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Kosten senken, neue Wege gehen

Die Katholische Akademie wird geschlossen, das Robert-Schuman-Haus bleibt als Bildungs- und Gästehaus bestehen.
Foto: Eugen Reiter

Die meisten der Klärungsprozesse im Rahmen des Beschlusses zur Kostensenkung im Bistum Trier sind zum Abschluss gekommen. Am 2. März wurden die Ergebnisse vorgestellt. Die Entscheidungen sind zum Teil schmerzlich, so wird etwa die Katholische Akademie geschlossen.

Von Eva-Maria Werner

Als Bischof Stephan Ackermann im Oktober 2010 den Beschluss zur Kostensenkung im Bistum Trier in Kraft gesetzt hat, starteten auch zwölf Klärungsprozesse. Innerhalb derer wurden für unterschiedliche Bereiche kirchlichen Wirkens – wie beispielsweise der außerschulischen Bildung, der Jugend- und Hochschulpastoral, der Kirchengemeinden und Dekanate – Überlegungen inhaltlicher, strategischer und struktureller Art angestellt, um „sowohl inhaltlich als auch finanziell zukunftsfähig zu bleiben“, wie Bischof Stephan Ackermann auf einer Pressekonferenz am 2. März in Trier sagte.

Ihm sei bewusst, dass manche Entscheidungen schmerzlich seien, gleichzeitig wies er aber darauf hin, dass es angesichts der Haushaltslage der vergangenen Jahre nicht einfach so weitergehen könne. Der Kostensenkungsbeschluss vom Oktober 2010 sieht deshalb eine dauerhafte Verringerung der Bistumsausgaben um 40 Millionen Euro vor. Eine Kostensenkung um 30 Millionen soll bis Ende 2016 erreicht werden.

Aktiv gestalten und Akzente setzen

„Wir wollen uns nicht einfach von den schwieriger werdenden Rahmenbedingungen treiben lassen“, sagte Ackermann, „sondern aktiv gestalten und Akzente setzen“. Insofern verstehe er den Kostensenkungsprozess nicht nur als eine Frage strategischer Konzepte sondern auch als eine Anfrage Gottes. „Es ist meine tiefste Überzeugung, dass die Zeichen der Zeit uns herausfordern, den Weg zu suchen, den wir als Bistum zukünftig gehen wollen.“

Generalvikar Georg Holkenbrink wies zunächst noch einmal auf das Gesamtvolumen der Einsparungsmaßnahmen bis 2016 hin: 32,7 Millionen Euro. Dem stünden Investitionen von rund 2,7 Millionen Euro gegenüber. Die Maßnahmen aus den zwölf Klärungsprozessen sollen gut 5,5 Millionen Euro zu der angestrebten Kostensenkung beitragen. Um dieses Kostensenkungsziel zu erreichen, sei auch ein Stellenabbau nötig, sagte der Generalvikar. Man sei jedoch bemüht, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, könne das aber nicht garantieren. 25 Stellen würden nach dem aktuellen Plan wegfallen, 34 Personen seien davon direkt betroffen. Man habe diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter frühzeitig informiert, ihnen würden alternative Job-Möglichkeiten angeboten.

Profilierung und Dezentralisierung

Anhand des Beispiels „außerschulische Bildung“ zeigte Bischof Ackermann, das mit der Kostensenkung zugleich auch eine strategische Neuausrichtung verbunden ist. Der Bischof kündigte an, dass die Katholische Akademie Trier zum Jahresende geschlossen werde. Das Robert-Schuman-Haus bleibe aber als Bildungs- und Gästehaus des Bistums bestehen. Man wolle das Programm der Erwachsenenbildung profilieren, mehr dezentrale Angebote machen. Der Entschluss zur Schließung der Akademie sage nichts über die Qualität der bisherigen Akademie-Angebote aus, vielmehr sei es eine „strukturelle Frage“. Der Standort Trier habe durch seine Grenzlage gewisse Nachteile, mit denen auch eine Katholische Akademie zu kämpfen hätte. Es sei hier schwieriger, Interessierte für Veranstaltungen anzulocken als in Mainz oder München, sagte Ackermann.

Stichwort Dezentralisierung: Zu den bisherigen sieben Standorten der Erwachsenenbildung in Trier, Koblenz, Saarbrücken, Bad Kreuznach, Dillingen, Neunkirchen und Prüm kommt ein neuer Standort Mittelmosel hinzu. Die 15 Familienbildungsstätten bleiben bestehen.

Stichwort Profilierung: Ein Bildungsverbund unter dem Motto „Bildung für ein gelingendes Leben“ soll seine Arbeit zum 1. Januar 2013 aufnehmen. Er wird durch die Fachstellen für Katholische Erwachsenenbildung gebildet, in denen die Themenfelder „Arbeit, Wirtschaft, Gesellschaft“ und „Schöpfung, Umwelt, Nachhaltigkeit“ mit zwei neuen Stellen als besondere Schwerpunkte zusätzlich entwickelt werden. Mit den beiden Themenfeldern greife man wichtige gesellschaftliche Fragestellungen auf und fördere gewisse „Alleinstellungsmerkmale“ des Bistums, wie die „Aktion Arbeit“ und ihren arbeitsmarktpolitischen Einsatz oder das „Autofasten“ und den „Klimatisch“ im Bereich Umwelt.

Ehrenamtsentwicklung als eigenständiger Arbeitsbereich

Bei der Neuausrichtung der Bildungsarbeit spiele aber auch die Ehrenamtsförderung eine wichtige Rolle. Gemeinden, Dekanate und kirchliche Gliederungen sollen dabei unterstützt werden, Ehrenamtliche zu fördern. „Es gibt eine Fülle von Charismen und Engagement in unseren Gemeinden“, sagte Bischof Ackermann. Durch gezielte Förderung wolle man die Wertschätzung für die engagierten Menschen zum Ausdruck bringen. Die Ehrenamtsentwicklung werde als eigenständiger Arbeitsbereich im Generalvikariat angesiedelt und zum 1. August 2012 seine Arbeit aufnehmen.

Am Beispiel „außerschulische Bildung“ zeige sich besonders deutlich, dass es bei den Klärungsprozessen nicht nur um Kostensenkung, sondern vor allem auch um inhaltliche Neuausrichtung gehe. Denn Einsparungen über eine Million Euro im Bildungsbereich stünden 900 000 Euro Investitionen im Bereich Ehrenamtsförderung gegenüber.

Beteiligungsorientiert oder nicht?

Der Bischof dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in den Klärungsprozessen mitgearbeitet hätten; in allen Fällen seien „Betroffene“ mit eingebunden gewesen, „es gab nicht einfach Entscheidungen von oben“. Das sieht die Gesamtmitarbeitervetretung (GesMAV) anders. „Die seit 15 Monaten geführten Klärungsprozesse, an denen der Generalvikar die GesMAV ausdrücklich nicht beteiligen wollte, waren in ihren Ergebnissen so zementiert, dass die dazu vorgebrachten Einwendungen der gewählten Mitarbeitervertreter augenscheinlich kein Gehör mehr finden konnten“, heißt es in einer Stellungnahme der GesMAV.

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Info

Zum Dossier „Kostensenkung“ mit weiteren Hintergrundberichten, O-Tönen von Bischof und Generalvikar sowie die Möglichkeit, die Broschüre „Finanzieren und Investieren“ vom Oktober 2010 herunterzuladen.