Münster erlebte einen Katholikentag mit der typischen
Mischung aus Politik und Party. Zwei Prominente aus dem Bereich Kultur und Kabarett
waren die heimlichen Stars.
Die Resonanz war viel höher als erwartet. Rund 70 000 Teilnehmer haben den Katholikentag in Münster besucht, der am 14. Mai mit einem Open-Air-Gottesdienst vor dem Schloss seinen Höhepunkt erreichte – und zu Ende ging. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Veranstalter spricht vom „größten Katholikentag seit der Wiedervereinigung“.
„Suche Frieden“ lautete das programmatische Leitwort, das Besucher
während der fünf Tage auf türkisfarbenen Schals durch die Stadt des Westfälischen
Friedens trugen. Dennoch war das Christentreffen keine „Friede-Freude-Eierkuchen-Veranstaltung“,
wie Gastgeber-Bischof Felix Genn bilanzierte. Es wurde heftig diskutiert und mitunter
auch gestritten: besonders über Kreuze in Behörden oder die Kommunion für evangelische
Ehepartner. Alles lief aber in einer zivilisierten Debattenkultur ab – bis auf die
kleine Irritation beim umstrittenen Podium mit dem religionspolitischen Sprecher
der AfD, Volker Münz.
Eingeladen waren Experten aller Bundestagsfraktionen, um über
das Verhältnis von Kirche und Staat zu reden. Zu Beginn stürmten Demonstranten mit
Transparenten nach vorne, riefen „Keine Bühne für die AfD“ oder „Nazis raus“.
Einige der Besucher – unter ihnen auch zahlreiche AfD-Anhänger – reagierten mit
„Haut ab“-Rufen. Die Demonstranten wurden friedlich aus dem Saal begleitet. In geordneten
Bahnen zog auch ein Protestzug des Bündnisses „Keinen Meter den Nazis“ mit rund
1000 Teilnehmern vor das Messezentrum. Überhaupt verlief der Katholikentag laut
Polizei „ganz ohne Zwischenfälle“.
Das ZdK ließ die AfD mitdiskutieren, um keine Bundestagsfraktion auszugrenzen. Inhaltlich distanzierte sich Präsident Thomas Sternberg klar von der Partei: „Islamophobie, Antisemitismus, Ausgrenzung von Ausländern – das sind Dinge, die gehen mit Christen nicht, Punkt.“
Vor allem suchte der Katholikentag Gegenakzente zur angespannten
Weltlage – angefangen beim Syrienkrieg über den Terror in Afghanistan bis hin zu
Donald Trump und dem von ihm aufgekündigten Atomabkommen. Der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, verwies beim Abschlussgottesdienst auf
das Motto „Suche Frieden“ und betonte: „Diesen Auftrag Jesu wollen wir annehmen
und aus Münster mitnehmen.“ Dies gelte umso mehr „in einer Welt, die zerrissen
ist“.
Ähnliche Botschaften brachten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel mit. Beide Protestanten erhielten in Münster viel Zustimmung, als sie die Aufkündigung des Atomabkommens als „schweren Rückschlag“ für die Friedensdiplomatie und „schlechte Nachricht für die Welt“ kritisierten. Die heimlichen Stars in Münster kamen aber weder aus der Politik noch aus der Kirche. Und einer von den beiden war nicht einmal dabei, obwohl er aus dem nahen westfälischen Gronau stammt: der Rockmusiker Udo Lindenberg. Seine mit „Likörell-Technik“ gemalten Bilder zu den Zehn Geboten zogen rund 42 000 Besucher in die Überwasserkirche.
Ein Publikumsmagnet war auch Kabarettist Eckart von Hirschhausen, der mit fünf Auftritten innerhalb von 24 Stunden eine gewisse Omnipräsenz an den Tag legte. Als „Hofnarr“ ging er den Kommunion-Streit satirisch an: Er zahle über seine katholische Ehefrau auch Kirchensteuern. Dafür wolle er „auch die Oblate – oder mein Geld zurück“. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki kritisierte die Wortwahl, für die sich der Komiker später entschuldigte.