Paulinus - Wochenzeitung im Bistum Trier

Paulinus - Kopfbereich:

Paulinus - Inhalt:
Paulinus - Hauptinhalt:
„Ich gehöre schon zum Inventar“

Foto: Isabel Athmer
Seit 2010 kommt Pfarrer Szocs aus Siebenbürgen in Rumänien als Urlaubsvertretung nach Dillingen.

„Ich gehöre schon zum Inventar“

Von: Isabel Athmer | 4. September 2022
Dillingen: Pfarrer Csaba Szocs aus dem rumänischen Siebenbürgen ist schon zum zwölften Mal für seinen Dillinger Amtskollegen Pat­rick Schmidt eingesprungen, als der im Urlaub war.

Als er das erste Mal zur Vertretung kam, war das kurz vor seinem 27. Geburtstag, erinnert sich Szocs. Dieses Jahr ist er am 2. August, während seiner Vertretung, 40 Jahre alt geworden und hat seinen Geburtstag im Pfarrsaal gefeiert. „Das war eine tolle Überraschung und ein schönes Geschenk der Menschen hier.“

Zum zwölften Mal übernahm er nun schon die Urlaubsvertretung in der Pfarreiengemeinschaft Dillingen. In dieser Zeit habe er viele Leute kennengelernt und Freundschaften geschlossen. „Ich gehöre mittlerweile schon zum Inventar“, freut sich der Pfarrer. „Die Leute laden mich ein, wir sprechen über die Situation und Probleme der Kirche in Siebenbürgen und hier in Deutschland.“

Der aus Transsilvanien in Rumänien stammende Szocs gehört zur ungarischen Minderheit im Land und kennt das Leben in der Diaspora: Von etwa 600 000 Katholiken im Land ist die Mehrheit ungarisch. Es gibt sechs Bistümer. Einige von ihnen pflegen Beziehungen nach Deutschland, so auch das Heimatbistum des Pfarrers – ein Grund für seine regelmäßigen Auslandseinsätze in Dillingen.

Und der andere? „Ganz einfach: Ich konnte ein bisschen Deutsch.“ Die Sprache habe er in der Schule und im Priesterseminar gelernt. „Aber ich spreche Deutsch nur hier. Um es richtig zu erlernen, braucht man mehr Praxis“, sagt er nach einer Weile des Nachdenkens. Eigentlich möchte er viel mehr erzählen, aber manchmal fehlen ihm dazu die passenden Worte.

Die sprachliche Hürde habe es ihm am Anfang schwer gemacht, sich in Deutschland wohlzufühlen. „Dass ich mich nicht richtig verständigen kann, war mein größtes Problem.“ In solchen Situationen habe er manchmal die Heimat vermisst. Geholfen habe ihm dann der Kontakt zu befreundeten Priestern, die ebenfalls als Urlaubsvertretungen in Mettlach und Lebach eingesetzt waren. Mit den beiden habe er ungarisch sprechen können, und durch sie sei er letztendlich auch zum Vertretungsdienst ins Bistum Trier gekommen.

Von Mitte Juli bis Mitte August übernahm er alle Aufgaben, die für einen Priester anfallen: „Liturgische Aufgaben, selbstverständlich auch Gottesdienste, Beerdigungen, Trauerfeiern, Taufen, Hochzeiten und Krankensalbungen.“ Das sei auf Deutsch am Anfang schwierig gewesen. Mit der Zeit sei es einfacher geworden. „Aber das ist ja mit allen Dingen so. Wer erlebt das nicht am Arbeitsplatz?“

Die persönliche Ebene ist dem Priester sehr wichtig

Mittlerweile fühlt sich Pfarrer Szocs sehr wohl in Deutschland. „Seit 2010 komme ich nun schon hierher. Da stellt sich eine gewisse Kontinuität ein.“ Von Messdienern bis hin zu Seniorinnen aus dem Kirchenchor habe er in Dillingen viele unterschiedliche Menschen kennengelernt und sie über die Zeit begleitet. „In einem Jahr traut man ein junges Paar, zwei Jahre später feiert man mit ihnen zusammen die Taufe ihres ersten Kindes. Die persönliche Ebene hier – und natürlich auch zuhause – ist mir sehr wichtig.“

2019 habe Pfarrer Schmidt eine Siebenbürgen-Fahrt in der Gemeinde organisiert. „Eine Gruppe, alles Leute aus Dillingen-Pachten, hat mein Land und meine Pfarrei besucht.“ Dafür sei er sehr dankbar. „Eine Kirche ohne persönliche Beziehungen hat keine Bedeutung.“

Was anders ist im Vergleich zu seinem Heimatland? „Hier ist alles hoch organisiert und geregelt. Das ist ein Unterschied“, sagt er und lacht. Dann wird er ernst. „Aber die Grundprobleme sind die gleichen.“ Auch in seiner Heimat habe die Kirche mit Nachwuchsmangel zu kämpfen. „Noch haben wir genug Priester, aber das ändert sich.“

In diesem Jahr wurden in seinem Bistum sieben neue Priester geweiht. „Das ist ein Geschenk. Aber in den kommenden Jahren werden es immer weniger werden“, ist sich Szocs sicher. Außerdem stünde Rumänien beim Prozess der Umstrukturierung noch ganz am Anfang. „In Deutschland ist die Kirche viel weiter“, findet er.

Auf die Frage, wann er denn selbst Urlaube mache, entgegnet er: „Jetzt. Das ist für mich Urlaub.“ Ihm sei es nicht wichtig, möglichst exotische Orte zu besuchen. „Es geht mir darum, eine Abwechslung zu meinem Alltag in Rumänien zu bekommen.“

Vier Wochen irgendwo zu sein und nichts zu machen, das wäre nichts für ihn. „Es ist gut so, wie es ist.“ Hier habe er schließlich auch mal „gottesdienstfreie Tage“, an denen er kleine Ausflüge unternehmen könne. „Vier Wochen hier sind mehr als zwei Wochen Sommerurlaub, wie ihn andere verbringen.“



Paulinus - Marginalinhalt:

Im Blickpunkt

„Paulinus“-Leserreise 2024

Die nächste „Paulinus“-Leserreise führt vom 28. September bis 5. Oktober nach Kroatien. Die dalmatinische Küste Kroatiens zählt zu einer der malerischsten Europas. Unzählige vorgelagerte Inseln, herrlich verträumte Buchten, ein kristallklares Meer sowie die einzigartigen Städte Dubrovnik, Split und Trogir (deren Altstädte stehen unter dem Schutz der Unesco) werden Sie verzaubern.


Lebensberatung im Paulinus

An dieser Stelle beantworten regelmäßig Lebensberaterinnen und -berater aus den Einrichtungen des Bistums Trier Fragen zu verschiedenen „Problemfeldern“ des Lebens, zum Beispiel aus den Bereichen Erziehung, Ehe oder Familie. Wenn Sie zu einem Problem Beratung oder Antworten suchen, können Sie sich entweder an die „Paulinus“-Redaktion, Postfach 3130, 54221 Trier, oder direkt an die Lebensberatungsstellen im Bistum Trier wenden. Viele Paulinus-Beiträge aus der Praxis der Lebensberater finden Sie im Paulinus-Archiv/Lebensberatung.


Einfach Leben

Ein eigenes Haus, ein Auto, regelmäßiger Urlaub, Fernreisen, ein möglichst gut gefülltes Bankkonto. So sah lange Zeit der Traum vom Wohlstand aus. Doch immer mehr setzt sich heute die Erkenntnis durch: „Viel haben“ heißt noch nicht „gut leben“, und „weniger ist vielleicht mehr“. In Zusammenarbeit mit Barbara Schartz vom Themenschwerpunkt Schöpfung bei der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum beleuchten wir das Thema in einer lockeren Serie und stellen Menschen vor, die für Veränderung eintreten oder anders leben.


Synode im Bistum Trier

Die Synode wurde am 29. Juni 2012 von Bischof Ackermann ausgerufen. Die Trierer Bistumssynode hat ihr Abschlussdokument „heraus gerufen – Schritte in die Zukunft wagen“ am 30. April 2016 verabschiedet.



Video

  • "Der kleine Otto und die Törtchenfabrik"
    Spaß beim Lesen, das wünscht Julia Hansjosten den kleinen und großen Leserinnen und Lesern ihres ersten Kinderbuches. Im Video verrät die Autorin, worum es in "Der kleine Otto und die Törtchenfabrik" geht (Video: Christine Cüppers).
  • "Begrüßungsvideo" Heilig-Rock-Tage 2024
    Isabell Krohn und Dario Tumminelli haben das Programm der 24. Ausgabe des Bistumsfestes vorgestellt und laden herzlich dazu ein. Sie stehen unter dem Leitwort "Mit Dir!" und halten ein umfangreiches geistliches und kulturelles Programm bereit (Video: Sarah Schött).
  • Madonnenausstelung Koblenz
    Der belgische Sammler Alex Poignard hat seinen Madonnen-Schatz dem Landesmuseum Koblenz vermacht. Ein auserlesener Teil seiner riesigen Sammlung wird noch bis 7. April auf der Festung Ehrenbreitstein gezeigt (Video: Constanze Haubrich).
  • Nikolausaktion
    Bereits zum 50. Mal machen sich Studierende der katholischen Theologie in Trier auf den Weg, um als Nikoläuse und Engel Familien und soziale Einrichtungen zu besuchen. Warum ihnen das Nikolausfest wichtig ist und was sie antreibt, bei der Aktion mitzumachen, erzählen Dustin und Francesca im Video (Video: Constanze Haubrich).
  • Engelausstellung Museum am Dom
    Sie gehören – nicht nur – in die Advents- und Weihnachtszeit. Engel sind beliebt bei glaubenden Menschen, aber auch bei denen, die nicht glauben. Das Museum am Dom in Trier widmet den „himmlischen Heerscharen“ seine diesjährige Sonderausstellung bis 28. Januar 2024. Dabei zeigt es, dass die Ursprünge geflügelter Wesen in der Antike zu finden sind (Video: Christine Cüppers).
  • Weitere Videos
    Weitere Videos des Paulinus finden sich auf www.youtube.com/PaulinusTrier




Paulinus - Fuss: