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Alles muss anders werden

Foto: Imago
„Wir haben es satt“ 2016. Auch in diesem Jahr führt der Protestzug wieder durch Berlin.

Alles muss anders werden

Von: Bruno Sonnen | 15. Januar 2017
„Bauernhöfe statt Agrarindustrie! Gesundes Essen statt Umweltverschmutzung und Tierleid! Demokratie statt Konzernmacht!“ Das sind zentrale Forderungen der „Wir haben es satt“-Demo am 21. Januar in Berlin.

Es ist bereits die siebte Demonstration ihrer Art, die am 21. Januar anlässlich der Internationalen Grünen Woche in Berlin stattfindet. Die Grüne Woche gilt als die weltgrößte Schau von Herstellern und Produkten in den Bereichen Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau und findet in diesem Jahr vom 20. bis 29. Januar zum 82. Mal statt. Zur Demonstration hat wieder ein breites Bündnis verschiedener Gruppen und Organisationen aus den Bereichen Umwelt, Ernährung, Landwirtschaft, Menschenrechte und Kirchen aufgerufen, darunter Misereor, Brot für die Welt und die Christliche Initiative Romero.

„Die bäuerliche Landwirtschaft und das regionale Lebensmittelhandwerk sind in Gefahr, denn Agrarkonzerne und die Bundesregierung treiben die Industrialisierung der Land- und Lebensmittelwirtschaft voran“, heißt es im Aufruf des Trägerbündnisses. Die Folgen seien: „Das weltweite Höfe-sterben schreitet rasant voran, die handwerkliche Lebensmittelherstellung wird verdrängt, hunderte Millionen Menschen leiden an Hunger oder Mangelernährung, die Artenvielfalt schwindet und die Klimakrise verschärft sich.“

Bauernhöfe fördern statt Agrarindustrie

Statt Bäuerinnen und Bauern „weltweit durch Landnahme den Boden unter den Füßen wegzuziehen“, müssten Arbeit und Perspektiven in den ländlichen Regionen geschaffen werden. Im Wahljahr 2017 werde entschieden, ob es „weiterhin Steuermilliarden für Agrar- und Chemieindustrie, Großgrundbesitz und Tierfabriken“ gebe oder ob „die regionale Landwirtschaft und das Lebensmittelhandwerk sowie Tier- und Umweltschutz gefördert“ werden.

Gefordert sei eine Agrarwende hin zu einer bäuerlichen und ökologischeren Landwirtschaft, heißt es weiter: „Wir wollen gesundes Essen! Aber Pestizide wie Glyphosat belasten unsere Lebensmittel, Mega-Mastanlagen quälen Nutztiere und übermäßiger Gülleeinsatz verschmutzt unser Wasser. Chemieriesen versuchen neuartige Gentechniken durch die Hintertür auf die Äcker und Teller der Welt zu bringen. An diesem System verdient vor allem die Agrarindustrie – auf Kosten von Bäuerinnen und Bauern. Schluss damit: Wir brauchen verbindliche Regeln für eine Land- und Ernährungswirtschaft, die Mensch, Tier, Umwelt und Klima schützt!“

Für Fairen Handel statt Freihandel

Entschieden wendet sich das Bündnis auch gegen Freihandelsabkommen wie CETA, TTIP und EPA (mit afrikanischen Staaten), weil sie die Märkte weiter liberalisierten und zu noch mehr Exportabhängigkeit führten. „Bäuerinnen und Bauern müssen zunehmend für den Weltmarkt produzieren, zu noch miserableren Erzeugerpreisen. Das führt zu Dumping-Exporten und zu höherer Marktkonzentration. Megakonzerne wie Bayer-Monsanto üben immer mehr Macht über unser Essen aus – vom Saatgut bis in den Supermarkt. Verantwortlich auch hier: die Agrarpolitik in Berlin und Brüssel.“

Die Initiatoren fordern, Subventionen an Agrarkonzerne zu stoppen und die Agrarwende konsequent zu fördern. Es seien konkret jährlich 500 Millionen Euro mehr in bäuerlich-ökologischere Landwirtschaft zu investieren und Anreize für artgerechte Tierhaltung und umweltschonendere Bewirtschaftung zu schaffen.

Ziel müsse es sein, dass bis 2020 mindestens 50 Prozent der öffentlichen Beschaffung aus regionaler und ökologischer Landwirtschaft komme sowie den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung um mindestens 50 Prozent zu reduzieren.

Die Überdüngung müsse gestoppt werden, es seien Obergrenzen für Viehbestand einzuführen und die Tierzahl an die Fläche zu binden. Um das Bienensterben zu stoppen, sei der Pestizideinsatz massiv zu reduzieren.

Auf dem Weg zu mehr globaler Gerechtigkeit seien Agrarexporte zu reduzieren sowie bäuerliche Erzeugung und regionale Märkte weltweit zu stärken. Überschussproduktion müsse durch Marktregulierung beendet werden.

Deutsche Kühe, Paraguay und der Senegal

„Wir machen mit, weil es nach wie vor Hunger in der Welt gibt, obwohl genügend Nahrungsmittel produziert werden“, sagt Roland Röder von der „Aktion 3. Welt Saar“ mit Sitz im saarländischen Losheim, die zum Trägerkreis von „Wir haben es satt“ gehört.

Die Landwirtschaft in Deutschland und in der EU sei falsch ausgerichtet und setze weiter auf Wachstum und Überproduktion. „Wir bringen dies in dem Slogan zum Ausdruck: Deutsche Kühe weiden in Paraguay und scheißen auf die Bauern im Senegal“, sagt Röder. Diesen Spruch werde man in Berlin zum ersten Mal als großes Banner dabei haben.

Röder erläutert den Hintergrund: „In Paraguay wurde die Landwirtschaft auf Soja ausgerichtet, Bauern wurden vertrieben und enteignet. Mit dem billigen Soja wird in Deutschland politisch gewollt zu viel Milch produziert und Bauern hier in den Ruin getrieben, da sie immer weniger für ihre Milch erhalten. Die überschüssige Milch wandert – unter anderem über die Hochwald-Molkerei in Thalfang und über die Arla Molkerei in Pronsfeld – als Milchpulver und Kondensmilch auf den westafrikanischen Markt und vernichtet dort bäuerliche Existenzen, weil die Bauern dort nicht mit der billigen EU-Milch konkurrieren können.

Die Gelackmeierten in diesem Spiel sind die Bauern in Paraguay, in Deutschland und im Senegal; trotz unterschiedlicher Entwicklungsniveaus.“




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