Orangen und Zwiebeln, dazu Kümmel und Oliven – wer mit Markusine Guthjahr kocht lernt: Das geht. Foto: KNA

König Davids Powerfrühstück

Pfarrersfrau Markusine Guthjahr tourt mit ihrem biblischen Kochstudio durch die Lande

Eine Frau legt einen roten Zwiebelring nach dem anderen auf Orangenscheiben, beträufelt sie mit Zitronensaft und Olivenöl und streut darauf Kreuzkümmel, gehackte Minze, Pfeffer und Salz. Darüber kommen schwarze Oliven. „Ich habe beim ersten Mal auch gedacht, das kann man nicht essen“, gesteht sie.

Mut zu neuen Geschmackserlebnissen ist gefragt beim „kommunikativen Kochen mit den Gaben Gottes“, zu dem Markusine Guthjahr Landfrauen im oberpfälzischen Königstein eingeladen hat. Inspiriert durch eine Reise nach Israel machte sich die Kräuterexpertin in der Bibel auf die Suche nach Zutaten für eine einfache und leckere Kost. So erschloss sich ein Spezialgebiet. Seit 16 Jahren tourt sie mit ihrem Bildungsangebot durch Deutschland.

„Mein Ansatz sind nicht biblische Rezepte, sondern die Pflanzen in ihrem Kontext“, erläutert die Pfarrersfrau beim süßen Begrüßungs-Minzetee. Schon vor 3000 Jahren kam das Erfrischungsgetränk mit zur Heuernte, erzählt sie und ist schon mittendrin in ihrem Metier, zu dem auch ein Crashkurs in Botanik, Bibelkunde und Sozialgeschichte gehört.

Weil ihre Teilnehmer dabei viel schnuppern, schmecken und fühlen sollen, rückt Guthjahr stets mit einem Großaufgebot gesammelter Feldblumen, Bottichen voller frischer Kräuter, getrockneter Feldfrüchte, Gewürze, Gemüse und Obst an. Und mit zwei Hausbibeln, eine davon fast 450 Jahre alt. 110 Pflanzen fand Guthjahr während ihres intensiven Studiums in der Bibel erwähnt, 20 davon sind feste Zutaten für ihre mittlerweile über 100 eigenen Rezeptkreationen.

Mit Fernsehköchen hat sie nichts am Hut

„Wir machen heute Esaus Linsengericht“, kündigt die Ernährungsberaterin an. Schon verziehen sich ein paar Gesichter, gruselige Erinnerungen an braunen Eintopf mit Würstchen kommen hoch. Andererseits: Für den Teller roter Linsen, die sein Bruder Jakob gekocht hatte, vermachte ihm Esau immerhin sein Erstgeburtsrecht. Ob er damals wusste, wie viel Eiweiß und Vitamine Linsen haben? „Wenn Sie Linsen keimen lassen, reichern sich die Vitamine explosionsartig an.“ „Uh, des is g’scheit bitter“ – gerade hat eine Teilnehmerin von der gelbblühenden Raute probiert. Für den Lammbraten etwa werden in der israelischen Küche nur die besten Bitterkräuter verwendet, erklärt Guthjahr und hat noch andere in der Hand: Wermut und Löwenzahn, eine von vielen Latticharten. Für die Gewürze kommt der Mörser zum Einsatz, der Koriander wird „aufgeschlossen“. „Das riecht aber stark“, heißt es. Zur Beschreibung vom „Himmelsbrot“ Manna im Buch Exodus passt das nicht ganz: „Und es war wie weißer Koriandersamen und hatte einen Geschmack wie Semmel und Honig.“ Sparsam dosiert, meint die Bibelköchin, verfeinere der Samen tatsächlich sehr viele Gerichte. Geschnitten, geschält und gekocht wird nicht in der Küche, sondern an langen Tischen mit Wachsdecken darauf, einigen Holzbrettern und einem Zweiplatten-Reiseherd. Auf Designerküchen legt die Seminarleiterin keinen Wert, mit Fernsehköchen hat sie nichts am Hut. Je einfacher die Ausstattung, desto besser die Stimmung, das ist ihre Erfahrung.

Dass Linsen so gut schmecken können ...

„Was ich wirklich faszinierend finde, sind die Parallelen zur modernen Küche: Sie soll fettarm sein und gehaltvoll, und sie soll schnell gehen“, findet eine Frau. Eine andere, die „Davids Powerfrühstück“ zubereitet, ist dankbar, zu manchen exotischen Früchten nun einen Bezug zu haben. Etwa zum Granatapfel, dessen Beschaffenheit im Hohelied Salomons mit der Schönheit einer Frau verglichen wird und dessen Nektar als Saft der Liebenden gilt.

„Ich wusste nicht, dass Linsen so gut schmecken können!“ Das Aha-Erlebnis bei der feurigen roten Suppe freut die Chefköchin sichtlich. Gespannt beobachtet sie die Gesichter beim Probieren der Köstlichkeiten. Der orientalische Orangensalat ist schnell bis auf einen Löffel geleert, zum Minzedessert reicht Guthjahr Granatapfelsirup und zu guter Letzt Dattelkonfekt. „Himmlisch!“, seufzt eine Genießerin. KNA

Markusine Guthjahr: Kochen mit den Gaben Gottes, Früchte und Pflanzen der Bibel, 142 Seiten, ISBN 978-386127-8962, Cadmos-Verlag, Brinsbek 2009, Preis: 14,90 Euro