Auf den ersten Blick scheint es, dass wir die Frage nach dem Zuschnitt dieser neuen Räume nur als eine Strukturfrage bearbeitet haben. Mit der heutigen Veröffentlichung des Entwurfs für die Pfarreien der Zukunft im Bistum Trier nimmt aber der dritte Perspektivwechsel „weite pastorale Räume einrichten und netzwerkartige Kooperationen verankern“ Gestalt an. Wir nehmen damit ernst, dass kirchliches Leben sich immer konkret vor Ort ereignet. Das war auch das Votum, das die diözesanen Räte, die auch heute wieder hier versammelt sind, dem Bischof, mir und der Leitungskonferenz am 3. Oktober nachdrücklich mitgegeben haben: „Wir brauchen einen Rahmen, in dem die Inhalte der Synode verwirklicht werden.“
Wir haben noch keine Pfarreien der Zukunft. Die guten Erfahrungen der Synodalen aus vielen Bereichen der Kirche haben aber geholfen, dass es eine Skizze gibt in unseren Köpfen und Herzen davon, wo wir hinwollen:
_Die Pfarrei der Zukunft verpflichtet uns, von den Getauften her zu denken:
Die Taufe ruft jeden einzelnen Gläubigen heraus, in der Verbundenheit mit Christus seine persönlichen Gaben zu entdecken und zum Wohle vieler anderer einzubringen. Die Pfarreien der Zukunft bieten den Getauften einen (geographisch und geistig) wei-ten Raum für ihr Engagement und bauen auf Eigeninitiative.
_Kirchliches Leben findet häufig im örtliche Umfeld statt: in unterschiedlichen For-men von Gebet und Gottesdienst, Gemeinschaften und Gruppen sowie vielen Formen von christlichem Engagement. Dieses vorhandene und bewährte kirchliche Leben sol-len die Pfarreien der Zukunft auf neue Weise unterstützen – z. B. mit einer verstärkten, am einzelnen orientierten Förderung des ehrenamtlichen Engagements.
_Neues kirchliches Leben soll auch entstehen können. Dort, wo Christen am Leben ihrer Mitmenschen teilnehmen, sich für sie und ihre Themen des Lebens interessieren, entdecken wir neue Ansatzpunkte für kirchliches Leben. - In der Weite des neuen Raums ist die Nähe zu den Menschen unserer Zeit gefragt, nicht nur lokal, sondern mehr noch inhaltlich und menschlich. Beispielhaft dafür stehen: auf menschliche Nähe aus-gerichtete Basisgemeinschaften und inhaltlich orientierte Themenzentren (etwa zu Di-akonie, Jugend, Katechese, Mission). Diese Initiativen sollen die Ferne überbrücken helfen, die viele Kirchenmitglieder inzwischen zur Kirche empfinden.
_Zur Pfarrei der Zukunft gehört es, auch Abschied zu nehmen. Wir können nicht ein-fach nur mehr aufsatteln. Was nicht mehr passt und nur mit unverhältnismäßigem Aufwand am Leben zu erhalten ist, darf und muss zu Ende gehen. Aus den Abschieden erwächst die Freiheit, nicht mehr alles überall aufrechterhalten zu müssen. Es können sich so Schwerpunkte bilden.
_Die Pfarrei der Zukunft ist ein Netzwerk mit vielen Knotenpunkten. Sie können sich bilden um unsere Kirchtürme oder an Einrichtungen, als Gruppen, die sich einem be-stimmten Thema widmen oder einer Aktivität oder einer Zielgruppe. Der Bistumssyno-de ist es wichtig, das missionarische und diakonische Engagement in den Pfarreien der Zukunft an vielen Orten und in vielfältiger Weise neu zu beleben.
_Die Pfarrei der Zukunft soll auch zur Entlastung der Verwaltungsaufgaben führen. Diese sollen an einem zentralen Ort, dem Pfarrort, gebündelt werden. Der Pfarrort wird ein verlässlicher Anlaufpunkt mit gesicherter Präsenz von Seelsorge und Verwaltung sein. Gerade für seelsorgerische Belange soll es aber darüber hinaus auch in räumlicher Nähe zu den Menschen Ansprechpartner/innen und Orte geben.
Ich wünsche mir, dass der hier vorgelegte Entwurf uns als Bistumsleitung mit den Men-schen im Bistum Trier in einen fruchtbaren Austausch bringt: über den konkreten Zuschnitt der Räume und über deren inhaltliche Ausgestaltung, auf dass wir unserem Auftrag als Kirche (diakonisch und missionarisch) auf zeitgemäße Art gerecht werden. Ich bitte Sie, mit Ihrer Be-richterstattung dazu beizutragen. Vielen Dank.
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