Foto: Brigitte Bettscheider
Bei der Buchvorstellung: Journalist Christian Frevel (von links), Bankdirektor Thomas Klassmann, Verleger Sven Nieder, Fotograf Jürgen Escher und Hans Nieder.
Kongolesen eine Stimme geben
Von: Brigitte Bettscheider | 23. März 2018
Der Fotograf Jürgen Escher und der Journalist Christian Frevel haben ein Ausstellungs- und Buchprojekt über Tshukudus – kongolesische Lastenroller – erstellt. Die Eröffnung der Ausstellung und die Buchvorstellung waren am 15. März in Daun.
Auf drei gemeinsamen Reisen in einem Zeitraum von 15 Jahren haben Jürgen Escher und Christian Frevel sich den Tshukudus und ihren waghalsigen Fahrern in der kongolesischen Provinz Nord-Kivu gewidmet. Sie haben dabei auch die politische Situation der Demokratischen Republik Kongo mit ihrem nahezu durchgehenden Kriegszustand seit zwei Jahrzehnten in den Blick genommen. Und selbst mehrfach hautnah Chaos miterlebt.
Wer nun Jürgen Eschers Fotografien in der Ausstellung und in dem im Dauner Eifelbildverlag erschienenen Buch betrachtet, wer Christian Frevels Texte liest oder – wie die Besucher der Deutschlandpremiere in der Dauner Geschäftsstelle der Volksbank RheinAhrEifel – seinen Vortrag hört, kann sich nicht entziehen, berührt und angerührt zu werden. So großartig sind die Fotos, so stark die Texte.
Da ist im Auge des Porträtierten die Silhouette des Fotografen zu sehen, da wird beim Schieben der Tshukudus durch Schlamm die Muskelkraft junger Männer sichtbar oder Müdigkeit in der Körperhaltung nach einer stundenlangen Transportfahrt durch unwegsames Gelände.
Da spiegelt sich Stolz in den Gesichtern von Kindern, denen der Fotograf seine Aufmerksamkeit schenkt. Dass Jürgen Escher das Teleobjektiv und der Blitz ein Gräuel sind, schlägt sich nieder in Aufnahmen von Menschen, deren Vertrauen er sichtlich hat, und in der Schönheit von Stimmungen und Landschaften mit natürlichem Licht und Schatten.
Wer nun Jürgen Eschers Fotografien in der Ausstellung und in dem im Dauner Eifelbildverlag erschienenen Buch betrachtet, wer Christian Frevels Texte liest oder – wie die Besucher der Deutschlandpremiere in der Dauner Geschäftsstelle der Volksbank RheinAhrEifel – seinen Vortrag hört, kann sich nicht entziehen, berührt und angerührt zu werden. So großartig sind die Fotos, so stark die Texte.
Da ist im Auge des Porträtierten die Silhouette des Fotografen zu sehen, da wird beim Schieben der Tshukudus durch Schlamm die Muskelkraft junger Männer sichtbar oder Müdigkeit in der Körperhaltung nach einer stundenlangen Transportfahrt durch unwegsames Gelände.
Da spiegelt sich Stolz in den Gesichtern von Kindern, denen der Fotograf seine Aufmerksamkeit schenkt. Dass Jürgen Escher das Teleobjektiv und der Blitz ein Gräuel sind, schlägt sich nieder in Aufnahmen von Menschen, deren Vertrauen er sichtlich hat, und in der Schönheit von Stimmungen und Landschaften mit natürlichem Licht und Schatten.
Wie ein fantastisches Relikt aus einer anderen Zeit
Wenn Christian Frevel erzählt, spannt er – wie Jürgen Escher mit der Kamera – den Bogen vom ersten Anblick eines Tshukudus („wie ein fantastisches Relikt aus einer anderen Zeit“) bis zu der aktuellen Beobachtung, dass die selbst gebauten Lastenroller zu Gunsten von Motorrädern zurückgedrängt werden und einer untergehenden Kultur angehören.
„Unser Ansatz ist, den Menschen des Kongo eine Stimme zu geben“, erklärt Christian Frevel (57), der freier Journalist, Buchautor und bei Adveniat (Essen) Abteilungsleiter für Öffentlichkeitsarbeit ist. „Nicht unser Eindruck zählt, sondern das, was die Menschen zu erzählen haben“, betont Jürgen Escher (64), freischaffender Fotograf und Buchautor, der für Hilfswerke wie Adveniat und Misereor tätig ist.
Was die Beiden als ihre Grundsätze benennen, findet sich in Buch und Ausstellung besonders eindrucksvoll in den Porträts wieder. Zum Beispiel Pascar Nzawo, heute 22 Jahre alt und Besitzer eines eigenen Tshukudus in der Provinzhauptstadt Goma. Er war mit 13 Jahren als Schieber in die Tshukudu-Szene eingestiegen und von dem älteren Fahrer bedroht und betrogen worden. „Seit ich mein eigenes Tshukudu habe, verdiene ich bis zu vier Dollar am Tag. Ich habe Stammkunden, die zufrieden mit mir sind, die mir vertrauen, weil ich noch nie etwas habe wegkommen lassen“, zitiert Christian Frevel ihn.
Oder Emmanueli Bukei, 36, Vater von sechs Kindern. Er ist Transporteur, aber er baut auch Tshukudus. „Es fehlt oft an Material, und die am besten geeigneten Bäume stehen unter Schutz“, räumt er ein.
Der 17-jährige Irumva Clement träumt wie alle Tshukudu-Männer von einem Motorrad – „damit mir abends der Rücken und die Beine von der Anstrengung nicht mehr so weh tun“. Immerhin bringt so ein Tshukudu 150 Kilo an Eigengewicht auf die Waage und kann bis zu 600 Kilo Last auf einmal transportieren – Getreide, Obst, Holzkohle, lebende Schweine.
„Wir müssen die Schicksale, die alltägliche Gewalt, den Tod und das Leiden der Menschen im Kongo herausschreien und öffentlich machen“, appelliert Christian Frevel in Daun – „denn es findet einfach kein Ende.“
„Unser Ansatz ist, den Menschen des Kongo eine Stimme zu geben“, erklärt Christian Frevel (57), der freier Journalist, Buchautor und bei Adveniat (Essen) Abteilungsleiter für Öffentlichkeitsarbeit ist. „Nicht unser Eindruck zählt, sondern das, was die Menschen zu erzählen haben“, betont Jürgen Escher (64), freischaffender Fotograf und Buchautor, der für Hilfswerke wie Adveniat und Misereor tätig ist.
Was die Beiden als ihre Grundsätze benennen, findet sich in Buch und Ausstellung besonders eindrucksvoll in den Porträts wieder. Zum Beispiel Pascar Nzawo, heute 22 Jahre alt und Besitzer eines eigenen Tshukudus in der Provinzhauptstadt Goma. Er war mit 13 Jahren als Schieber in die Tshukudu-Szene eingestiegen und von dem älteren Fahrer bedroht und betrogen worden. „Seit ich mein eigenes Tshukudu habe, verdiene ich bis zu vier Dollar am Tag. Ich habe Stammkunden, die zufrieden mit mir sind, die mir vertrauen, weil ich noch nie etwas habe wegkommen lassen“, zitiert Christian Frevel ihn.
Oder Emmanueli Bukei, 36, Vater von sechs Kindern. Er ist Transporteur, aber er baut auch Tshukudus. „Es fehlt oft an Material, und die am besten geeigneten Bäume stehen unter Schutz“, räumt er ein.
Der 17-jährige Irumva Clement träumt wie alle Tshukudu-Männer von einem Motorrad – „damit mir abends der Rücken und die Beine von der Anstrengung nicht mehr so weh tun“. Immerhin bringt so ein Tshukudu 150 Kilo an Eigengewicht auf die Waage und kann bis zu 600 Kilo Last auf einmal transportieren – Getreide, Obst, Holzkohle, lebende Schweine.
„Wir müssen die Schicksale, die alltägliche Gewalt, den Tod und das Leiden der Menschen im Kongo herausschreien und öffentlich machen“, appelliert Christian Frevel in Daun – „denn es findet einfach kein Ende.“
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Info
Die Foto-Ausstellung „Tshukudu – Transporteure zwischen den Welten“ ist bis zum 6. April während der Schalterzeiten der Volksbank RheinAhrEifel, Abt-Richard-Straße 13, in Daun zu besichtigen.
Der gleichnamige Bildband von Jürgen Escher und Christian Frevel ist im Eifelbildverlag Daun, Edition Bildperlen (ISBN 978-3-946328-29-2), erschienen, hat 144 Seiten und kostet 24,90 Euro.
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