Foto: KNA
Autor Weingardt ist vom friedensstiftenden Potenzial der Religionen überzeugt und begrüßt jegliches Bemühen um Frieden wie hier beim Friedenstreffen der Weltreligionen 2009 in Krakau.
Friedensstiftern Chance geben
Von: Angelika Prauß | 7. September 2014
Das Buch „Was Frieden schafft“ von Markus A. Weingardt beleuchtet das friedensstiftende Potenzial von Religionen.
Ob im Nahen Osten, in Syrien oder in der Ukraine – in diesen Tagen kommt es in vielen Regionen der Welt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit verheerenden Folgen. Meist sind es verfahrene Situationen, die die Konfliktparteien nicht von ihrer Position abrücken lassen. Dabei sehnen sich nicht nur die betroffenen Menschen nach Frieden. Der Tausende Kilometer entfernte Fernsehzuschauer verfolgt resigniert und mit einem Gefühl der Ohnmacht die täglichen Schreckensnachrichten, eine Lösung scheint in weiter Ferne. Dass es dennoch immer einen Ausweg geben kann, zeigt Markus A. Weingardt in seinem Buch „Was Frieden schafft“.
Die Friedensarbeit religiöser Akteure
Markus A. Weingardt: „Was Frieden schafft. Religiöse Friedensarbeit. Akteure - Beispiele - Methoden“, Gütersloher Verlagshaus, München 2014, 230 Seiten, 24,99 Euro.
Darin nimmt er vor allem Aspekte der religiösen Friedensarbeit in den Blick. Zu oft werde nur das „Konfliktpotenzial“ von Religionen gesehen, nicht aber deren friedensstiftende Kraft, kritisiert Weingardt. Den Medien sei es kaum eine Schlagzeile wert, dass „sehr viele Auseinandersetzungen friedlich beigelegt werden“ und an vielen zähen Bemühungen oftmals religiöse Akteure beteiligt seien. Friedenspotenziale der einzelnen Religionen würden nicht nur meist ignoriert, sondern in zahlreichen Konflikten und Friedensbemühungen oft erst gar nicht genutzt.
„Damit werden große Chancen zur Überwindung von Gewalt aus Unkenntnis oder Gleichgültigkeit verschenkt.“
In seinem Buch hat der Politikwissenschaftler deshalb neben einer Theorie über die Entstehung und Stufen von Konflikten eine Auswahl von Initiativen konkreter Friedensarbeit bei politischen Konflikten aus aller Welt zusammengetragen. Die Kapitel beginnen jeweils mit einer allgemeinen Einführung in eine Methode, die am Beispiel von zwei Initiativen aus Deutschland und dem internationalen Kontext konkretisiert werden.
„Damit werden große Chancen zur Überwindung von Gewalt aus Unkenntnis oder Gleichgültigkeit verschenkt.“
In seinem Buch hat der Politikwissenschaftler deshalb neben einer Theorie über die Entstehung und Stufen von Konflikten eine Auswahl von Initiativen konkreter Friedensarbeit bei politischen Konflikten aus aller Welt zusammengetragen. Die Kapitel beginnen jeweils mit einer allgemeinen Einführung in eine Methode, die am Beispiel von zwei Initiativen aus Deutschland und dem internationalen Kontext konkretisiert werden.
„Herausforderungen vor der Haustüre“
Die Arbeit für den Frieden sei keinesfalls nur in fernen Ländern, sondern ebenso im eigenen Land und im eigenen Umfeld relevant und aktuell. „Die Herausforderungen liegen vor unserer Haustüre, und sie warten auf das beherzte Engagement von Menschen, denen Wohl und Würde ihrer Mitbürger am Herzen liegen“, schreibt Weingardt. Angefangen bei der eigenen Familie, der Kirchengemeinde, in Schulen und lokalen Friedensgruppen bis hin zu Blauhelm-Missionen und Vermittlungsbemühungen der Vereinten Nationen sei Engagement für den Frieden immer sinnvoll.
Weingardt konkretisiert dies an verschiedenen Methoden konstruktiver Konfliktbearbeitung – etwa gewaltfreien Aktionen, wie sie einst von Mahatma Gandhi und Martin Luther King initiiert wurden. Als aktuelle Beispiele nennt er das Kirchenasyl in Deutschland oder das Verhalten einer Gruppe Muslime, die sich gegen den Genozid in Ruanda eingesetzt haben. Eine andere Methode: Friedensmärsche. Die traditionellen Ostermärsche zählten ebenso dazu wie in Kambodscha der buddhistische „Pilgerweg der Wahrheit“.
Stichwort Vermittlung: Ohne die montäglichen Friedensgebete in Leipzig und die Vermittlung durch die Evangelische Kirche wäre die Wende im Herbst 1989 kaum möglich gewesen, meint Weingardt. Oder: Auf internationaler Ebene habe sich die katholischen Laiengemeinschaft Sant’ Egidio vielfach als neutraler Vermittler erfolgreich eingeschaltet, etwa im bürgerkriegsgeschüttelten Mosambik.
Als weiteren Baustein zum Frieden nennt der Autor die Menschenrechtsarbeit. In Deutschland konkretisiere sie sich beispielsweise in der Malteser Migranten Medizin, im Nahen Osten in „Rabbiner für Menschenrechte“, die im Konflikt zwischen Israel und Palästina zu vermitteln suchen. International genießen sie großes Ansehen und haben bereits mehrere Auszeichnungen für ihr neutrales Engagement bekommen.
Versöhnungsarbeit, die ehemalige Konfliktparteien in „Nach-Konflikt-Gesellschaften“ miteinander aussöhnen soll, ist eine weitere Methode. Israel und Palästina seien davon noch weit entfernt; ganz anders sehe es bei der Aussöhnung zwischen den einstigen Weltkriegsgegnern aus. Seit vielen Jahrzehnten engagiere sich die „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste“ mit großem Elan in West- und Osteuropa sowie Israel. Fortschritte verzeichnet auch die Wahrheits- und Versöhnungskommission unter Bischof Desmond Tutu in Südafrika.
Weingardt konkretisiert dies an verschiedenen Methoden konstruktiver Konfliktbearbeitung – etwa gewaltfreien Aktionen, wie sie einst von Mahatma Gandhi und Martin Luther King initiiert wurden. Als aktuelle Beispiele nennt er das Kirchenasyl in Deutschland oder das Verhalten einer Gruppe Muslime, die sich gegen den Genozid in Ruanda eingesetzt haben. Eine andere Methode: Friedensmärsche. Die traditionellen Ostermärsche zählten ebenso dazu wie in Kambodscha der buddhistische „Pilgerweg der Wahrheit“.
Stichwort Vermittlung: Ohne die montäglichen Friedensgebete in Leipzig und die Vermittlung durch die Evangelische Kirche wäre die Wende im Herbst 1989 kaum möglich gewesen, meint Weingardt. Oder: Auf internationaler Ebene habe sich die katholischen Laiengemeinschaft Sant’ Egidio vielfach als neutraler Vermittler erfolgreich eingeschaltet, etwa im bürgerkriegsgeschüttelten Mosambik.
Als weiteren Baustein zum Frieden nennt der Autor die Menschenrechtsarbeit. In Deutschland konkretisiere sie sich beispielsweise in der Malteser Migranten Medizin, im Nahen Osten in „Rabbiner für Menschenrechte“, die im Konflikt zwischen Israel und Palästina zu vermitteln suchen. International genießen sie großes Ansehen und haben bereits mehrere Auszeichnungen für ihr neutrales Engagement bekommen.
Versöhnungsarbeit, die ehemalige Konfliktparteien in „Nach-Konflikt-Gesellschaften“ miteinander aussöhnen soll, ist eine weitere Methode. Israel und Palästina seien davon noch weit entfernt; ganz anders sehe es bei der Aussöhnung zwischen den einstigen Weltkriegsgegnern aus. Seit vielen Jahrzehnten engagiere sich die „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste“ mit großem Elan in West- und Osteuropa sowie Israel. Fortschritte verzeichnet auch die Wahrheits- und Versöhnungskommission unter Bischof Desmond Tutu in Südafrika.
Zeichen setzen gegen Gewalt und Ignoranz
Bei all dem bleibt Weingardt Realist. Friedensengagement sei meist mühsam und „scheinbar hoffnungslos“. Dennoch zähle nicht allein der Erfolg, sondern auch das Bemühen um Frieden. Es sei „ein Zeichen gegen Ignoranz und Gleichgültigkeit, ein Zeichen für Menschlichkeit und Anteilnahme“.
Fotos, Zeichnungen, Zitate und Cartoons lockern die prägnant aufbereiteten Informationen und weiterführenden Hinweise auf. Das gut lesbare Buch ist ein Fundus für Ideen religiöser Friedensarbeit.
Fotos, Zeichnungen, Zitate und Cartoons lockern die prägnant aufbereiteten Informationen und weiterführenden Hinweise auf. Das gut lesbare Buch ist ein Fundus für Ideen religiöser Friedensarbeit.
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