Restaurator Wolfgang Kaiser macht die unter dem alten Anstrich liegenden Fresken wieder sichtbar. Foto: Brigitte Meier

„Verlorener Sohn“ ist wieder da

Festwoche zum Abschluss der Restaurierung der Wallfahrtskirche Maria Martental

Von Brigitte Meier

Im älteren Teil der Wallfahrtskirche Maria Martental haben Handwerker bei der Restaurierung, deren Abschluss jetzt mit einer Festwoche gefeiert wird, die Darstellungen eines Kreuzweges und andere Wandmalereien entdeckt. Restauratoren haben die Fresken wieder sichtbar gemacht.

Ausgerechnet die Darstellung des Gleichnisses „vom verlorenen Sohn“ legten die Restauratoren frei. Der musste, nachdem er sein Erbe verprasst hatte und bettelarm war, Schweine hüten, berichtet das Lukas-Evangelium – und Pater Gerd Hemken, der die Umbau- und Renovierungsarbeiten der Wallfahrtskirche Maria Martental überwacht hat, erinnert sich lachend: „Als erstes kam ein Schweineschnäuzchen zum Vorschein, und wir waren sehr gespannt auf den Rest.“ Restaurator Wolfgang Kaiser aus Burgbrohl und sein Kollege Bernd Retterath machten sich auf die Spur dieses Geheimnisses. Die Längswände des alten Teils der beliebten Pilgerkirche im Enderttal, die in den 70er Jahren mit Dispersionsfarben überstrichen wurden, sind mit Bildergeschichten verziert, die Szenen aus der Bibel und Stationen des Kreuzweges erzählen.

Ein Freskenmaler aus der Abtei Maria Laach

Gemalt wurden die Fresken in den 30er-Jahren von Bruder Notker von der Benediktinerabtei Maria Laach. Auch die erklärenden Bibelzitate, die der Künstler unter die Malereien setzte, machen die Restauratoren wieder sichtbar. Die Fresken wurden damals in dezenten Ocker-, Beige- und Brauntönen auf einen Kalkanstrich gemalt, und in diesen sanften Originalfarben sollen sich die biblischen Darstellungen dem Betrachter wieder zeigen.

Viele Wochen lang rückten die Restauratoren dem Dispersionsanstrich zu Leibe, um die über 70 Jahre alten Fresken in der Wallfahrtskirche wieder sichtbar zu machen. Dazu mussten sie mit einem Schwamm Lösungsmittel auftragen und anquellen lassen. Dann wurde die nicht mehr erwünschte Deckfarbe mit Skalpell und Wattestäbchen Stück für Stück sorgfältig entfernt. An manchen Stellen mussten die Restauratoren auch Korrekturen vornehmen. Kaiser deutet auf eine Szene des Kreuzweges: „Hier musste zum Beispiel der Kreuzbalken vervollständigt werden.“ Doch er und Retterath holten nicht nur die Kirchenbilder wieder ans Licht. Mit ebenso viel Sorgfalt und Fachwissen haben sie auch Wandrisse und Beschädigungen beseitigt. „Vermutlich wurden die Gemälde ja mal überstrichen, um Risse zu schließen“, überlegt Kaiser.

Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege des Bistums

Die Frage nach dem kunsthistorischen Wert stellt sich für ihn nicht: „Natürlich wären Fresken aus dem Mittelalter spektakulärer.“ Dennoch betrachtet der Kirchenkunstkenner die Bilder von Bruder Notker aus der „Maria Laacher Schule“ mit Bewunderung: „Da war ein sehr guter Maler am Werk.“ Und wer die Bilder aus der Nähe betrachtet, entdeckt die Vorzeichnungen des Künstlers oder auch Korrekturen, die er selbst vornahm, weil zum Beispiel Perspektive oder Größenverhältnis nicht stimmten.

Die Restaurierungsarbeiten im Rahmen der Rundum-Renovierung der Kirche erfolgten in Zusammenarbeit mit dem Amt für kirchliche Denkmalpflege des Bistums Trier. Bauherr waren die Herz-Jesu-Priester (SCJ) im Kloster Maria Martental.

Davon, dass sich die wochenlange Klein- und Feinarbeit in der Pilgerkirche gelohnt hat, können sich die Besucher bei der Wallfahrtswoche überzeugen, wenn das für etwa 600 000 Euro renovierte und umgebaute Gotteshaus wieder zugänglich sein wird.


Die Festwoche zum Abschluss der Renovierung und Sanierung der Wallfahrtskirche dauert vom 10. bis 17. September. Auf dem Programm stehen zahlreiche Gottesdienste, Pilgermessen und Andachten. Am 10. September gestalten die Chöre des Dekanats Karden-Martental um 19 Uhr ein Abendlob; am 14. September ist um 19 Uhr eine Marienfeier mit Lichterprozession. Am 17. September ist von 11 bis 17 Uhr der Klostermarkt geöffnet, der Festgottesdienst mit Abt Benedikt Müntnich von Maria Laach ist um 14.30 Uhr. Weitere Infos unter Telefon (0 26 53) 9 89 00, Fax 98 90 19 sowie unter www.scj.de und www.martental.de.