Hermeskeil. Jesus ist für alle Menschen, alle Tiere, alle Pflanzen, ja die ganze Schöpfung geboren – das hatten junge Teilnehmer beim Gottesdienst vor dem Lichtergang in einem Predigtdialog mit Dekan Christian Heinz herausgearbeitet. Und der ergänzte: „Selbst für die Außerirdischen, wenn es sie denn gibt.“ Dem vollbesetzten Familiengottesdienst gingen verschiedene Workshops voraus, bei denen passend zum Festtag unter anderem Kerzen gestaltet, Lieder gesungen und die Kirche für die Feier vorbereitet worden waren.
Hautfarbe oder Nation sind für Jesus nicht wichtig
„Ja, Jesus ist das Licht der Welt und für alle in die Welt gekommen – er macht keine Unterschiede in Sachen Hautfarbe, Nation oder Geschlecht“, fasste Pfarrer Heinz zusammen. „Streit und Krieg gehen immer von den Menschen aus. Deshalb ist es auch gut, dass wir gemeinsam von der Kirche aus einen Lichtergang gegen Rechtsextremismus starten.“
Der Neue Markt, das Ziel der von der Pfarrei St. Franziskus gemeinsam mit der Stadt organisierten stillen Demonstration, hatte zu Zeiten des Nationalsozialismus eine wichtige Rolle gespielt. Hier hatte das Regime prestigeträchtige Einrichtungen angesiedelt und auch Pogrome an Juden verübt.
Ich bin sehr dankbar, dass die Pfarrei den Anstoß gegeben hat.
Bürgermeisterin Lena Weber
Wie geplant wurden beim Lichtergang keine Ansprachen gehalten. Pfarrer Heinz und Bürgermeisterin Lena Weber richteten nur kurze Dankesworte an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Für Küsterin Brigitte Gettmann ist die Veranstaltung ein wichtiges gemeinsames Signal von Stadt und Kirchengemeinde, sich „gegen rechtsextreme Bestrebungen zur Wehr zu setzen“. Dekanatskantor Rafael Klar unterstreicht: „Eine bürgerliche Gemeinschaft ist in der Lage, sich einfach durch Anwesenheit zu äußern – Menschen unter Menschen, die sich gemeinsam auf den Weg machen. Wir gehen in die Kommune hinein und zeigen Präsenz, ähnlich wie wir Katholiken auch bei der Fronleichnamsprozession. Das braucht ein bisschen Mut, aber es wird wahrgenommen.“
Aus der Gemeinde Rascheid ist Martina Eiden-Marx gekommen. Sie trägt ein Schild mit der Aufschrift „Räschd es bont“ (Rascheid ist bunt). Sie findet es sehr wichtig, dass Kirche und Stadt zusammen aufgerufen hätten und dass man auch über Gemeindegrenzen hinweg zusammenstehe: „Alle gemeinsam gegen Rassismus und für Toleranz und Vielfalt!“
Bürgermeisterin ist Pfarrei für die Initiative dankbar
Bürgermeisterin Weber zeigt sich bewegt, dass so viele Menschen dem kurzfristigen Aufruf gefolgt seien. „Sie nehmen mit, dass wir viele sind, die Stimmung ganz toll ist und ein sehr verbindendes Wir-Gefühl herrscht. Ich bin sehr dankbar, dass die Pfarrei den Anstoß gegeben hat.“ Zu Beginn des Ukrainekriegs habe es schon einmal eine Lichterkette von der Kirche zum Neuen Markt gegeben.
Bei einer ähnlichen Protestaktion gegen Extremismus am 28. Januar in Trier sagte Bischof Dr. Stephan Ackermann: „Die christliche Grundhaltung ist unvereinbar mit Rassismus, Antisemitismus und demokratiefeindlichen Äußerungen. Wir stehen zu dem, was Jesus uns vorgelebt hat: Nächstenliebe, Offenheit und die unbedingte Achtung der Menschenwürde.“