Interkulturelle Woche in Saarbrücken :Vorbilder der Gastfreundschaft
In der Saarbrücker Bahnhofstraße geht es immer multikulturell zu. An Nachmittag des 21. September scheint die beliebte Einkaufsstraße noch einmal voller und internationaler. Auf dem Weg zu Fuß von der Europagalerie in Richtung St.-Johanner-Markt begegnen sich Menschen in modernwestlicher Kleidung, andere tragen traditionelle Gewänder aus anderen Kulturkreisen, mehr als ein Dutzend verschiedene Sprachen sind zu hören. Die Menschen genießen den Spätsommer. „In Saarbrücken leben wir Multikulturalität 365 Tage im Jahr, hier leben Menschen aus 100 Nationen friedlich zusammen“, verkündet Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt von der Bühne Tbilisser Platz vor dem Saarländischen Staatstheater. Hier wird in diesem Jahr die bundesweite Interkulturelle Woche, die bis zum 29. September dauert, mit einem „Fest der Vielfalt“ und einem ökumenischen Gottesdienst feierlich eröffnet, mit einem Bühnenprogramm und vor allem vielen kleinen Ständen, an denen sich Gäste informieren und stöbern können.
Kolping und Diakonie locken Spielfreudige
Am Stand der Diakonie Saar gestalten Kinder und Erwachsene fleißig bunte Wimpel. Das Kolping-Mobil lockt Spielfreudige mit einem Tischkicker und einer Weltkarte. Neben kirchlichen Verbänden sind vor allem interkulturelle Vereine, Projekte und Initiativen vertreten. So berichtet Catharina Döbrich von der Präventionsstelle „Yallah“, dass es zu Vorfällen in Schwimmbädern kam, bei denen Frauen im Burkini gebeten wurden, das Bad zu verlassen. Nicht nur auf solche Vorfälle geht Dr. Beate Sträter, die Vorsitzende des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses zur Interkulturellen Woche, im Grußwort ein. Es sei schockierend, dass viele Menschen sich fragten, wie lange sie noch sicher in Deutschland leben könnten. Besonders im Blick auf Ostdeutschland sei es mit Gefahren verbunden, sich für Zugewanderte zu engagieren. Mit einem abendlichen ökumenischen Gottesdienst zum Abschluss des „Festes der Vielfalt“ feiern die Kirchen als Trägerinnen der Interkulturellen Woche „ihre“ Eröffnung. Im Mittelpunkt stehen die Gedanken dreier leitender Geistlicher zum Motto der Interkulturellen Woche „Neue Räume“.
Der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann bezieht sich auf die Abrahamsverheißung im Alten Testament, in der Gott Abraham am Ende ein Land mit Frieden und Freiheit verspricht, nachdem sein Volk jedoch zunächst Ungerechtigkeit und Unterdrückung erfahren wird. Diese biblische Geschichte lehre, so Ackermann, dass „Neue Räume“ nicht von sich aus schön und gut seien, sondern „es ist notwendig, diese zu gestalten“. Es sei der Auftrag an die Menschen, „Räume zu eröffnen, in denen Menschen mit ihren Lebensgeschichten, mit ihren leidvollen Erfahrungen, mit ihren Stärken und Schwächen einen Platz haben“.
Hoffnungs-Geschichten, die Mut machen
Nach einem Rezept gegen Pessimismus und Fatalismus angesichts des „Katastrophen-Krisen- Cocktails“, der in der Welt serviert werde, sucht Präses Dr. Thorsten Latzel von der Evangelischen Kirche im Rheinland. Es brauche „Hoffnungs-Geschichten, die Mut machen, sich in neue, weite Räume aufzumachen“, sagte Latzel, verbunden mit der Empfehlung: „Einfach mal machen“. Mit sehr persönlichen Worten beschrieb Bischof Emmanuel von Christoupolis von der Griechisch-Orthodoxen Kirche die immense Bedeutung der Gastfreundschaft. Gastfreundlich zu sein schaffe neue Räume. Die Bereitschaft dazu aber entspringe im Herzen.