den Bereichen Erziehung, Ehe oder Familie. Wenn Sie zu einem Problem Beratung oder Antworten suchen, können Sie sich entweder an die „Paulinus“-Redaktion, Postfach 3130, 54221 Trier, oder direkt an die Lebensberatungsstellen im Bistum Trier wenden. Viele Paulinus-Beiträge aus der Praxis der Lebensberater finden Sie im Paulinus-Archiv/Lebensberatung.


Einfach Leben

Ein eigenes Haus, ein Auto, regelmäßiger Urlaub, Fernreisen, ein möglichst gut gefülltes Bankkonto. So sah lange Zeit der Traum vom Wohlstand aus. Doch immer mehr setzt sich heute die Erkenntnis durch: „Viel haben“ heißt noch nicht „gut leben“, und „weniger ist vielleicht mehr“. In Zusammenarbeit mit Barbara Schartz vom Themenschwerpunkt Schöpfung bei der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum beleuchten wir das Thema in einer lockeren Serie und stellen Menschen vor, die für Veränderung eintreten oder anders leben.


Synode im Bistum Trier

Die Synode wurde am 29. Juni 2012 von Bischof Ackermann ausgerufen. Die Trierer Bistumssynode hat ihr Abschlussdokument „heraus gerufen – Schritte in die Zukunft wagen“ am 30. April 2016 verabschiedet.



Video

  • Illuminale Trier
    Am 29. und 30. September hat in Trier das Lichtkunstfestival Illuminale stattgefunden. Unser Video bietet einen kleinen Rückblick auf einen Teil des Lichtspektakels am Dom (Video: Rolf Lorig).
  • Buchvorstellung "New Kid"
    Der zwölfjährige Levi Wilhelm hat für uns das Buch "New Kid" gelesen und verrät seine Einschätzung im Video.
  • Beauftragung Gemeinde- und Pastoralreferentin
    Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen begleiten zu dürfen - darauf freuen sich Sandra Ackermann und Luisa Maurer, die am 2. September im Trierer Dom von Bischof Dr. Stephan Ackermann zur Gemeinde- bzw. Pastoralreferentin beauftragt werden. Im Video erzählen sie dem "Paulinus", wieso sie sich für diesen Weg entschieden haben und wie sie die Kirche mitgestalten wollen (Video: Sarah Schött).
  • AMG-Schüler auf dem Jakobsweg
    38 Schülerinnen und Schüler des Bischöflichen Angela-Merici-Gymnasiums Trier sind in der Projektwoche ein Stück auf dem Jakobsweg gepilgert. „An Grenzen gehen“ war das Motto der Woche. Ida, Johann und Martin sind auf den Etappen zwischen Metz und Toul an ihre eigenen Grenzen gegangen (Bericht im "Paulinus"). Und sie sind stolz und dankbar, trotz der Anstrengungen den Weg gemeistert zu haben (Video: Christine Cüppers).
  • Majestät mit Bildungsauftrag
    Für ein Jahr hat Louisa Kress die Krone der Trier-Olewiger Weinkönigin getragen. Eine herausfordernde Aufgabe für die Lehrerin, vor allem aber eine Zeit wertvoller Erfahrungen. Im Gespräch mit dem „Paulinus“ zieht die „etwas andere Königin“ ihr persönliches Resümee (Video: Christine Cüppers).
  • Weitere Videos
    Weitere Videos des Paulinus finden sich auf www.youtube.com/PaulinusTrier




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