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Unsere Kirchen nach dem Konzil gestaltet

Foto: „mehrteiliger“ Altar in hellem Stein
Altarraum in St. Johannes Saarlouis-Steinrausch.
Foto: Thomas Wolf

Die Ausstellung „Der Tisch Gottes“ in Saarlouis zeigt erstmals das Herzstück des Schaffens des verstorbenen Bildhauers Heinz Oliberius. Zudem lädt sie 50 Jahre nach dem Konzil ein, sich die Werke im Original in den 52 Gemeinden des Bistums Trier anzuschauen.

Von Zeljko Jakobovac

Es ist eine Entdeckung. Die Ausstellung „Der Tisch Gottes – Heinz Oliberius“ im Museum Haus Ludwig in Saarlouis würdigt besonders die im Bistum Trier (vor allem im Saarland) zahlreichen sakralen Arbeiten des Steinmetzes und Bildhauers Heinz Oliberius (1937–2001). Witwe Margit Oliberius und Kurator Prof. Peter Pachnicke bezeichnen dies als das Herzstück seiner Arbeit. „Ich habe mehrmals versucht, darauf hinzuweisen, aber es wurde wegen seiner anderen starken Arbeiten nicht erkannt“, erklärt die Witwe. Denn Oliberius war bis dato in erster Linie durch seine zahlreichen Kunstwerke im Saarland im öffentlichen Raum bekannt.

Die Ausstellung, die der Kurator und die Witwe bei einem Journalisten-Rundgang zusammen mit Museumsleiterin Dr. Claudia Wiotte-Franz und Fotograf Thomas Wolf erläuterten, ist ganz eng verknüpft mit dem Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils vor 50 Jahren. Für Oliberius waren die bei dem Großen Kirchentreffen (1962–1965) beschlossenen Neuerungen in Liturgie und Kirchenraum eine künstlerische Herausforderung. Denn anfangs gab es nur inhaltliche, aber keine verbindlichen Beschreibungen, wie die Konzilsbeschlüsse etwa für den Hauptaltar umzusetzen sind. „Im Grunde hat Oliberius ohne Seile gearbeitet. Es war eine wunderbare Partnerschaft zwischen ihm und der Kirche“, betont Kurator Pachnicke.

Und gerade diesen spannenden Prozess für Bildhauer einerseits und die Pfarrgemeinden und das Bistum andererseits zeigt die Ausstellung mit Werken aus 13 Kirchen, die Oliberius zwischen 1962 und seinem Tod im Jahr 2001 gestaltete. Da sind zunächst die rund 60 großformatigen Fotografien von Thomas Wolf (meist 120 mal 80 und 120 mal 180 Zentimeter), die Oliberiuswerke aus sakralen Räumen zeigen. Sie werden in Beziehung gesetzt zu etwa 35 Entwurfszeichnungen des Bildhauers, die sein Ringen um die neuen Formen zeigen. Einen weiteren Zugang zum Werk gestatten rund 40 Modelle und Originale der kirchlichen Arbeiten. „Die Kreuzigung und die Eucharistie haben ihn besonders gefesselt“, erläutert der Kurator.

Darüber hinaus lädt die Ausstellung mit dem Rahmenprogramm ein, sich die Werke von Oliberius, der 1966 ins Saarland kam und zwei Jahre als Kunsterzieher am Willi-Graf-Gymnasium in Saarbrücken tätig war, vor Ort im Original in den Gemeinden anzuschauen. Ausstellungs-Fotograf Wolf und Kurator Pachnicke wissen, dass manche Küsterinnen und Küster das Werk von Oliberius durch Blumenschmuck und Tücher verschönern möchten, raten aber davon ab, da der Blick auf die Altäre und ihre Feinheiten verstellt werde.

Oliberius sei dem hohen qualitativen Maßstab für die Gestaltung der neuen liturgischen Orte nach dem Konzil stets gerecht geworden, wie die vielen Altäre und Ambonen, aber auch Tabernakelstelen und Taufbrunnen belegten, würdigt Bischof Dr. Stephan Ackermann Oliberius im Grußwort des Ausstellungskatalogs. „Mir fällt an seinen Arbeiten auf, wie sehr die jeweilige räumliche Situation bedacht ist und die neu geschaffenen liturgischen Orte untereinander zum Raum in Dialog treten. Das gilt gleichermaßen für seine Werke im historischen Kirchenraum wie auch bei Kirchenneubauten“, schreibt der Trierer Bischof.

Ausgehend von einfachen geometrischen Formen zeigten die Arbeiten von Oliberius eine vom Material geprägte Umsetzung mit einem hohen gestalterischen Anspruch bis ins Detail. Die Objekte überzeugten durch eine große Selbstverständlichkeit und eine archaische Kraft. „Seine Arbeiten zeigen in ihrer kraftvollen künstlerischen Gestaltung eine erhabene Strenge, die ihrer Bedeutung in der gottesdienstlichen Feier gerecht wird. Für viele Menschen sind sie Einladung, Wort und Sakrament Gottes aufmerksam wahrzunehmen und den Fragen des Glaubens Raum zu geben“, stellt Bischof Ackermann fest.

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