Politik, Kirche und Gesellschaft haben die Vergabe des
Friedensnobelpreises an die irakische Jesidin Nadia Murad (25) und den kongolesischen
Arzt Denis Mukwege (63) begrüßt.
Die UN-Sonderbotschafterin gegen Menschenhandel, die von der
Terrormiliz „Islamischer Staat“ versklavt wurde, und der Gynäkologe werden für ihren
Einsatz gegen sexuelle Gewalt als Waffe in Kriegen und bewaffneten Konflikten
ausgezeichnet, wie das norwegische Nobelkomitee am 5. Oktober in Oslo
mitteilte.
Murad gelang in Deutschland dank eines von Baden-Württemberg
gestarteten Hilfsprogramms für jesidische Frauen ein Neuanfang. Ministerpräsident
Winfried Kretschmann (Grüne) erklärte, Murad sei „eine unglaublich starke Frau“,
deren Engagement deutlich mache, dass sie sich nicht nur als IS-Opfer sehe, sondern
als „Überlebende mit Mut und Würde“.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte, dass beide Preisträger
den Opfern eine Stimme gäben. Mukwege erinnere an die Gräuel, er mahne, die Würde
der Opfer zu bewahren. Murad kämpfe gegen die Straflosigkeit der Täter. Auch Außenminister
Heiko Maas lobte das Wirken der Preisträger und kündigte an, das Thema Frauen, Frieden
und Sicherheit zu einem Schwerpunkt der deutschen Mitgliedschaft im Sicherheitsrat
der Vereinten Nationen zu machen.
UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet erklärte in Genf,
beide Preisträger seien „außergewöhnlich mutige, hartnäckige und wirksame Aktivisten
gegen die Geißel sexueller Gewalt und den Einsatz von Vergewaltigung als Kriegswaffe“.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker bezeichnete die
Preisvergabe als „Zeichen gegen die Gleichgültigkeit, mit der viele Regierungen
auf Vergewaltigungen als Kriegswaffe reagieren“. Auch die Frauenrechtsorganisation
Terre des Femmes unterstrich, dass ein tabuisiertes Thema nun in den Fokus
rücke.
Der Präsident von Missio München, Wolfgang Huber, sprach von
Solidarität mit Opfern von Krieg und Gewalt im Kongo und einer Stärkung der religiösen
Minderheiten im Nahen Osten. „Die Entscheidung des Nobelpreis-Komitees ist ein wichtiges
politisches Signal für das krisengebeutelte Land“, erklärte Prälat Klaus Krämer,
Präsident von Missio Aachen. „Der Zeitpunkt der Verleihung könnte nicht
günstiger sein, sollen doch im Dezember zeitgleich die lange verschobenen
Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo stattfinden“. Durch die Verleihung des
Friedensnobelpreises an Denis Mukwege werde die internationale Aufmerksamkeit
auf den Kongo gelenkt, meinte Krämer. „Die Missio-Projektpartner im Kongo arbeiten
seit vielen Jahren eng mit dem Arzt zusammen“, berichtete er. „Sie bringen die Opfer
sexueller Gewalt aus den entlegenen Regionen in sein Krankenhaus, wo er die medizinische
Behandlung übernimmt. Danach erfolgt durch unsere kirchlichen Partner die seelsorgerische
Hilfe für die schwer traumatisierten Frauen.“
Für Frauen gilt der Kongo als eine der gefährlichsten Regionen
der Welt, weil hier so viele Menschen Opfer von brutalen Vergewaltigungen werden.
„Eine der Ursachen des Konflikts im Kongo ist der Kampf um jene Blutmineralien,
die für die Herstellung von elektronischen Geräten wie Smartphones benötigt werden.“
Mit Spenden aus Deutschland unterstützt Missio Trauma-Zentren in der Region
Bukavu, in denen die Patientinnen von Denis Mukwege nach der Behandlung weiter betreut
werden.