Foto: KNA
Premiere am 10. Juli 2016: Pfarrerin Anna Quaas tauft bei Rheinkilometer 689,7 in Köln ein Baby im Rhein. So ist es auch für 2017 geplant.
Mit Rettungsschwimmern
Von: Sabine Kleyboldt | 15. Januar 2017
Kaum vorstellbar bei den Temperaturen der letzten Tage: In sechs Monaten werden 30 Kinder getauft - im Rhein. Das Ritual in Köln erinnert an die Taufe Jesu im Jordan.
In einem halben Jahr holt sich Pfarrer Mathias Bonhoeffer nasse Füße. Denn am 9. Juli werden er und seine Kollegin Anna Quaas 30 Kinder taufen – im Rhein. „Jesus wurde im Jordan getauft, also auch in einem fließenden Gewässer“, erklärt der 58-Jährige. Und Pfarrerin Quaas, die über Pfingstkirchen in Nigeria promoviert hat, wollte gerne einen Gottesdienst am oder im Wasser machen. „Daher kamen wir auf die Idee“, sagt der Pastor der Kölner evangelischen Kartäuserkirche.
Auf der Suche nach einer passenden Taufstelle stießen die Geistlichen auf das seicht abfallende Ufer an Flusskilometer 689,7 im rechtsrheinischen Köln-Deutz. Bei der Premiere im Juli 2016 gab es elf Taufen. Eltern, Paten und Pastoren standen knietief im Wasser, im Hintergrund die imposante Kulisse des Kölner Doms. Den kleinen Täuflingen wurden jeweils ein paar Tropfen kostbares Nass auf den Kopf geträufelt.
Für Rheintaufe Nummer zwei sehen sich Quaas und Bonhoeffer den Angaben zufolge einer wahren Anmeldeflut gegenüber. Also fahren sie in diesem Jahr „Zweischichtbetrieb“: mit je 15 Taufen pro Gottesdienst. Eigentlich galt das Angebot nur der eigenen Gemeinde, sagt der Pastor. „Aber wenn man einen Stein in den Rhein wirft, zieht er Kreise.“ Als Gründe für die Anfragen weit über Köln hinaus sieht er den wachsenden Wunsch nach individuell gestalteten Ritualen und die Liebe der Rheinländer zu ihrem Fluss.
Und was ist mit den katholischen Verehrern von Vater Rhein? „Eine Taufe in offenen Gewässern ist sicherlich ein schönes Erlebnis und erinnert an die Taufe Jesu“, erklärt Sarah Meisenberg vom Erzbistum Köln auf Anfrage. „Doch da es weder um einen Event noch um ein Nachspielen der Taufe Jesu geht, ist das Taufen zum Beispiel im Rhein unseres Erachtens nicht sinnvoll.“
Auch sehe das katholische Kirchenrecht als Taufstätte – außer im Notfall – eine Kirche oder Kapelle vor. Theologisch gesehen gehe es bei dem Sakrament um die enge Verbindung zu Christus und die Aufnahme in die Gemeinde. Daher sei es sinnvoll, dass der Taufort die Kirche der Pfarrei sei, zu der der Täufling oder seine Eltern gehörten, „und man sich nicht einfach eine besonders schöne Kirche aussucht“.
Bonhoeffer kennt diese Bedenken. „Wer sich für die Rheintaufe anmelden will, braucht eine Bestätigung seines Gemeindepfarrers, dass wir diese Amtshandlung übernehmen dürfen“, unterstreicht er. Und auch aus evangelischer Sicht werde ein Täufling „in die Gemeinde hinein“ getauft. „Deshalb ist es uns wichtig, dass die Leute Kontakt mit ihrem Pfarrer aufnehmen.“
Den „Eventcharakter“ versuchten sie zurückzudrängen, sagt Bonhoeffer. „Das ist eine Gratwanderung zwischen den Wünschen der Taufeltern und unserer theologischen Absicht.“ Bei der Premiere sei das geglückt. Und eine Taufe bleibe nicht ohne Wirkung. Dafür sorge „ein anderer“, meint der Großneffe der Hitler-Widersacher Dietrich Bonhoeffer und Hans von Dohnanyi.
„Das Eintauchen oder Untertauchen bei der Taufe ist nach evangelischer Auffassung ein Akt der Reinigung und der Wiedergeburt“, so der Pastor. Im Rhein mit seiner unberechenbaren Strömung wäre das allerdings lebensgefährlich. So werden auch diesmal wieder Rettungsschwimmer nahe der Taufstelle parat sein.
Meisenberg vom Erzbistum Köln weiß einen Weg, symbolträchtiges Wasser für die Taufe zu nutzen. So brächten manche Tauffamilien dafür Wasser etwa aus dem Jordan oder dem Rhein in die Kirche. Auf diese Weise werde das Bild vom „lebendigen Wasser“ anschaulicher – ganz ohne Gefahr und nasse Füße.
Auf der Suche nach einer passenden Taufstelle stießen die Geistlichen auf das seicht abfallende Ufer an Flusskilometer 689,7 im rechtsrheinischen Köln-Deutz. Bei der Premiere im Juli 2016 gab es elf Taufen. Eltern, Paten und Pastoren standen knietief im Wasser, im Hintergrund die imposante Kulisse des Kölner Doms. Den kleinen Täuflingen wurden jeweils ein paar Tropfen kostbares Nass auf den Kopf geträufelt.
Für Rheintaufe Nummer zwei sehen sich Quaas und Bonhoeffer den Angaben zufolge einer wahren Anmeldeflut gegenüber. Also fahren sie in diesem Jahr „Zweischichtbetrieb“: mit je 15 Taufen pro Gottesdienst. Eigentlich galt das Angebot nur der eigenen Gemeinde, sagt der Pastor. „Aber wenn man einen Stein in den Rhein wirft, zieht er Kreise.“ Als Gründe für die Anfragen weit über Köln hinaus sieht er den wachsenden Wunsch nach individuell gestalteten Ritualen und die Liebe der Rheinländer zu ihrem Fluss.
Und was ist mit den katholischen Verehrern von Vater Rhein? „Eine Taufe in offenen Gewässern ist sicherlich ein schönes Erlebnis und erinnert an die Taufe Jesu“, erklärt Sarah Meisenberg vom Erzbistum Köln auf Anfrage. „Doch da es weder um einen Event noch um ein Nachspielen der Taufe Jesu geht, ist das Taufen zum Beispiel im Rhein unseres Erachtens nicht sinnvoll.“
Auch sehe das katholische Kirchenrecht als Taufstätte – außer im Notfall – eine Kirche oder Kapelle vor. Theologisch gesehen gehe es bei dem Sakrament um die enge Verbindung zu Christus und die Aufnahme in die Gemeinde. Daher sei es sinnvoll, dass der Taufort die Kirche der Pfarrei sei, zu der der Täufling oder seine Eltern gehörten, „und man sich nicht einfach eine besonders schöne Kirche aussucht“.
Bonhoeffer kennt diese Bedenken. „Wer sich für die Rheintaufe anmelden will, braucht eine Bestätigung seines Gemeindepfarrers, dass wir diese Amtshandlung übernehmen dürfen“, unterstreicht er. Und auch aus evangelischer Sicht werde ein Täufling „in die Gemeinde hinein“ getauft. „Deshalb ist es uns wichtig, dass die Leute Kontakt mit ihrem Pfarrer aufnehmen.“
Den „Eventcharakter“ versuchten sie zurückzudrängen, sagt Bonhoeffer. „Das ist eine Gratwanderung zwischen den Wünschen der Taufeltern und unserer theologischen Absicht.“ Bei der Premiere sei das geglückt. Und eine Taufe bleibe nicht ohne Wirkung. Dafür sorge „ein anderer“, meint der Großneffe der Hitler-Widersacher Dietrich Bonhoeffer und Hans von Dohnanyi.
„Das Eintauchen oder Untertauchen bei der Taufe ist nach evangelischer Auffassung ein Akt der Reinigung und der Wiedergeburt“, so der Pastor. Im Rhein mit seiner unberechenbaren Strömung wäre das allerdings lebensgefährlich. So werden auch diesmal wieder Rettungsschwimmer nahe der Taufstelle parat sein.
Meisenberg vom Erzbistum Köln weiß einen Weg, symbolträchtiges Wasser für die Taufe zu nutzen. So brächten manche Tauffamilien dafür Wasser etwa aus dem Jordan oder dem Rhein in die Kirche. Auf diese Weise werde das Bild vom „lebendigen Wasser“ anschaulicher – ganz ohne Gefahr und nasse Füße.
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