Foto: KNA
Papst Franziskus beim Treffen mit der myanmarischen Staatsrätin und Außenministerin Aung San Suu Kyi sowie Kindern am 28. November.
Diplomatisch heikle Reise
Von: Roland Juchem | 10. Dezember 2017
Sagt er „Rohingya“? Besucht er eine Textilfabrik oder ein Flüchtlingslager? Westliche Erwartungen an die Papstreise vom 27. November bis 2. Dezember nach Myanmar und Bangladesch waren hoch.
In Rom hatte Papst Franziskus vor Wochen mindestens zweimal öffentlich von „Rohingya“ gesprochen. Die muslimische Minderheit Myanmars wurde zum Teil brutal vertrieben; mehr als 600 000 sind ins benachbarte Bangladesch geflohen. Während seines Besuchs in Myanmar vermied Franziskus den höchst umstrittenen Begriff, der bis in Familien hinein polarisiert. Manche kreiden ihm das an.
Der Besuch in Myanmar war eine der diplomatisch heikelsten Reisen von Franziskus. So will später ein Journalist wissen, ob er das Wort „Rohingya“ im Gespräch mit dem Oberbefehlshaber der Armee verwendet habe. „Ich habe die Worte verwendet, die nötig waren, meine Botschaft rüberzubringen“, antwortet Franziskus und fügt hinzu: „Die Wahrheit habe ich nicht verhandelt.“
General Min Aung Hlaing hatte sein Treffen mit dem Papst kurzfristig vorverlegt. Ob aus Termingründen – oder um dem Gast klarzumachen, wer im Land die Macht hat, bleibt Deutungssache. Jedenfalls fuhr Hlaing mit drei anderen weiteren Generälen und Adjutant bei Erzbischof und Papst vor; die offizielle Staatsführung traf der Papst erst tags darauf. „Diplomatisch war das nicht sauber“, sagt Papstsprecher Greg Burke.
Der Besuch in Myanmar war eine der diplomatisch heikelsten Reisen von Franziskus. So will später ein Journalist wissen, ob er das Wort „Rohingya“ im Gespräch mit dem Oberbefehlshaber der Armee verwendet habe. „Ich habe die Worte verwendet, die nötig waren, meine Botschaft rüberzubringen“, antwortet Franziskus und fügt hinzu: „Die Wahrheit habe ich nicht verhandelt.“
General Min Aung Hlaing hatte sein Treffen mit dem Papst kurzfristig vorverlegt. Ob aus Termingründen – oder um dem Gast klarzumachen, wer im Land die Macht hat, bleibt Deutungssache. Jedenfalls fuhr Hlaing mit drei anderen weiteren Generälen und Adjutant bei Erzbischof und Papst vor; die offizielle Staatsführung traf der Papst erst tags darauf. „Diplomatisch war das nicht sauber“, sagt Papstsprecher Greg Burke.
Viele Minderheiten haben es schwer in Myanmar
Nach jahrzehntelanger Militärdiktatur und Misswirtschaft versucht Myanmar, Infrastruktur, Wirtschaft und Demokratie auf die Beine zu stellen. Als Hauptgarantin dafür gilt Aung San Suu Kyi. Die Friedensnobelpreisträgerin von 1991, die jahrelang unter Hausarrest stand, wird von der katholischen Kirche des Landes sehr unterstützt.
Erschwert wird Suu Kyis Arbeit durch das nach wie vor mächtige Militär und einen buddhistischen Nationalismus, der sich über Facebook & Co. in der Mehrheitsbevölkerung der Birmanen verbreitet. Darunter leiden viele der offiziell 135 Minderheiten im Land, am meisten die Rohingya, aber auch Christen.
In dieser Situation wollte der Papst die noch frischen diplomatischen Beziehungen ausbauen und die christliche Minderheit stärken. „Diplomatische Reisen sind etwas anderes als etwa die nach Lesbos“, sagte Papstsprecher Burke in Rangun, angesprochen auf Kritik am päpstlichen Verhalten - etwa von Amnesty International. „Vatikanische Diplomatie ist nicht unfehlbar“, sagt Burke.
Seine Unbestechlichkeit belegt Franziskus in seiner ersten öffentlichen Rede am 28. November in der Hauptstadt Naypyidaw. Vor Vertretern aus Politik und Diplomatischem Corps, die Reihen anwesender Militärs fast demonstrativ nicht beachtend, pocht der Papst auf die internationalen „Verpflichtungen des Landes“. Es gelte, die Grundprinzipien der Menschenrechte zu wahren sowie eine demokratische Ordnung aufzubauen – für jeden „Einzelnen und jede Gruppe – niemand ausgeschlossen“.
All dies wird im Nachbarland Bangladesch, das die meisten Rohingya-Flüchtlinge aufgenommen hat und das Franziskus im Anschluss besucht, aufmerksam vernommen. Nach der Ankunft des Papstes am 30. November erwähnen Staatspräsident Abdul Hamid, Kirchen- und Religionsvertreter sowie Medien die Äußerungen lobend.
Mancher hatte erwartet, der Papst werde eine Textilfabrik besuchen, entsprechende Probleme ansprechen. Stattdessen besuchte er seine eigene kleine Kirche, warb für interreligiösen Dialog. Wenn bei all den Problemen dieser Länder nicht noch religiös gezündelt wird, ist viel gewonnen.
Zudem zeuge es von nachkolonialer Überheblichkeit, wenn ein westlicher Staatsgast öffentlich an wunden Punkten des Gastlandes rührt, meint ein langjähriger Korrespondent in Dhaka. Bangladesch und Myanmar hätten durchaus Erfolge vorzuweisen, ergänzt er, und: „Andere Staatsmänner fliegen für einen halben Tag ein – der Papst bleibt drei Tage.“
Erschwert wird Suu Kyis Arbeit durch das nach wie vor mächtige Militär und einen buddhistischen Nationalismus, der sich über Facebook & Co. in der Mehrheitsbevölkerung der Birmanen verbreitet. Darunter leiden viele der offiziell 135 Minderheiten im Land, am meisten die Rohingya, aber auch Christen.
In dieser Situation wollte der Papst die noch frischen diplomatischen Beziehungen ausbauen und die christliche Minderheit stärken. „Diplomatische Reisen sind etwas anderes als etwa die nach Lesbos“, sagte Papstsprecher Burke in Rangun, angesprochen auf Kritik am päpstlichen Verhalten - etwa von Amnesty International. „Vatikanische Diplomatie ist nicht unfehlbar“, sagt Burke.
Seine Unbestechlichkeit belegt Franziskus in seiner ersten öffentlichen Rede am 28. November in der Hauptstadt Naypyidaw. Vor Vertretern aus Politik und Diplomatischem Corps, die Reihen anwesender Militärs fast demonstrativ nicht beachtend, pocht der Papst auf die internationalen „Verpflichtungen des Landes“. Es gelte, die Grundprinzipien der Menschenrechte zu wahren sowie eine demokratische Ordnung aufzubauen – für jeden „Einzelnen und jede Gruppe – niemand ausgeschlossen“.
All dies wird im Nachbarland Bangladesch, das die meisten Rohingya-Flüchtlinge aufgenommen hat und das Franziskus im Anschluss besucht, aufmerksam vernommen. Nach der Ankunft des Papstes am 30. November erwähnen Staatspräsident Abdul Hamid, Kirchen- und Religionsvertreter sowie Medien die Äußerungen lobend.
Mancher hatte erwartet, der Papst werde eine Textilfabrik besuchen, entsprechende Probleme ansprechen. Stattdessen besuchte er seine eigene kleine Kirche, warb für interreligiösen Dialog. Wenn bei all den Problemen dieser Länder nicht noch religiös gezündelt wird, ist viel gewonnen.
Zudem zeuge es von nachkolonialer Überheblichkeit, wenn ein westlicher Staatsgast öffentlich an wunden Punkten des Gastlandes rührt, meint ein langjähriger Korrespondent in Dhaka. Bangladesch und Myanmar hätten durchaus Erfolge vorzuweisen, ergänzt er, und: „Andere Staatsmänner fliegen für einen halben Tag ein – der Papst bleibt drei Tage.“
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