Sommerpause in Rom :Zwischen Macht und Müdigkeit
Eine frisch renovierte Wohnung im Palast der Papstbasilika Santa Maria Maggiore – hochmodern ausgestattet für eine mögliche intensivmedizinische Behandlung. Vorbereitungen für ein Grabmal in einer Kapelle direkt neben dem Marienbild „Salus popoli romani“, der römischen Lieblingsikone des aktuellen Papstes. Von solchen Vorgängen an Franziskus’ bevorzugtem Begräbnisort berichteten jüngst einige italienische Boulevardmedien. Eine Sommerloch-Ente, oder bereitet der gebürtige Argentinier derzeit sein Sterben vor? Verifizieren lassen sich die Spekulationen nicht. Der Vatikan schweigt. Im Dezember wird Franziskus 88 Jahre alt; schon jetzt gehört er zu den ältesten amtierenden Päpsten der Kirchengeschichte. Gesundheitlich ringt er mit altersbedingten Schwächen und Vorerkrankungen.
Bei anstrengenden Auslandsreisen kürzer treten zu wollen, ist kein neues Anliegen des Papstes. Das wiederholte Scheitern an der Umsetzung dürfte trotzdem ihm selbst zuzuschreiben sein. Ein Phänomen, das vor allem mit seiner Macht in Kurie und Kirche zu tun hat. Es ist ein ewiges Katz-und-Maus-Spiel zwischen Franziskus und seinen Gegnern: Je mehr Schwäche sie ihm zuschreiben, desto mehr ist das Kirchenoberhaupt bestrebt Stärke zu demonstrieren – ein Teufelskreis für einen gejagten Papst.
Längste Auslandsreise des Pontifikats
So wirkt es fast naheliegend mit bald 88 Jahren die längste Auslandsreise der eigenen Amtszeit anzutreten. Nach einer kurzen, mitnichten arbeitsfreien Sommerpause in Rom, wird Franziskus zwölf Tage lang im Ostasien-Pazifik-Raum unterwegs sein. Ab dem 2. September besucht er Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur. Es sind vier nicht ganz ungefährliche Länder mit herausfordernden Themen – darunter Verständigung mit dem Islam, Klimawandel und Menschenrechte. Strapaziös sind zudem die klimatischen Bedingungen und die immensen Zeitverschiebungen.
Nur wenig Zeit für Erholung bleibt Franziskus bevor er erneut ins Ausland aufbricht: Keine zwei Wochen später reist der Pontifex nach Belgien und Luxemburg. Knapp vier Tage und sieben Ansprachen lang wird Franziskus die kleinen westeuropäischen Länder besuchen – Hauptanlass ist die 600-Jahr-Feier der Katholischen Universität Löwen bei Brüssel.
Kein Durchatmen möglich
Betritt er am 29. September wieder römischen Boden, steht das nächste Großereignis an: die letzte und entscheidende Phase seines Lieblingsprojekts Weltsynode. Im Oktober werden sich rund 350 Männer und Frauen Gedanken über die Zukunft der katholischen Kirche machen. Inwiefern die vom Papst in Expertengruppen ausgelagerten Themen – etwa zur Frauenfrage – eine Rolle spielen, bleibt abzuwarten. Ebenso, welche der entscheidenden Punkte aus der Versammlung von Franziskus in sein Abschlussdokument aufgenommen werden. Dessen Veröffentlichung wird spätestens im nächsten Frühjahr erwartet.
Dann wird bereits ein Viertel des auf die Synode folgenden Großereignisses vergangen sein. Am 24. Dezember eröffnet Franziskus das Heilige Jahr 2025, zu dem Millionen Pilger in Rom erwartet werden und das den Terminkalender des Papstes an seine Belastungsgrenzen bringen wird. Mitte 2025 feiern Katholiken und Orthodoxe den 1700. Jahrestag des Konzils von Nizäa. Dort wurde damals das zentrale christliche Glaubensbekenntnis formuliert. Franziskus kündigte bereits seine Teilnahme an den Jubiläumsfeierlichkeiten an – in der Türkei.